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Soziale Arbeit

Ein Roboter gegen die Einsamkeit in Japan

Christina Erös ist Marketingmanagerin an der ZHAW Soziale Arbeit und mit Swissnex in Japan unterwegs.

von Christina Erös

Plötzlich kommt ein kleiner Roboter angerollt. Er hat Kulleraugen und gibt lustige Geräusche von sich. Als ich über seinen Kopf streichle, spüre ich seine «Körperwärme». Herumrollen tut er im Future Care Lab in Tokio. Dort werden neue Anwendungen und Systeme für eine Gesellschaft entwickelt, in der bereits heute rund 30 Prozent der Bevölkerung 65 Jahre alt oder älter sind. Japan hat die älteste Bevölkerung der Welt. Kommt hinzu: Viele ältere Menschen sind einsam und sozial isoliert. Es gab Fälle von Senior:innen, die eine Straftat begingen, um ins Gefängnis zu kommen, denn dort werden sie versorgt und sind nicht mehr allein.

Der interaktive Hausroboter Lovot – kurz für «Love Robot» – soll daher unter anderem der Einsamkeit und Isolation im Alter entgegenwirken. Lovot hat Sensoren und eine 360-Grad-Kamera auf dem Kopf, kann sich Gesichter merken und reagiert auf seinen Namen. Wenn er umfällt, muss man ihm aufhelfen. Das ist bewusst so gemacht: Durch das Helfen fühlt sich der Mensch für Lovot verantwortlich und damit wertvoll. In Japan ist der Roboter bereits auf dem Markt. Trotz seines stolzen Preises von rund 6000 Franken ist die Warteliste lang.

Entlastung und Stressreduktion

Kein Wunder: Japan kämpft nicht nur mit einer niedrigen Geburtenrate, sondern auch mit einem massiven Mangel an Pflegekräften. Ausländische Pflegekräfte kommen wegen der restriktiven Immigrationspolitik kaum ins Land und würden ausserdem sowohl von Senior:innen wie auch von deren Angehörigen nicht akzeptiert werden. Weniger Mühe scheint die japanische Bevölkerung mit Robotern zu haben. Im Future Care Lab wurden bereits einige Experimente mit älteren alleinlebenden Menschen durchgeführt. Das Ergebnis: Lovot steigert ihre Zufriedenheit merklich. Auch den pflegenden Angehörigen kann er Entlastung und Stressreduktion bringen.

Im Future Care Lab wird aber nicht nur an Robotern, sondern auch an anderen Devices und Technologien gearbeitet. Einige davon werden bereits in Pflegeheimen eingesetzt. Dort übermitteln sie Daten der Bewohner:innen in Echtzeit an das Büro des Pflegeheims. So können sich die Pflegekräfte viele Rundgänge durch die Zimmer sparen und haben mehr Zeit für die einzelnen Patient:innen.

Ein treuer Alltagsbegleiter

Ryuji Yamazaki, Postdoktorand an der Osaka University, erforscht derzeit das Potenzial eines humanoiden Roboters, der auf den Namen RoBoHon hört und von dem es bereits mehrere Modelle auf dem Markt gibt. RoBoHon soll alleinlebende Menschen mit leichter kognitiver Einschränkung unterstützen. Yamazaki will wissen, ob der Roboter langfristig akzeptiert und genutzt wird und welche Auswirkungen er auf die Benutzer:innen hat.

Teilnehmende seiner Studie beteiligten sich an der Interaktion mit dem Roboter und verhielten sich fürsorglich, etwa indem sie seinen Kopf streichelten oder ihm Fernsehsendungen zeigten. Sie fühlten sich dadurch weniger einsam. Darüber hinaus ermutigte RoBoHon die Teilnehmenden, ihren Alltag besser zu regeln, und fungierte sogar als Puffer bei Konflikten mit Familienangehörigen.

Ethik im Fokus

Bei aller Begeisterung für das Potenzial humanoider Roboter verschweigt Ryuji Yamazaki die ethischen Bedenken nicht: «Medientechnologie, die unsere Emotionen und unser Verhalten beeinflusst, birgt das Risiko, die menschliche Autonomie zu untergraben.» Aus diesem Grund müssten die Auswirkungen solcher Roboter weiter untersucht werden.

Swissnex und ZHAW

Christina Erös ist ZHAW-Marketingmanagerin und interviewte im Rahmen ihres Swissnex- Aufenthalts in Japan zahlreiche Expert:innen für Gerontologie, Gesundheitswissenschaften und Robotik an Universitäten in Osaka und Tokio.

Alle Angestellten der ZHAW können an einem der Standorte von swissnex ihre Projekte durchführen, neue Kooperationen vorbereiten und bestehende Kontakte vertiefen. Sie profitieren dabei vom grossen Wissen und dem hervorragenden Netzwerk von swissnex und leisten auf diese Weise einen wichtigen Beitrag zur Internationalisierung ihres Departementes.

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