Fünf Fragen an Adrian Burri, Projektleiter bei der Entwicklung des Roboy
Seit einigen Monaten führt Adrian Burri das Zentrum für Produkt- und Prozessentwicklung (ZPP) der ZHAW School of Engineering. Davor leitete er als Geschäftsführer der Konzeptagentur die Entwicklung des Roboy – von der Idee bis zur öffentlichen Präsentation. Im Interview blickt er zurück auf dieses spannende Projekt und verrät uns seine Einschätzung zur Zukunft der Roboter.
Im März feierte der Roboy seinen ersten öffentlichen Auftritt. Wie verlief der Weg dorthin und mit welchem Ziel war man an den Start gegangen?
Das Datum für die Premiere stand im Grunde schon bei der Idee fest. Roboy sollte seinen ersten Auftritt an der Messe Robots on Tour haben. Dazwischen standen neun arbeitsintensive Monate. Meine Aufgabe als Projektleiter bestand unter anderem darin, abzuklären, welches Know-how für die Entwicklung notwendig ist, und wer dieses liefern kann. Das Projekt stiess erfreulicherweise vielerorts auf reges Interesse. Schliesslich wurden es 15 Partner, die zusammen mit der Uni Zürich den Roboy entwickelten und deren Arbeit es zu koordinieren galt. Einer dieser Partner war bekanntlich auch die ZHAW School of Engineering. Wir wollten innerhalb kurzer Zeit ein anschauliches Beispiel eines sehnengesteuerten Roboters mit künstlicher Intelligenz entwickeln, um damit auf der Messe aufzutreten. Dabei war es natürlich auch ein Ziel, dass dieses Projekt nicht irgendwie, sondern als absoluter Eyecatcher daherkommt und sich so von den vielen anderen Robotern abhebt. Mit seinen insgesamt 48 künstlichen Muskeln repräsentiert Roboy eine neue Generation von Robotern.
Was ist unter künstlicher Intelligenz beim Roboy zu verstehen?
Normalerweise tut ein Roboter nur das, worauf er vorgängig programmiert wurde. D.h. bestimmte Motoren erhalten exakte Befehle und es ergeben sich bestimmte Bewegungen. Wenn ein Roboter nicht auf eine bestimmte Bewegung programmiert wird, sondern selbst Entscheidungen trifft, ob und wie er eine Handlung ausführen will, dann ist dies eine Form von künstlicher Intelligenz. Ich schildere ein Beispiel: Roboy hat eine Kamera im Kopf und kann so Objekte wahrnehmen. Er hat die physiologischen Fähigkeiten, einen Gegenstand selbst in die Hand zu nehmen. Das Ziel von künstlicher Intelligenz wäre es nun, dass Roboy selbst in der Lage ist, den Arm so zu bewegen, dass er das Objekt in die Hand nehmen kann, ohne dass vorgängig programmiert wurde, wie diese Armbewegung durchzuführen ist. Dass so etwas einwandfrei klappt, ist natürlich noch ein langer Entwicklungsprozess.
Apropos, wie geht es weiter mit dem Projekt Roboy?
Das Zwischenziel ist erreicht. Roboy konnte an der Robots on Tour der Öffentlichkeit präsentiert werden. Er gastiert nun an verschiedenen Anlässen, so auch am 5. Juli an der Nacht der Technik. Das mediale Interesse ist erfreulicherweise gross. Nichtsdestotrotz ist der Roboy eine Forschungsplattform, die es weiterzuentwickeln gilt. Die Uni Zürich hat den Lead und setzt sich derzeit mit verschiedensten Ideen auseinander. Die Arbeit am Roboy wird also in absehbarer Zeit sicherlich fortgesetzt werden.
Wie zufrieden sind Sie mit dem Projektverlauf?
In Anbetracht der kurzen Entwicklungszeit kann man sehr zufrieden sein mit dem Stand der Dinge. Neben der technischen Herausforderung war es ja auch eine finanzielle. Wir haben das Projekt lediglich durch Crowdfunding und mit Sponsoren finanziert. Zahlreiche Partner haben unentgeltlich am Projekt mitgearbeitet. Bemerkenswert ist auch, wie die unterschiedlichen Firmen und Institutionen zusammen an diesem Projekt gearbeitet haben – an einem gemeinsamen Ziel. Es war faszinierend zu sehen, wie eine gemeinsame Vision die Partner alle an einem Strang ziehen liess ohne jegliches Konkurrenzdenken. Es wäre schön, wenn solche Kooperationen auch in kommerziellen Entwicklungen öfter zustande kämen und Innovationen auf diese Weise noch stärker angetrieben werden könnten.
Werden Roboter wie Roboy in Zukunft zum Alltag von Menschen gehören?
Roboter werden uns Menschen zunehmend unterstützen. Bereits heute haben wir ja viele Hilfssysteme um uns herum, die darauf programmiert sind, bestimmte Aufgaben für uns zu erledigen. Schauen wir uns nur mal unser Smartphone an. Roboter können ebenfalls Hilfssysteme sein, um Dinge für uns zu erledigen. Seien es gefährliche oder körperlich anstrengende Arbeiten. In der Industrie finden wir schon heute solche Roboter. Die Arbeit, die ein Mensch verrichtet, wird man aber so schnell nicht ersetzen können. Wir reden jeweils nur von Teilaspekten, die durch Roboter ersetzt werden können.