Vice Herrlig
Wohnen und die Anatomie der Stadt
Semesterarbeit Simon Ott
Herbstsemester 2024
Dozierende: Giulio Bettini (Co-Leitung), Ron Edelaar (Co-Leitung), Valentin Loewensberg (Co-Leitung)
Begleitung: Daniel Meyer (Tragwerk)
Beschrieb der Studierende
Städtebauliche Setzung
Der Entwurf orientiert sich an den bestehenden Straßen Hohlstrasse, Herrligstrasse und Eichbühlstrasse und fügt sich harmonisch in die bestehende Bebauung ein, während gleichzeitig eine gezielte Verdichtung ermöglicht wird. Der Baukörper ist in zwei Teile gegliedert: ein fünfgeschossiger Bereich im Norden und ein elfgeschossiger Hochpunkt im Süden. Diese Staffelung schafft eine klare städtebauliche Struktur und trägt zur Integration des Neubaus ins Quartier bei, ohne die Qualitäten der bestehenden Genossenschaft Herrlig zu beeinträchtigen. Der zentrale Zugang zum Areal und der Haupteingang des Neubaus sind sowohl von der Hohlstrasse als auch von der rückseitigen Arealseite zugänglich. Diese beidseitige Zugänglichkeit fördert eine unkomplizierte Erschließung und schafft Verbindungen zu beiden Seiten des Areals, was die Integration des Neubaus in den städtischen Kontext stärkt. Ein klarer Übergang zwischen öffentlichem und privatem Raum wird durch die Gestaltung des Erdgeschosses und der Fassade erreicht. Das Erdgeschoss entlang der Hohlstrasse ist für öffentliche und halböffentliche Nutzungen wie Cafés, Büros und Atelierwohnungen vorgesehen, was zur Belebung des Straßenraums beiträgt und den Übergang vom öffentlichen Raum zum privaten Raum fördert. Das Gebäude fügt sich respektvoll in das bestehende urbane Gefüge ein, indem es die Orientierung der umliegenden Bestandsgebäude aufgreift und gleichzeitig mit seiner differenzierten Höhenentwicklung die bestehende Struktur aufwertet. Die Verdichtung erfolgt in einer Form, die sowohl die sozialen als auch die ökologischen Werte des Quartiers berücksichtigt.
Wohnqualität
Der Entwurf bewahrt die bestehende Siedlungsstruktur des Areals Herrlig in Altstetten und sieht lediglich Ersatzneubauten entlang der Straßenseite vor. Im Gegensatz zu den ursprünglichen Planungen der ABZ, die eine komplette Neubebauung vorsahen, bleibt die bestehende Bebauung weitgehend erhalten. Dies trägt entscheidend dazu bei, den grünen und ruhigen Charakter des Quartiers zu wahren und gleichzeitig die wachsende Nachfrage nach modernen Wohnungen zu bedienen. Der Neubau ermöglicht eine behutsame Verdichtung, indem moderne und bezahlbare Wohnräume geschaffen werden, die gleichzeitig den sozialen und ökologischen Charakter der Genossenschaft respektieren. Das Areal liegt in einer zentralen Lage in Zürich-Altstetten, nahe dem Bahnhof, und bietet eine ausgezeichnete Anbindung an den öffentlichen Verkehr. Diese zentrale Lage sorgt dafür, dass der Neubau sowohl eine ruhige Umgebung für die Bewohner bietet als auch sehr gut erreichbar ist. Die Erhöhung der Dichte durch die Ersatzneubauten entlang der Straßenseite schafft zusätzlichen Wohnraum und stärkt gleichzeitig die Attraktivität des Areals. Diese Maßnahme trägt zur Schaffung eines lebendigen urbanen Raums bei, ohne das charakteristische Umfeld maßgeblich zu verändern.
Eingangssituation
Die Eingangssituation befindet sich auf Höhe der Tramhaltestelle Seidhof und markiert den Zugang zur Siedlung Herrlig. Der Platz, der an dieser Stelle entsteht, hebt das Erdgeschoss auf Stützen an und schafft eine offene, einladende Atmosphäre. Ein Brunnen, ein Café und halböffentliche Nutzungen beleben den Platz und fördern die sozialen Interaktionen der Bewohner sowie der Passanten. Diese Gestaltung berücksichtigt die bestehende Struktur und bewahrt die Qualitäten des Quartiers, indem sie klare Übergänge zwischen öffentlichen und privaten Bereichen schafft.Der Haupteingang des Neubaus ist sowohl von der Hohlstrasse als auch von der rückseitigen Arealseite zugänglich. Diese beidseitige Zugänglichkeit ermöglicht eine unkomplizierte Erschließung des Gebäudes und fördert die Verbindung des Neubaus mit dem öffentlichen Raum und dem Areal.
