Das Spiel mit der Zukunft
Das Institut für Public Health fördert innovative Ideen mit einem internen Stipendien-Wettbewerb. Das jüngste Siegerprojekt: Interaktive Lernvideos für Studierende.
Wie kann man lernen, angemessen auf schwierige, emotional aufgeladene Situationen zu reagieren, die im Berufsalltag auf einen warten? Theoretische Anleitungen können hilfreich sein. Eingängiger ist es jedoch, wenn man die Szenen vorab im geschützten Rahmen durchspielen und dabei mögliche Handlungsoptionen und deren Folgen austesten und reflektieren kann.
Die ZHAW setzt daher in mehreren Modulen auf Rollenspiele, etwa bei «Klientenzentrierte Gesprächsführung im interprofessionellen Kontext». Allerdings sind solche Rollenspiel-Lektionen mit Schauspielerinnen und Schauspielern sehr aufwändig, vor allem, wenn jeweils mehrere hundert Studierende davon profitieren wollen.
Projektidee interaktive Lernvideos entwickeln
Wie wäre es, für derartige Situationen interaktive Lernvideos zu entwickeln, die von beliebig vielen Studierenden selbstständig und jederzeit durchgespielt werden könnten? Mit dieser Projektidee bewarb sich ein Team von ZHAW-Mitarbeitenden für den Innovationswettbewerb des Instituts für Public Health (IPH) und wurde als Sieger auserkoren. Der Gewinn: Ein Stipendium von 10’000 Franken.
Den Wettbewerb hatte das IPH-Leitungsteam lanciert, um im Rahmen der Initiative «Health Innovation Center» innovative Ideen zu fördern; alle Mitarbeitenden waren eingeladen, ein Gesuch einzureichen. Etwa für Projekte zur Gesundheitsförderung, zu innovativen Lehr- und Lernformaten, sowie Hospitationen an innovativen nationalen und internationalen Lehr- und Forschungszentren.
Was aufwändig tönt, war in Wahrheit noch aufwändiger
«Wir konnten mit dem Stipendium ein erstes interaktives Lernvideo konzipieren und umsetzen», sagt Andreas Bänziger, der Teil des 7-köpfigen Projektteams war. Dafür mussten sie zuerst ein Drehbuch für mehrere Kommunikationsentscheidungen entwickeln. Anschliessend wurde dieses Drehbuch von Schauspielerinnen und Schauspielern verfilmt. Schliesslich wurden die Filmsequenzen zusammen mit den Fragen für die Kommunikationsentscheidungen zu einem interaktiven Video zusammengefügt.
Was aufwändig tönt, war in Wahrheit noch aufwändiger: Rund ein Jahr dauerte das gesamte Projekt vom Antrag bis zum Resultat und wäre ohne zusätzliche Ressourcen und das engagierte Team nicht möglich gewesen. Kurz: Das Stipendium von 10’000 Franken konnte den Aufwand nicht decken. In den Augen von Andreas Bänziger hat sich das Ganze aber trotzdem gelohnt. «Ohne dieses Stipendium hätten wir das Projekt gar nicht erst anpacken können.» Es habe zwar am Ende nur für ein Video gereicht, die Erkenntnisse könnten nun aber für zukünftige Projekte genutzt werden.
Das interaktive Video ist bereits im Einsatz
Was aber noch wichtiger ist: Das interaktive Video ist bereits im Einsatz. Es geht darin um einen Konflikt zwischen zwei Patientinnen in einem Spitalzimmer. Die Studierenden müssen sich jeweils nach einer Filmsequenz entscheiden, wie sie reagieren würden und sehen abhängig davon eine entsprechende Reaktion im nächsten Filmausschnitt. Das Wertvolle daran: Man darf Fehler machen, einen Schritt zurückgehen und einen neuen Versuch starten. Man darf auch absichtlich «falsch» oder untypisch reagieren und so ohne negative Folgen überprüfen, wie sich die Situation in diesem Fall entwickelt hätte.
Für Andreas Bänziger ein weiterer Vorteil von interaktiven Lernvideos: «Sie kommen auch jenen Studierenden zugute, die eher introvertiert sind, und die eine solche Situation lieber in Ruhe üben statt vor 30 Klassenkamerad:innen.» Der Innovationswettbewerb des IPH hat sich also mehrfach gelohnt. Und übrigens: Der nächste ist bereits im Gange.