Mehr als tausend Worte: Impact-Techniken machen eine Therapie besser fassbar
Alltägliche Gegenstände, Körper oder Bilder können die psychosoziale Beratung massgeblich unterstützen. Denn Menschen lernen nicht nur mit den Ohren, sondern mit all ihren Sinnen, sagt ZHAW-Dozent Klaus Mayer.
Interview: Regula Freuler
«Impact» heisst auf Deutsch «Einfluss». Was bedeutet das im Bereich der psychosozialen Beratung?
Klaus Mayer: Beratung ist oftmals sehr sprachlastig, und die Dinge, die besprochen werden, sind recht komplex. Im Kern geht es bei der Anwendung von Impact-Techniken darum, wichtige Erkenntnisse so zu verpacken, dass sie den Klienten oder die Klientin beeindrucken und sie diese Erkenntnisse im Gedächtnis behalten. Die Kunst für die Beraterin oder den Berater besteht darin, das Wesentliche zu erfassen und möglichst einprägsam auszudrücken - und dies eben nicht ausschliesslich in Worten. Es findet dann ein multisensorischer Lernprozess statt.
Wenn möglichst viele Sinneskanäle aktiviert werden: Riskiert man damit nicht, den Klienten oder die Klienten zu überfordern?
Nein, bei Impact-Techniken geht es genau um das Gegenteil: Eine wichtige Erkenntnis wird auf das Wesentliche konzentriert und so vermittelt, dass sie uns im Gedächtnis haften bleibt. Mir fällt hier ein Zitat von Einstein ein: «Man soll die Dinge so einfach wie möglich machen, aber nicht einfacher.»
Sehr schön, das kann ich mir gut merken!
Ja, Aphorismen, Metaphern und eben auch prägnante Aussagen wie Zitate können in die Impact-Techniken integriert werden. Diese sind kreativ im besten Sinn. Das heisst, Beraterinnen und Berater sollen sich auch nichtsprachlicher Mittel bedienen und können alles nutzen: Nebst den bereits genannten Metaphern beispielsweise auch Symbole, Körper und Gegenstände.
«Beim Impact-Ansatz geht es darum, eine Einsicht oder Erkenntnis so darzustellen, dass sie sich gut einprägen lässt.»
Was könnte ein solcher Gegenstand sein?
Ein typisches Beispiel ist der zerknitterte Geldschein: Ein Mensch, der sich schlecht oder wertlos fühlt, weil er eine schlechte Entscheidung getroffen hat oder ihm etwas zugestossen ist, kann erkennen, dass sein Wert und seine Würde als Mensch bestehen bleibt – wie bei einem zerknitterten Geldschein, der trotz Falten oder Flecken seinen Wert behält.
Kreative Beratungstechniken sind nicht neu. Was ist neu beziehungsweise anders beim Impact-Ansatz?
Es geht hier nicht so sehr darum, sich auszudrücken oder etwas Neues zu entdecken, sondern darum, eine Einsicht oder Erkenntnis so darzustellen, dass sie sich gut einprägen lässt. Nur was uns haften bleibt, kann seine Wirkung entfalten.
Impact-Techniken, so die Theorie, lassen sich an alle möglichen Zielgruppen allen Alters vermitteln. Gibt es wirklich keine Einschränkungen im Anwendungsgebiet?
Nein. Genau hier lässt sich eine der grossen Stärken dieses Ansatzes erkennen: Etwas Wichtiges wird so vereinfacht, dass es prägnant wird. Wir wählen eine Ausdrucksform, die nicht so sehr an Sprache gebunden ist. Bilder und Symbole sind universeller und besser verständlich. Menschen lernen eben mit all ihren Sinnen, nicht nur mit den Ohren.
Welche professionellen Voraussetzungen muss jemand mitbringen, um Impact-Techniken in der Beratung anwenden zu können?
Natürlich braucht es etwas Beratungserfahrung und grundlegendes Wissen. Wichtiger sind aber Neugier, ein beweglicher Geist und die Freude daran, etwas Neues auszuprobieren.
CAS Methodenintegration in der Beratung – Kompetenzen erweitern und vertiefen
Beratungskompetenzen gehören zu den zentralen professionellen Fertigkeiten in psychosozialen Aufgabenfeldern. Bei diesem Weiterbildungsangebot steht daher im Zentrum, neue Methoden – wie beispielsweise die Impact-Techniken – kennenzulernen und den Transfer in die Praxis zu fördern. Dieser CAS richtet sich an fortgeschrittene Fachpersonen in der Beratung.