Das Erleben von Einsamkeit in palliativmedizinisch unterversorgten Bereichen in der Deutschschweiz (ERLEP)
Beschreibung
Hintergrund
Einsamkeit und soziale Isolation können Menschen aller Altersklassen und Milieus im Laufe ihres Lebens in irgendeiner Form treffen. Die Phänomene verursachen viel Leid, betreffen nicht nur pflegebedürftige Menschen oder ihre betreuenden und pflegenden Angehörigen, sondern stellen auch eine grosse Herausforderung für das Gesundheitspersonal dar. Palliativmedizinische Diagnosen wie Krebserkrankungen, neurologische Erkrankungen, Herz- und Lungenerkrankungen, Leber- und Nierenerkrankungen sowie Demenzerkrankungen können starke Ängste auslösen. Mit der Diagnosestellung solcher Erkrankungen folgt die Auseinandersetzung mit dem Lebensende und Sterbeprozess, Sinnfragen und Einsamkeit. Zwischen Einsamkeit und schlechter physischer und psychischer Gesundheit konnten deutliche Zusammenhänge hergestellt werden, wobei Einsamkeit nicht nur bei den Betroffenen, sondern auch deren Angehörigen auftreten kann.
Ziele
Das Ziel dieser Forschungsarbeit ist die vertiefte Auseinandersetzung mit dem Phänomen Einsamkeit in unterversorgten palliativmedizinischen Lebenssituationen in Nicht-Palliative-Care-spezialisierten Settings, aus Sicht der Betroffenen, deren Angehörigen sowie Fachpersonen mit dem Aufzeigen der Bedürfnisse und Herausforderungen im Alltag sowie geeigneten Unterstützungsmassnahmen. Neben dem Aufzeigen der Entstehung sowie den Bedürfnissen im Zusammenhang mit Einsamkeit, werden Unterstützungsmassnahmen formuliert, sowie ein theoretisches Modell basierend auf den Daten generiert. Fachpersonen sollen dadurch konkrete Handlungsmöglichkeiten erhalten, um Betroffene und Angehörige gezielt im Berufsalltag unterstützen zu können.
Methodik
Im Vorfeld wird eine Literaturrecherche durchgeführt, darauf basierend wird ein Interviewleitfaden entworfen. Es wird ein mixed Methods Forschungsdesign angewendet mit einem Schwerpunkt auf qualitativer Grounded Theory nach Corbin & Strauss. Mit dieser Methode wird ein Vergleich zwischen dem Erleben der Einsamkeit der Betroffenen und ihren Angehörigen und den Fachpersonen angestrebt. Die Interviews werden entsprechend teilstrukturiert mit einer narrativen Einstiegsfrage durchgeführt und werden mittels Coding nach Saldana open, selektiv und axial analysiert.Ein weiteres Ziel ist die Erstellung eines theoretischen Modells. Nach der Erreichung der theoretischen Sättigung wird ein Survey erarbeitet, damit die Ergebnisse der qualitativen Analyse zusätzlich auf eine andere Weise interpretiert und gefestigt werden können. Das Sample umfasst erwachsene Personen in palliativmedizinischen Lebenssituationen, deren Angehörige und Fachpersonen. Ausgeschlossen werden urteilsunfähige Personen und Personen unter 18 Jahren, sowie Personen mit onkologischen Diagnosen. Für das Setting werden Krankenhäuser, Alters- und Pflegeheime, Selbsthilfe- und Angehörigengruppen, sowie ambulante Pflegedienste in der deutschsprachigen Schweiz gewählt.
Nutzen
Einsamkeit ist eine Begleiterscheinung in palliativen Lebenssituationen. Die Mehrzahl der Patientinnen und Patienten mit palliativmedizinischen Diagnosen wird auf Nicht-Palliative-Care-spezialisierten Abteilungen behandelt oder zwischenzeitlich betreut und ist teilweise hochgradig unterversorgt. Diese Forschungsarbeit soll dieser Unterversorgung in Bezug auf die erlebte Einsamkeit der Betroffenen, Angehörigen und Fachpersonen entgegenwirken. Für Fachpersonen soll durch das theoretische Modell das Verständnis gefördert sowie rasche und wirksame Mittel aufgezeigt werden, um eine angepasste Betreuung auch auf Nicht-Palliative-Care-spezialisierten Abteilungen zu gewährleisten.
Eckdaten
Projektleitung
Projektteam
Projektstatus
laufend, gestartet 10/2022
Institut/Zentrum
Institut für Pflege (IPF)
Drittmittelgeber
Gloria Grathwohl Palliativ-Stiftung