ZHAW erforscht COVID-19-Diskurse
Finanziert durch den Schweizerischen Nationalfonds (Sonderausschreibung Coronaviren) erforschen die ZHAW-Departemente Angewandte Linguistik und Gesundheit in einem interdisziplinären Projekt, wie Kommunikation erfolgreich zur Eindämmung der COVID-19-Pandemie beiträgt.
Die Eindämmung der COVID-19-Pandemie hängt stark von der erfolgreichen Kommunikation zwischen Public-Health-Organisationen und einzelnen sozialen Gruppen der breiten Öffentlichkeit ab. Zentral dabei ist, dass insbesondere hochmobile Bevölkerungsgruppen die Massnahmen zur Eindämmung der Pandemie verstehen und in ihrem Handeln mittragen.
Wie adressatengerecht wird kommuniziert?
Das Departement Angewandte Linguistik der ZHAW (Peter Stücheli-Herlach, Philipp Dreesen und Julia Krasselt) erforscht zusammen mit dem Departement Gesundheit der ZHAW (Julia Dratva), der Università della Svizzera italiana, Lugano (Suzanne Suggs) und der Università degli Studi di Trieste (Goranka Rocco), wie adressatengerecht die Kommunikation innerhalb der vielstimmigen Diskurse von Akteuren der Politik, der Verwaltung und der Wirtschaft ist.
Das Projekt «Public COVID 19 pandemic discourses» umfasst die Analyse von Medien- und Organisationsdiskursen einerseits und qualitative Interviews mit VertreterInnen der Gruppe der 15-34-Jährigen in der deutschen und der italienischen Schweiz anderseits. Diese Altersgruppe ist hochmobil und sozial aktiv. Sie ist weniger stark gesundheitlich vom Virus betroffen und die Gesellschaft fordert solidarisches Verhalten ein. Daher ist es für die Eindämmung der Pandemie besonders wichtig, diese Gruppe kommunikativ zu erreichen.
Erkenntnisse und Empfehlungen für künftige Massnahmen
Ziel des Projekts ist es, ein Verständnis für den öffentlichen Diskurs und dessen Wahrnehmung durch junge Menschen in der Schweiz zu gewinnen und darauf aufbauend Kommunikationsempfehlungen für Public-Health-Organisationen zu formulieren. Darüber hinaus wird eine Strategie für die Krisenkommunikation sowie für Audience- und Message-Designs für die aktuelle COVID-19-Pandemie und für künftige Massnahmen zugunsten der öffentlichen Gesundheit entwickelt.
SNF fördert Forschung an der Schnittstelle «Sprache – Gesundheit»
Das Projekt wird als einziges linguistisches Projekt und eines der wenigen Projekte aus den Geistes-/Sozialwissenschaften aus Geldern des «Special Call on Coronaviruses» des Schweizerischen Nationalfonds finanziert. Es greift mit «Gesundheitskommunikation» ein zentrales Public-Health-Thema auf und zeigt, dass mit Hilfe von Diskurs- und Korpusanalyse Antworten auf brennende gesellschaftliche Fragen gefunden werden können. Die Experten, die für den SNF das Projekt beurteilt haben, würdigen unter anderem den Leistungsausweis und das Potenzial des interdisziplinären Forschungsteams: «The study promises to provide relevant communication recommendations for decision-makers.»
Projektstart ist am 01. Juni 2020.
Dreesen, Philipp; Stücheli-Herlach, Peter, 2019. Diskurslinguistik in Anwendung : ein transdisziplinäres Forschungsdesign für korpuszentrierte Analysen zu öffentlicher Kommunikation. Zeitschrift für Diskursforschung. 7(2), S. 123-162.