Eingabe löschen

Kopfbereich

Hauptnavigation

Der zweite Platz ist nicht genug: ZHAW-Student startet als Kickboxer durch

Midas Pavia Dominguez erkämpfte sich an den European Universities Games 2024 in Ungarn den zweiten Platz im Kickboxen. Der Schweizer Meister erzählt, wieso er es liebt zu kämpfen, wie er vor dem Wettkampf schnell Gewicht verliert und wie er sein Informatikstudium und Spitzensport unter einen Hut kriegt.

Mildas, im Juli warst du in Ungarn an den European Universities Games. Wie war das? 
Es war grossartig, es ist ein professioneller Event mit olympischem Charakter. Es hat mich sehr gefreut, dabei zu sein. Aber ich war genervt, dass ich das Finale nicht gewonnen habe. Ich mag den zweiten Platz nicht – ganz grundsätzlich. 

Du hattest drei Kämpfe. Wie liefen sie?
Die ersten beiden Kämpfe konnte ich dank meiner Schnelligkeit und Ausdauer durch K.o. gewinnen. Es waren klassische K.o., das heisst dein Gegner wird ausgezählt, weil er nicht mehr aufstehen kann und kampfunfähig ist.

Im Halbfinal merkte ich, dass mir der ungarische Gegner technisch überlegen war. Meine Taktik war es, ihm stetig in das vordere Bein zu kicken. Der Plan ging auf, in der dritten Runde war sein Stand sehr unsicher und ich konnte auch ihn durch K.o. besiegen. Das Publikum hat mich lautstark angefeuert, auch wenn mein Gegner in seinem Heimatland angetreten war, sogar meine vorherigen Gegner waren auf meiner Seite. Dieser Siegesmoment war mein Highlight.

Im Final musste ich gegen den Weltmeister antreten. Mit meinen Beinen konnte ich mithalten und immer mal wieder einen Treffer landen. Er ist aber auch ein internationaler Boxer, nicht nur Kickboxer. Da hängte er mich ab. Der Kampf ging über 3 Runden und ich habe gut gekämpft. Schlussendlich war er mir aber überlegen – er hat den Kampf verdient gewonnen. 

Vor dem Wettbewerb musstest du einen sogenannten «Weight Cut» machen. Was heisst das genau und wie hast du das geschafft?
Um bessere Chancen bei den Kämpfen zu haben, starte ich in der Kategorie -63 Kilogramm. Das heisst, ich muss vor jedem Kampf mindestens fünf bis sieben Kilogramm Gewicht verlieren. Eine Woche vor dem Kampf beginnt der «Weight-Cut». Dabei verliere ich kein Körperfett und ich gehe nicht in ein Kaloriendefizit, das Hauptziel ist der Wasserverlust. Ich ernähre mich kohlenhydrate- und salzarm, so verliere ich viel Wasser. Dann folgen drei Tage «Waterloading»: man trinkt sieben Liter Wasser am Tag. Dadurch werden die Körperzellen ausgetrickst und scheiden mehr Wasser aus als gewöhnlich und meine Glykogenspeicher werden geleert. Der überschüssige Betrag, der noch auf der Waage ist, wird ausgeschwitzt mit Pulli und speziellem Schwitzanzug. Danach trinkt und isst man nichts mehr bis zum Wiegen. Aber Achtung! Man sollte maximal zwei bis drei Liter schwitzen, bei mehr kann es gefährlich werden und angenehm ist es auch nicht.

Was war für dich die grösste Herausforderung im Turnier? 
Vor dem Finale ruhig zu bleiben. Ich wusste, dass ich gegen den Weltmeister kämpfe, und dass er wirklich gut ist. In der ersten Runde hatte ich noch das Gefühl, ich kann gewinnen. Zu merken: «hey er ist wirklich besser», aber trotzdem mental stark zu bleiben und weiterzukämpfen, brauchte viel Überwindung. 

Wie war der internationale Austausch? Wurde auch übers Studium gesprochen? 
Es war spannend, so viele neue Leute aus den verschiedensten Ländern kennenzulernen. Da wir alle an einer Universität studieren, spricht man natürlich auch über das Studium. Es brachte mich auf die Idee, vielleicht ein Semester im Ausland zu absolvieren. Budapest könnte ich mir vorstellen oder die Hochschule in Valencia. Die ist sogar auf der International Profilcard von der ZHAW, das habe ich bereits gecheckt. 

Du kickboxt seit 2020, und bist bereits Schweizer Meister in Kickbox Light und Trainer in deinem Club. Das ist ein steiler Aufstieg – wie kommts? 
Mein Nachbar nahm mich mit zum Kickbox-Training. Anfangs nahm ich es entspannt, oft haben wir nach dem Training noch ein Bierchen getrunken. Aber als ich meine ersten Kämpfe im Training absolvierte, hat es mich gepackt. Ich begann, regelmässiger ins Training zu gehen. Ich stieg schnell auf und konnte bald an einem offiziellen Wettkampf teilnehmen – auch wenn mein Trainer dachte, ich sei noch nicht so weit. Natürlich bekam ich auf die Schnauze, aber das brauchte es irgendwie: Danach wollte ich nicht mehr verlieren. Ich begann, viel mehr zu trainieren und passte meinen Lebensstil an. Ich hörte auf zu trinken und zu rauchen. Der Erfolg zeigte sich 2023, als ich alle Gegner in meiner Gewichtsklasse besiegte.

Bist du auch im Studium so diszipliniert?
Ja, aktuell habe ich einen Schnitt von 5.4. Ich möchte mir so viele Türen offen halten wie möglich. Ich will meinen Bachelor mit guten Noten abschliessen, damit ich danach den Master machen könnte. 

Ich musste aber auch hier Änderungen vornehmen. Ich habe das Informatik-Studium im Herbst 2023 in Teilzeit begonnen und nebenbei gearbeitet. Letzten Winter wurde ich für die Kickbox-Nationalmannschaft nominiert, darum habe ich mich für den Wechsel ins Vollzeitstudium entschieden, da es mit der erhöhten Trainingsintensität nicht mehr möglich war, die drei Sachen zu kombinieren. Nun konzentriere ich mich voll auf das Studium und das Kickboxen.

Was macht Kickboxing zu deinem Lieblingssport? 
Ich liebe es einfach, zu kämpfen. Ein Eins-gegen-Eins-Kampf mit ausgeglichenen Stärkeverhältnissen macht mich glücklich und ich kann meine kompetitive Ader befriedigen. Es ist taktisch, technisch und man muss enorm fit sein! Es vereint so viele Disziplinen.