In den 1980er und 1990er Jahren hat sich die Stadt Zürich politisch, ökonomisch, kulturell und sozial tiefgreifend verändert. Der Wandel war konfliktreich. Es gab abrupte Einschnitte und heftige politische und soziale Auseinandersetzungen. Die bisherigen urbanistisch-architektonischen Debatten haben sich kaum mit dieser Ära beschäftigt. Die Lücke wollen wir mit dem Forschungsprojekt schliessen. Dabei konzentrieren wir uns zeitlich auf die Ära von Stadträtin Ursula Koch (1986-1998). In dieser Zeit wurden Weichen gestellt, die die Stadt bis heute wesentlich prägen. Im Stadtrat hat Ursula Koch den Paradigmenwandel verkörpert und ihn versucht politisch-planerisch zu verankern. Wie kaum eine andere Politikerin ist Ursula Koch für eine ökologische und lebensfreundliche Stadtentwicklung eingestanden – und hat damit ungemein polarisiert. Im Projekt interessieren wir uns erstens für die Vorstellung einer lebenswerten Stadt, die Ursula Koch in den Diskurs eingebracht hat. Zweitens wollen wir untersuchen, wie und mit welchen Instrumenten Ursula Koch ver-sucht hat, diese Vorstellungen planerisch-politisch umzusetzen. Drittens wollen wir aufzeigen, wie diese Vorstellungen in die gebaute Stadtrealität übersetzt wurden. Den drei Themen gehen wir folgendermassen nach: Erstens führen wir mit Zeitzeugen Gespräche. Ausgangspunkt sind die Interviews, die wir mit Ursula Koch bereits geführt haben. Weitere Gespräche mit Zeitgenossen und Zeitgenossinnen aus der Verwaltung und Politik sollen uns helfen, die damals vorherrschenden Vorstellungen genauer zu verstehen. Das Erfahrungswissen, das wird mit Hilfe der Interviews erheben, wird mit Archivarbeit zu Planungsprozessen und Bauprojekten komplementiert und verifiziert. Das Projekt soll in einer Buchpublikation münden. Neben der Publikation wollen wir unsere Erkenntnis in Stadtspaziergängen, mit einem Podcast und mind. zwei öffentlichen Veranstaltungen einer breiten Öffentlichkeit vermitteln.