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«miteinander, voneinander und übereinander» lernen

Die internationale Konferenz von Fachpersonen der Interprofessionelle Lehre und Praxis (IPLP) fand Ende letzten Jahres in Doha, Qatar statt. Eine Vielzahl an Vorträgen zu IPLP, als auch zu Forschung waren zu hören. Lehrende des ZHAW Departement’s für Gesundheit hielten Vorträge und überzeugten die Jury mit drei Beiträgen, die mit einem Preis ausgezeichnet wurden.

«All Together Better Health» Qatar November 2023

Die 11. internationale Konferenz für Interprofessionelle Lehre und Praxis (IPECP), All Together Better Health (ATBH) XI, fand im November 2023 in Doha, Qatar statt. ATBH ist die führende globale IPECP-Konferenz, die alle zwei Jahre stattfindet, zuvor in Japan, Australien, Schweden, Grossbritannien, Kanada, Amerika und Neuseeland. Das Konferenzthema lautete «Cultivating a Collaborative Culture: Sharing Pearls of Wisdom». Es waren ca. 600 Teilnehmende aus über 30 Ländern vertreten.

Die ATBH-Konferenz bietet ein Forum für die wachsende Zahl nationaler und transnationaler IPECP-Regionalnetzwerke, um sich zu inspirieren und eine Gelegenheit zu bieten, Wissen und Erfahrungen auszutauschen, Perspektiven zu vergleichen, «miteinander, voneinander und übereinander» zu lernen, Strategien zu diskutieren und aufkommende Herausforderungen im Gesundheitswesen anzugehen.

Neues Modell der interprofessionellen Ausbildung

Matthew Kerry-Krause, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der ZHAW, präsentierte an der ATBH-Konferenz zum ersten Mal Erkenntnisse über ein neues Modell zur Evaluation interprofessioneller Ausbildung (IPE) und Zusammenarbeit (IPC). IPE «findet statt, wenn zwei oder mehr Berufe mit, über und voneinander lernen, um eine effektive Zusammenarbeit zu ermöglichen und die Gesundheitsergebnisse zu verbessern» (WHO, 2010). Da IPE und IPC eine hohe Komplexität aufweisen, wurde ein neues breites Modell benötigt, um auch in der Evaluation der Komplexität zu begegnen. Dieses «Framework for Evaluation of IPE & Collaboration» (FEIPEC), das von Marion Huber, Leiterin Fachstelle Interprofessionelle Lehre und Praxis (IPLP) an der ZHAW, entwickelt wurde, hat Kerry-Krause mit Daten von interprofessionellen Ausbildungsstationen aus verschiedenen Zürcher Spitälern getestet. Darin untersuchte er die Auswirkungen des interprofessionellen Trainings und der Patientenkomplexität auf die Teamfähigkeit der Studierenden, die IP-Einstellungen der Studierenden und die Patientenzufriedenheit.

«Student Presentation Award» gewonnen

Lucas Büsser hat seine medizinische Doktorarbeit an der Universität Basel unter der Leitung von Julia Dratva und der Betreuung von Marion Huber, ZHAW Departement Gesundheit, verfasst. Er hat den Effekt von ZIPAS (Zürcher interprofessionelle klinische Ausbildungsstation) auf die inteprofessionelle (IP) Zusammenarbeit von teilnehmenden Studierenden und Facilitator:innen untersucht, wie auch auf die Zufriedenheit der Patient:innen. Dabei zeigte sich, dass ZIPAS die interprofessionellen Teamwork-Fähigkeiten von Studierenden, aber auch Facilitator:innen gegenüber einer Kontrollstation verbesserte, bei gleichbleibend hoher Patient:innen-Zufriedenheit.  Das Paper ist zurzeit unter Review beim Journal und die Doktorarbeit somit in der finalen Phase der Bearbeitung. Für die Präsentation seiner Arbeit an der All Together Better Health (ATBH) XI Konferenz in Doha, Qatar wurde Lucas Büsser mit dem «Student Presentation Award» gewürdigt.