Durchwegung
Die Durchwegung des Areals bleibt im Wesentlichen erhalten, was die Orientierung und Erreichbarkeit der verschiedenen Bereiche des Geländes erleichtert. Der zentrale Haupteingang ist sowohl von der Hohlstrasse als auch von der rückseitigen Arealseite zugänglich. Dies gewährleistet eine klare Orientierung und einfache Erschließung des gesamten Areals. Der bestehende Fußweg wird durch den Entwurf nur geringfügig angepasst, sodass die Struktur der Erschließung und die räumliche Logik des Gebiets nicht maßgeblich verändert werden. Der durchgehende Belag zwischen Außen- und Innenraum sorgt für einen fließenden Übergang zwischen den Bereichen und trägt zur Homogenität des Areals bei, ohne die bestehende Struktur zu stören.
Ausnutzung
Die Ausnutzungsziffer des Areals wurde von ursprünglich 0,79 auf 1,48 erhöht, was einer nahezu Verdopplung der Dichte entspricht. Diese Verdichtung wurde durch die Errichtung von vier Ersatzneubauten entlang der Hohlstrasse erreicht, die zu einer Erhöhung der bebaubaren Fläche und einer besseren Ausnutzung des Areals führten. Der Footprint des Areals bleibt jedoch weitgehend unverändert. Lediglich wenige Gebäude wurden ersetzt, der Großteil des Areals bleibt in seiner ursprünglichen Form erhalten. Dies bedeutet, dass der Charakter des Areals nicht verändert wird und gleichzeitig mehr Wohnraum geschaffen wird. Die Vergrößerung der Erdgeschossfläche im Neubau ist minimal und beschränkt sich auf wenige Quadratmeter, sodass keine signifikante Veränderung des Footprints des gesamten Areals stattfindet. In dieser Hinsicht bleibt der Eingriff in das Bestehende behutsam und respektvoll. Langfristig könnte eine weitere Verdichtung des Areals durch gezielte Aufstockung der Bestandsgebäude erreicht werden, ohne den Footprint weiter zu vergrößern. Eine solche Maßnahme könnte in einer zweiten Etappe realisiert werden, um zusätzlichen Wohnraum zu schaffen, ohne die Struktur des Areals grundlegend zu verändern.
Tragwerk und Bauweise
Das Tragwerk des Neubaus besteht aus einem zentralen Tragkern aus vor Ort betoniertem Beton, der die vertikale Lastabtragung übernimmt und die Stabilität der Struktur gewährleistet. Diese Bauweise ermöglicht eine klare Trennung zwischen tragenden und nichttragenden Elementen und sorgt für eine flexible Nutzung der Geschosse. Die Decken bestehen aus Carbon Prestressed Concrete (CPC)-Platten, die im Rahmen eines Forschungsprojekts der ZHAW entwickelt wurden. Diese Platten zeichnen sich durch ihre Leichtigkeit aus und ermöglichen eine Reduzierung der Deckendicken und des Gesamtgewichts der Struktur. Das angehobene Erdgeschoss wird durch massive Tragstrukturen getragen, die die Lasten über eine Tischkonstruktion in den zentralen Tragkern ableiten. Diese Konstruktion sorgt für eine klare räumliche Trennung und schafft im Erdgeschoss großzügige, ungestörte Nutzungsflächen. Die Wahl dieser Konstruktion trägt zur Effizienz und Nachhaltigkeit des Bauwerks bei, da sie den Materialaufwand reduziert und gleichzeitig eine hohe Stabilität bietet.
Zusammenfassung der Änderungen im Bestand
Im Bestand bleiben viele der bestehenden Gebäude erhalten, wobei fünf Gebäude abgerissen und durch vier Ersatzneubauten ersetzt wurden. Der Footprint des Areals hat sich durch diese Maßnahmen nur minimal verändert, was bedeutet, dass das ursprüngliche Gelände weitgehend unverändert bleibt. Lediglich die Erdgeschossfläche wurde geringfügig vergrößert, und die Dichte des Areals konnte durch die Ersatzneubauten deutlich erhöht werden. Die Ausnutzungsziffer wurde von 0,79 auf 1,48 gesteigert, wobei der Großteil des Areals nicht verändert wurde und nur eine moderate Erhöhung der Bebauung stattfand. Diese Entwicklung ermöglicht es, den grünen Charakter des Areals zu erhalten und gleichzeitig mehr modernen Wohnraum zu schaffen.