Doktoratsprogramm in Angewandter Linguistik: Sprachen, Argumente und Narrative in der datifizierten Gesellschaft
Das Departement Angewandte Linguistik der ZHAW und die Facoltà di comunicazione, cultura e società der USI freuen sich, eine zweite Runde des gemeinsamen Doktoratsprogramms in Angewandter Linguistik anbieten zu können. Der Fokus des Programms liegt auf Sprachen, Argumentation und Narrativen.
Wer sind wir?
Das Doktoratsprogramm ist eine Kooperation zwischen der Università della Svizzera italiana (USI) und der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) und wird von swissuniversities finanziert. Es ist an Doktorandinnen und Doktoranden gerichtet, deren Forschungsprojekt sich mit Sprachen, Argumentation und Narrativen befasst.
Was bieten wir?
- Betreuung: Das Programm bietet individuelle Betreuung der Forschungsarbeit durch Professorinnen und Professoren der USI und der ZHAW.
- Lehrveranstaltungen: Seminare, Kolloquien und transdisziplinäre Workshops fördern den wissenschaftlichen Austausch zwischen den Teilnehmenden und erleichtern den Transfer zwischen Wissenschaft und Praxis. Die Lehrveranstaltungen finden in Winterthur, Lugano und/oder online statt. Die Kommunikationssprache ist Englisch.
- Finanzielle Unterstützung: Teilnahme an internationalen Konferenzen sowie Publikationen in wissenschaftlichen Zeitschriften.
- Diplomzusatz für Doktorandinnen und Doktoranden: bei Erwerb der erforderlichen 16 ECTS-Punkte.
Das Programm
Sprachen, Argumente und Narrative in der datifizierten Gesellschaft
Im Rahmen des Doktoratsprogramms analysieren wir Sprache an sich, sowie die Sprachen, die in unserer immer stärker von künstlicher Intelligenz beeinflussten Welt benutzt werden. Wir konzentrieren uns auf Argumente und Narrative als grundlegende Formen der menschlichen Sinnstiftung durch Sprache und ihr vielschichtiges Zusammenspiel in wissenschaftlichen, professionellen und öffentlichen Diskursen in der gegenwärtigen datifizierten Gesellschaft. Wir erforschen die Möglichkeiten und Herausforderungen, die sich daraus sowohl für die Forschung als auch für die Berufspraxis ergeben. Unser Ziel ist es, den Mehrwert zu identifizieren, den Menschen zur künstlichen Intelligenz in der datifizierten Gesellschaft und zu deren zunehmend algorithmischen Praktiken der Sprachverarbeitung hinzufügen können.
Wissenschaftliche Bedeutung
Die datifizierte Gesellschaft speichert maschinenlesbare Aufzeichnungen von kommunikativen Ereignissen; diese Aufzeichnungen werden gesammelt, analysiert und in numerische Daten umgewandelt. Aus einer (angewandten) linguistischen Perspektive entstehen dadurch neue Möglichkeiten, linguistische Daten zu sammeln und zu verarbeiten, neue Methoden zu entwickeln und neue Fragen zu stellen. Beispielsweise kann sich die Computerlinguistik am Aufbau der datifizierten Gesellschaft beteiligen, indem sie Sprachtechnologien weiterentwickelt. Die datifizierte Gesellschaft stellt die Pragmatik, die Diskursanalyse, die Soziolinguistik und die Angewandte Linguistik vor neue Fragen, da der menschliche Sprachgebrauch zunehmend auch die Kommunikation zwischen Mensch und Maschine und die dadurch entstehenden neuen Kommunikationsmuster mit einschliesst.
Das Programm verbindet dreidimensionale Analysen des Sprachgebrauchs mit einer multidisziplinären Herangehensweise an Praxisprobleme in der datifizierten Gesellschaft.
Dreidimensionale Analyse
Das Doktoratsprogramm bereitet die Forschenden von morgen auf die Analyse des menschlichen Sprachgebrauchs in der datifizierten Gesellschaft vor, indem es drei analytische Dimensionen miteinander kombiniert: Kontext, Medien und Modus.
