Innovationen im Bereich der KI und der Neurotechnologien finden nicht in einem Vakuum statt. Sie werden von den sozialen und politischen Kräften geprägt, die zum Zeitpunkt ihrer Entwicklung wirksam sind. Dr. Ricardo Chavarriaga, Gruppenleiter für verantwortungsvolle KI-Innovation am ZHAW-Zentrum für Künstliche Intelligenz (CAI), hielt an den Brain Innovation Days eine Keynote zum Thema "Geopolitik der Neurotechnologien". Diese Veranstaltung, die am 26. und 27. November in Brüssel stattfand, brachte Forscher, Unternehmer, Investoren und politische Entscheidungsträger zusammen, um den Dialog zu fördern, Wissen auszutauschen, Investitionen in Forschung und Innovation zu beschleunigen und die Geschäftsentwicklung zu erleichtern.

In seinem Vortrag erörterte Dr. Chavarriaga, wie aufkommende Technologien eine Schlüsselrolle für die wirtschaftliche Entwicklung und die nationale Sicherheit von Nationen spielen. Daher sind die Regierungen daran interessiert, Innovationen zu fördern, die sich mit globalen Herausforderungen befassen, und gleichzeitig politische Maßnahmen zum Schutz ihrer Bevölkerung in Erwägung zu ziehen, wie z. B. bereichsspezifische Regulierung, Exportkontrolle oder sogar das Verbot bestimmter Verwendungsmöglichkeiten von Technologien.

Neurotechnologien werden eine Schlüsselrolle bei der Verbesserung der Diagnose, Behandlung und Heilung psychischer Erkrankungen spielen. Die zunehmende Abhängigkeit von datengesteuerten und künstlichen Intelligenzen macht die Hoffnungen und Bedenken in Bezug auf diese Technologien zur Nebensache. Daher sind die Diskussionen über Datenschutz, Fairness und Robustheit auch auf die Entwicklung von Neurotechnologien anwendbar. Darüber hinaus sind auch neue Bedenken hinsichtlich der Auswirkungen dieser Technologien auf die geistige Privatsphäre, die menschliche Handlungsfähigkeit und die Selbstidentität von Bedeutung.

ZHAW CAI hat - in Zusammenarbeit mit Partnern wie der IEEE Standards Association, The Geneva Center for Security Policy (GCSP) und the Geneva Science and Diplomacy Anticipator (GESDA) - Instrumente und Empfehlungen für Governance-Rahmen für Neurotechnologien entwickelt. Diese plädieren für einen internationalen Governance-Ansatz, der Soft- und Hard-Law sowie technische Standards und gute Praktiken eng miteinander verknüpft. Dieser Ansatz bietet Forschern, Innovatoren, politischen Entscheidungsträgern und der Gesellschaft insgesamt eine handlungsorientierte Anleitung, um sicherzustellen, dass Neurotechnologien zum Wohle der Gesellschaft eingesetzt werden.

Weitere Informationen:

Chavarriaga, Ricardo; Rickli, Jean-Marc; Mantellassi, Federico, 
2023.Neurotechnologies : the new frontier for international governance. 
Strategic Security Analyses; 29. Geneva Centre for Security Policy.

Eke et al. 2021. International data governance for neuroscience. Neuron. 110(4), pp. 600-612.