Doktoratsprogramm in Angewandter Linguistik: Argumentation in der beruflichen Praxis
Das Departement Angewandte Linguistik der ZHAW und die Fakultät für Kommunikationswissenschaften der USI freuen sich, das erste Doktoratsprogramm in Angewandter Linguistik in der Schweiz anzubieten. Die erste Auflage wird von swissuniversities finanziert und befasst sich mit der Argumentation in der beruflichen Praxis, wobei der Schwerpunkt auf den Kommunikations- und Sprachberufen liegt.
Gegenstand und Bedeutung des Programms
Die Bedeutung der Argumentation, d.h. der Praxis des sozialen Denkens und des Begründens, wurde in den letzten Jahren durch zahlreiche Studien belegt. Ins Zentrum rückt dabei zunehmend die entscheidende Funktion der Argumentation in der beruflichen Praxis: Fachpersonen müssen Meinungsverschiedenheiten in ihrem Tätigkeitsbereich verstehen, ihre Standpunkte verteidigen, ihre Strategien aushandeln, Konflikte lösen und dadurch gute Verfahrensweisen anwenden und weiterentwickeln. Dies gilt besonders für Vertreter:innen der Sprach- und Kommunikationsberufe, die semiotische Objekte mit dem Ziel produzieren, Informationen zu verbreiten, die öffentliche Meinung zu prägen und das Verhalten der Bürger:innen und Kund:innen zu beeinflussen.
Eine Schlüsselrolle spielt die Argumentation ausserdem auch in mehrsprachigen und multimodalen Umgebungen, wo sie mit anderen rhetorischen Formen wie der Erzählung und der Erklärung zusammenwirkt. Der Fokus muss deshalb auf die argumentative Dimension der Kommunikation gerichtet werden, damit die kommunikativen Prozesse und Produkte in den Sprach- und Kommunikationsberufen verbessert werden können.
Dieser Forschungsgegenstand fällt in den Bereich der Angewandten Linguistik, also der Disziplin, die nach Lösungen für gesellschaftlich bedeutsame Probleme sucht, in denen Sprache eine tragende Rolle spielt.
Zweck der Partnerschaft
Mit dem Weiterbildungsprogramm für Doktorand:innen wird die bereits bestehende Partnerschaft zwischen der USI und der ZHAW fortgesetzt und im Hinblick auf eine systematischere und differenziertere Konzentration auf die berufliche Praxis weiterentwickelt. Die USI steuert das theoretische Hintergrundwissen über die Argumentations- und Kommunikationswissenschaft sowie die entsprechenden Forschungsmethoden bei, während die ZHAW die Methoden der Datensammlung und -verbreitung, den Rahmen der Angewandten Linguistik und die Sachkenntnis in der Berufspraxis einbringt.
Ziele
- Schliessung einer Lücke im Promotionsstudium, d.h. der Ausbildung von Doktorand:innen, die Sprache und Kommunikation in der beruflichen Praxis aus der Perspektive der Angewandten Linguistik und in Zusammenarbeit mit Berufstätigen erforschen
- Vermittlung von angemessenem theoretischem Hintergrundwissen an Doktorand:innen, die angewandte Forschung in diesen Berufsfeldern betreiben, um ihnen eine kritische Perspektive zu eröffnen und die Lösung offener Probleme in den erforschten Berufen zu erleichtern
- Schaffung eines engen Praxisbezugs für Doktorand:innen, die sich der Erforschung sprachbezogener Berufe wie Journalismus, Unternehmenskommunikation und Übersetzung widmen, damit sie die in der Praxis auftretenden Schwerpunkte, Bedürfnisse und Probleme besser verstehen können
- Entwicklung theoretischer Lösungen, die zu Fortschritten der Theorie und Förderung einer guten Berufspraxis führen
Das Programm bietet
- Individuelle Betreuung der Forschungsarbeit durch Professoren der USI und der ZHAW
- Seminare für Doktorand:innen
- Kolloquien für den wissenschaftlichen Austausch zwischen den Teilnehmenden des Programms
- Transdisziplinäre Workshops zur Übertragung von Kompetenzen zwischen der akademischen und der beruflichen Sphäre
- Finanzielle Unterstützung für die Teilnahme an internationalen Konferenzen und Veröffentlichungen in wissenschaftlichen Zeitschriften
- Beurteilung am Schluss jedes Seminars (Erwerb von ECTS-Punkten bei positiver Beurteilung)
- Diplomzusatz für Doktorand:innen
Seminarangebot
- Grundlagen der Argumentationstheorie
- Argumentation und Semantik
- Argumentation und Rhetorik
- Argumentation in der Interaktion
- Argumentation und Korpusannotation
- Angewandte Linguistik und linguistische Theorie
- Angewandte Linguistik und Mehrsprachigkeit
- Datensammlung und -verbreitung
- Sprache und soziale Interaktion
- Argumentation im Berufsleben
- Argumentation, Berufe und Multimodalität
- Herausforderungen und Chancen transdisziplinärer Forschung
- Kontroversen in der Öffentlichkeit
- Strategische Kommunikation
Leitungsgremium
Co-Direktoren
Programmleiterin
Wissenschaftlicher Ausschuss
- Mark Aakhus (Rutgers University)
- Corina Andone (University of Amsterdam)
- Lorenzo Cantoni (USI)
- Frans van Eemeren (University of Amsterdam)
- Maureen Ehrensberger-Dow (ZHAW)
- Sara Greco (USI)
- Jos Hornikx (Radboud University)
- Paul van den Hoven (University of Utrecht)
- Antonio Iannaccone (University of Neuchâtel)
- Geert Jacobs (University of Ghent)
- Ulla Kleinberger (ZHAW)
- Steve Oswald (University of Fribourg)
- Rudi Palmieri (University of Liverpool)
- Srikant Sarangi (University of Aalborg)
Zulassung und praktische Informationen
Wann?
- Ab September 2017
Wo?
- In Lugano und Winterthur
Sprache?
- Alle Seminare und Veranstaltungen finden in englischer Sprache statt
Wer kann teilnehmen?
- An einer Schweizer Universität immatrikulierte Doktorand:innen
- Bewerber:innen am Beginn und in späteren Phasen der Promotion
- Bewerber:innen mit einem Master-Abschluss einer Fachhochschule können nach Prüfung des jeweiligen Profils an der USI zugelassen werden
Wie kann ich mich bewerben?
- Wenn Sie sich bewerben möchten, schicken Sie bitte folgende Dokumente in englischer Sprache an Eva Kuske: Ihren akademischen Lebenslauf, eine Beschreibung Ihres Forschungsschwerpunkts und ein Motivationsschreiben, in dem unter anderem darauf einzugehen ist, wie Ihr Forschungsthema zum Thema des Programms passt (eva.kuske@zhaw.ch).