Bereits während seines Medizinstudiums an der Universität Zürich interessierte sich Lucas Büsser für die interprofessionelle Ausbildung und Zusammenarbeit der Gesundheitsberufe. Seit bald fünf Jahren ist er zudem als Präsident von SHAPED (Swiss Health Alliance for Interprofessional Education) tätig. Ziel von SHAPED - einem Verein von Gesundheitsstudierenden und Berufseinsteiger:innen - ist die IP Ausbildung in der Schweiz zu fördern und damit die IP Zusammenarbeit im Gesundheitswesen zu stärken. Der Verein ist überzeugt, dass dies nicht nur den zukünftigen Patient:innen zugutekommt, sondern auch zu einer nachhaltigeren Arbeitsatmosphäre in den Gesundheitsinstitutionen beiträgt. Um dieses Ziel zu erreichen, schafft SHAPED Möglichkeiten für Studierende und junge Berufsleute aller Gesundheitsberufe, ihre interprofessionellen Fähigkeiten zu verbessern und sich aktiv in die interprofessionelle Arbeit und den Austausch einzubringen. So bietet SHAPED unter anderem IP Workshops an verschiedenen Schweizer Hochschulen (inkl. der ZHAW) an, unterhält ein Shadowing-Programm, führt interprofessionellen Fallbesprechungen durch und lädt halbjährlich zum so genannten IP Café ein.

Entsprechend seiner Interessen wollte Lucas Büsser seine Doktorarbeit im Bereich der IP Ausbildung verfassen. Dank Marion Huber und dank Julia Dratva, die nebst der ZHAW als Privatdozentin an der medizinischen Fakultät der Universität Basel tätig ist, war dies mit seiner Arbeit über das interprofessionelle Vorzeigeprojekt ZIPAS an der ZHAW möglich.

Herausragende interprofessionelle Doktorarbeit

Der «John HV Gilbert Interprofessional Research Global Award» würdigt eine herausragende interprofessionelle Doktorarbeit, die in den letzten drei Jahren veröffentlicht wurde. Die Doktorarbeit muss zu einem Lernparadigma führen, das sich auf interprofessionelle Bildung, Lernen und Praxis konzentriert, um eine qualitativ hochwertige Versorgung der Menschen zu fördern und zu verbessern.

Im Jahr 2023 erhielt Dr. Michael Sy diese Auszeichnung während der ATBH in Doha. Seine Dissertation mit dem Titel «Concretizing occupational justice constructs in occupational therapy practice within the substance addiction rehabilitation setting in the Philippines» zielte darauf ab, die Chancengleichheit von Menschen, die sich von einer Drogenabhängigkeit erholen, in Bezug auf die Teilnahme an Aktivitäten während und nach der Rehabilitation zu fördern, um ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden im täglichen Leben zu verbessern.

Die Dissertation umfasste vier zusammenhängende Forschungsprojekte, die von 2016 bis 2019 unter der Leitung von Dr. Nobuo Ohshima und Dr. Peter Bontje an der Tokyo Metropolitan University in Tokio, Japan, zu sechs begutachteten Artikeln und einem Buchkapitel, sieben Konferenzpräsentationen und mehreren Medienauftritten führten.

Zu den wichtigsten Erkenntnissen der Dissertation gehören:
Ergotherapeuten spielen eine entscheidende Rolle im Bereich der Drogenabhängigkeit und der Rehabilitation.
Der Konsum illegaler Substanzen wird von einigen Menschen als sinnvolle Beschäftigung angesehen, nicht nur zur Freizeitgestaltung, sondern auch zur Aufrechterhaltung der wirtschaftlichen Produktivität, insbesondere in Gesellschaften, die weitgehend vom Kapitalismus abhängig sind.
Der Fragebogen zum Gesundheitsschutz in der «Occupational Justice Health Questionnaire» ist ein Instrument, mit dem Beschäftigungstherapeuten, Gesundheits- und Sozialarbeiter soziale Determinanten von Gesundheitsproblemen ermitteln können, um gesundheitliche und medizinische Bewertungen, Interventionen und Ergebnismessungen zu unterstützen.

Michael Sy arbeitet derzeit als Senior Researcher in der Forschung am Institut für Ergotherapie und als Co-Modulverantwortlicher für die Interprofessionelle Lehre und Praxis (IPLP) an der ZHAW.