- Aus der Perspektive des Kontexts betrachten wir Schauplätze des Sprachgebrauchs mit Fokus auf Semiotik, Interaktion und Mehrsprachigkeit. Dieser Blickwinkel erlaubt es der Angewandten Linguistik, Sprachen als Systeme zu verstehen, welche die Konstruktion von geteilten Bedeutungen und die Interaktion in sich dynamisch verändernden Kontexten unterstützen. Auf der praktischen Ebene schafft diese Perspektive einen Zugang zu sprachlicher Variation und Diversität anhand von Praxisproblemen, die nachhaltige Lösungen erfordern.
- Aus der Perspektive der Medien fokussieren wir uns auf Sprachdaten aus der Gesellschaft, aus der Praxis sowie aus der Forschung. Dabei analysieren und reflektieren wir den Sprachgebrauch korpusbasiert und korpusgeleitet, mithilfe von umfangreichen digitalen und digitalisierten Daten, auch unter Einbezug von Instrumenten, wie beispielsweise maschinelle Übersetzung, mit denen heute die sprachliche Diversität gehandhabt wird.
- Aus der Perspektive des Modus stellen wir das Zusammenspiel von zwei grundlegenden Diskursmodi in den Vordergrund, die besonders essentiell sind für das Verständnis der sich verändernden Sinnstiftungspraktiken in einer datifizierten Gesellschaft: Argumentation und Narrativ.
Argumentation ist ein Austausch, bei dem Gründe vorgebracht werden, um einen Standpunkt in Bezug auf ein strittiges Thema zu unterstützen. Neuere Forschung zur Argumentation betont deren Potenzial für die rationale Erörterung und zeigt auf, wie Versuche der Argumentation auf digitalen Kommunikationsplattformen schnell unproduktiv und polarisiert werden können. Wir untersuchen Argumentation bevorzugt im Hinblick auf grössere gesellschaftsübergreifende Themen und mit speziellem Augenmerk auf den wachsenden Bereich der «Argument Technologies», wie zum Beispiel «Argument Mining» und «Debating Agents».
Narrativ ist ein Diskursmodus, durch den die Welt verständlich gemacht und eine Identifikation geschaffen werden kann, und der besonders im öffentlichen Bereich in der Konstruktion von Diskursen zum Tragen kommt, so beispielsweise im Journalismus, in der öffentlichen Kommunikation, in der Unternehmenskommunikation und im Marketing. Aus einer diskurslinguistischen Perspektive gehen wir auf die Veränderungen ein, die durch die Digitalisierung in diesen Bereichen entstanden sind, zum Beispiel die Praktiken der mündlichen und schriftlichen Narration in fragmentarischen Kontexten wie den sozialen Medien. Besonderes Augenmerk legen wir hierbei auf die Herausforderungen im Hinblick auf unkontrollierte Erzählungen sowie auf Spannungen, die durch das Aufeinandertreffen konkurrierender Narrative entstehen.
Multidisziplinärer Ansatz
Die Lehrveranstaltungen und weiteren Aktivitäten im Rahmen des Doktoratsprogramms betrachten jede der Perspektiven auf drei Ebenen der Disziplinarität, indem sie:
- die wichtigsten theoretischen und methodologischen Entwicklungen im Bereich der Angewandten Linguistik und verwandter Disziplinen aufzeigen und dabei auf fundierte und rigorose Disziplinarität aufbauen;
- die technischen Entwicklungen im Allgemeinen sowie Technologien der künstlichen Intelligenz (KI) im Speziellen für den Sprachgebrauch und die Sprachforschung in den Vordergrund stellen und damit eine integrative Interdisziplinarität mit der KI-Forschung herstellen;
- auf den potenziellen menschlichen und sozialen Mehrwert fokussieren, welcher der KI-geleiteten Sprachnutzung und Sprachforschung durch emergente transdisziplinäre Zusammenarbeit mit Expertinnen und Experten aus akademischen und berufspraktischen Feldern hinzugefügt werden kann.
Grundlegende und fortgeschrittene digitale Kenntnisse für Linguistinnen und Linguisten
Auf einer praktischen Ebene beinhaltet das Doktoratsprogramm Methodenkurse (mit Fokus auf korpusbasierte Methoden) sowie Kurse für Einsteiger und Fortgeschrittene in Natural Language Processing (NLP) und Computerlinguistik. Damit soll Linguistinnen und Linguisten die nötige Bildung in diesen Bereichen ermöglicht werden, um sie zu befähigen, Grundlagen- und angewandte Forschung zur Sprache in der datifizierten Gesellschaft zu betreiben.
