Schutz in der stationären Betreuung alter Menschen
Beschreibung
Der demografisch bedingte Anstieg von pflegebedürftigen alten Menschen führt auch in den nächsten Jahrzehnten zu einem erhöhten Bedarf an Pflege- und Betreuungsleistungen. Der Übertritt in eine stationäre Einrichtung ist mehrheitlich erst dann angezeigt, wenn pflegende Angehörige an ihre Grenzen stossen oder wenn die Hilfeleistung derart intensiv geworden ist, dass sie die Möglichkeiten der häuslichen Betreuung und Pflege übersteigt. Beschwerden über Missstände und Konflikte in Heimen haben laut der Unabhängigen Beschwerdestelle für das Alter (UBA) (2017b) und Hostettler (2018) in den letzten Jahren stark zugenommen.Die zunehmend verringerte physische Widerstandskraft sowie krankheitsbedingte Einschränkungen machen ältere Menschen anfällig für aktive oder passive Vernachlässigung, psychische oder körperliche Misshandlungsformen sowie die Einschränkung des freien Willens. In solchen Fällen sind Bewohnerinnen und Bewohner in Alterseinrichtungen durch körperliche und/oder kognitive Einschränkungen kaum mehr in der Lage, darüber zu sprechen oder selber Hilfe zu holen. Mehrheitlich sind es Angehörige, welche mit der Betreuung und Pflege in den Alterseinrichtungen unzufrieden sind und sich bei der Geschäftsstelle der UBA melden. Wegen den besonderen Lebensbedingungen von pflegebedürftigen alten Menschen, deren sozialer Isolation und Abhängigkeit von Pflegekräften sowie deren vorhandenen körperlichen und kognitiven Einschränkungen bedarf Vernachlässigung und Misshandlung gegen alte Menschen einer gesonderten Betrachtung. Zudem sind die meisten betroffenen Personen Menschen mit einer Demenzerkrankung, welche dadurch ein besonderes Schutzbedürfnis ausweisen (Christen & Osman, 2010).Bisher liegt für die deutschsprachige Schweiz keine Studie vor, welche die Genese von Vernachlässigung und Misshandlungssituationen in der stationären Pflege alter Menschen bearbeitet. Die Ergebnisse der geplanten Studie sollen sowohl dazu beitragen, den Schutz betreuungsbedürftiger alter Menschen in Alterseinrichtungen zu verbessern als auch Erkenntnisse für intervenierende Fachleute bieten und damit einen Beitrag zur Qualitätsentwicklung bestehender stationärer Pflegeangebote leisten.Folgende Fragen stehen im Zentrum der Untersuchung:1. Welche Faktoren sind ausschlaggebend, damit Bewohnerinnen und Bewohner von stationären Alterseinrichtungen oder deren Angehörige sich mit einer Beschwerde an die UBA wenden?2. Wogegen richtet sich die Beschwerde und welches sind die Bedingungen, die zu dieser Beschwerde führen?3. Welches sind die Merkmale der betroffenen Alterseinrichtungen?4. Welche Faktoren begünstigen Missstände in der stationären Betreuung alter Menschen und welche Möglichkeiten zeichnen sich ab, um Missstände zu verhindern?Zur Beantwortung dieser Fragen werden 367 Beschwerdefälle, die sich auf den stationären Altersbereich beziehen und von Mitarbeitenden der UBA Zürich/Schaffhausen bearbeitet wurden, analysiert. Auf der Grundlage einer quantitativen Untersuchungsanlage werden in einem weiteren Schritt die verschiedenen Einrichtungen, bei welchen Beschwerdefälle vorliegen, nach ausgewählten Kriterien beschrieben und vergleichend analysiert.Ziel des Projektes ist es, vertiefte Kenntnisse über die Bedingungen der stationären Pflege- und Betreuungssituation alter Menschen und den konkreten Herausforderungen, mit denen sich Pflegekräfte auseinandersetzen, zu gewinnen. Belastungen, mit welchen Betreute sowie deren Angehörige und Mitarbeitende in stationären Einrichtungen konfrontiert sind, sollen in ihrem Bedingungsgefüge aufgezeigt werden. Wir versprechen uns von dieser Studie wertvolle Informationen, die die Betreuungs- und Lebensqualität in stationären Alterseinrichtungen verbessern.
Eckdaten
Projektleitung
Projektteam
Fiona Gisler, Ayesha Rether
Projektpartner
Unabhängige Beschwerdestelle für das Alter UBA
Projektstatus
abgeschlossen, 12/2018 - 11/2019
Institut/Zentrum
Institut für Vielfalt und gesellschaftliche Teilhabe (IVGT); Institut für Sozialmanagement (ISM)
Drittmittelgeber
Dr. med. Kurt Fries-Stiftung