Aktuelle Veranstaltungen
Keine aktuellen Veranstaltungen.
Vergangene Veranstaltungen
- "Reworking Research: Transforming Articles into Blogs", Masterclass by Ken Hyland
- PhD-Workshop: «Methoden zur Untersuchung sprachlicher Praxis»
- PhD seminar: «Uncovering implicit meaning in textual data»(PDF 386,3 KB)
- Spring School 2024(PDF 288,4 KB)
- "Societal Impacts of Language Technology: How to Work with Known Best Practices to Avoid Harm", Masterclass by Emily M. Bender
- "Meaning Making with Artificial Interlocutors and Risks of Language Technology", Masterclass by Emily M. Bender
- "Discourse, Knowledge and Context", Masterclass by Teun van Dijk
- "Social Movement Discourse", Masterclass by Teun van Dijk
- PhD seminar: “The Argumentum Model of Topics (AMT) approach to argumentative inference”(PDF 81,3 KB)
- Course Announcement Writing Retreat(PDF 2,9 MB)
- Individual Coaching Sessions(PDF 1,6 MB)
- Fall series LAND PhD seminars(PDF 109,8 KB)
- Phd seminar: «Machine Learning Techniques for Text»(PDF 108,1 KB)
- PhD seminar: "The ‘data-analysis-theory’ circle in the study of dialogue and argument."(PDF 213,8 KB)
- PhD course: «Argumentation Theory: A Pragma-Dialectical Perspective»(PDF 138,4 KB)
- Writing Retreat(PDF 2,7 MB)
- Spring School 2023(PDF 198,0 KB)
- Winter School 2022(PDF 184,1 KB)
- Winter School 2022: Abstracts(PDF 207,2 KB)
- Guest Lecture: «The Roles of Language in International Business: The Future is Transdisciplinarity»(PDF 403,7 KB)
- Seminar: «Career outlook with a PhD in linguistics»(PDF 383,7 KB)
- PhD Toolbox Event(PDF 175,2 KB)
- Programm Frühlingssemester 2022(PDF 377,4 KB)
- Programm Herbstsemester 2021(PDF 199,6 KB)
- Programm Frühlingssemester 2021(PDF 220,1 KB)
- INCEpTION-Workshop(PDF 117,5 KB)
Über uns
Programmleitung
Zulassung und praktische Informationen
Wer kann teilnehmen?
- An einer Schweizer Universität immatrikulierte Doktorand:innen
- Bewerberinnen und Bewerber am Beginn und in späteren Phasen der Promotion
- Bewerberinnen und Bewerber mit einem Master-Abschluss einer Fachhochschule können nach Prüfung des jeweiligen Profils an der USI zugelassen werden
Interessierte Studierende schicken bitte ihren akademischen Lebenslauf, eine Beschreibung ihres Forschungsschwerpunkts und ein Motivationsschreiben (in dem unter anderem darauf einzugehen ist, wie ihr Forschungsthema zum Thema des Programms passt) an Eva Kuske (eva.kuske@zhaw.ch).
Wir bieten unseren Doktorand:innen finanzielle Beiträge für die Teilnahme an nationalen und internationalen Konferenzen in einem relevanten Forschungsgebiet. Pro Gesuch steht ein Höchstbetrag von CHF 500 zur Verfügung. Die Gesuche um finanzielle Unterstützung müssen vor der Konferenz eingereicht werden. Sie sind per E-Mail an eva.kuske@zhaw.ch zu senden. Die Gesuche werden von der Leitung des Doktoratsprogramms geprüft.
Die Bewerbung sollte die folgenden Informationen enthalten, die in einem einzigen PDF-Dokument zusammengefasst sind:
- Ein Schreiben, in dem sowohl der Grund für die Bewerbung wie auch die Relevanz für das Forschungsgebiet im Allgemeinen und die Dissertation im Besonderen dargelegt werden (ca. 250 Wörter).
- Das eingereichte bzw. angenommene Abstract der Präsentation
- einen Kostenvoranschlag, der Transport- und Unterbringungskosten sowie die Konferenzgebühren enthält.
Die Antragstellenden werden so schnell wie möglich über die Entscheidung der Direktoren informiert. Im Falle eines noch nicht angenommenen Abstracts ist eine positive Entscheidung erst dann endgültig, wenn das Abstract angenommen wurde. Die Zahlungen erfolgen nach der Abhaltung der Vorträge.