Marshall Plan for Ukraine
Beschreibung
Die russische Invasion der Ukraine im Jahr 2022 stellte eine existenzielle Bedrohung für die ukrainische Staatlichkeit dar und zwang die Ukrainer:innen, ihre Anstrengungen zu bündeln, um die Nation zu schützen und internationale Unterstützung zu sichern. Die Aussenpolitik der Ukraine erwies sich als entscheidender Faktor, um diese Unterstützung aufrechtzuerhalten, insbesondere seitens der Europäischen Union (EU). Allerdings wird die Forschung zur ukrainischen Aussenpolitik oft von der Fokussierung auf Grossmächte überschattet, wodurch die Eigeninitiative der Ukraine in der Gestaltung ihrer internationalen Beziehungen vernachlässigt wird.
Dieses Projekt untersucht die sich wandelnde Aussenpolitik der Ukraine gegenüber der EU nach der Invasion 2022 und analysiert, wie es der Ukraine gelang, die EU zu einer beispiellos unterstützenden Haltung zu bewegen. Beispiele dafür sind militärische und finanzielle Hilfe, EU-Sanktionen gegen Russland und der erfolgreiche Antrag der Ukraine auf den Status eines EU-Beitrittskandidaten. Durch die Analyse von politischen Massnahmen, offiziellen Dokumenten, Medienquellen und Interviews mit EU- und ukrainischen Entscheidungsträger:innen, bietet diese Forschung eine empirische Bewertung der innovativen Aussenpolitik der Ukraine in Kriegszeiten.
Vorläufige Ergebnisse heben bedeutende Veränderungen hervor, wie etwa die Einbindung der Zivilgesellschaft – sowohl innerhalb der Ukraine als auch in der Diaspora – als aktive Mitgestalterin der Aussenpolitik. Diese Bemühungen haben die Subjektivität der Ukraine in ihren Beziehungen zur EU gestärkt. Zu den angewandten Taktiken gehörten direkte Appelle der ukrainischen Führung an europäische Parlamente, mutige diplomatische Rhetorik und die Mobilisierung der Zivilgesellschaft, um ein stärkeres Engagement des Westens zu fordern.
Die Studie konzentriert sich auf zentrale Meilensteine in der pro-ukrainischen Ausrichtung der EU: wirtschaftliche Massnahmen wie Sanktionen gegen Russland, vereinfachter Zugang zum EU-Binnenmarkt, Finanzhilfen, militärische Unterstützung und die Fortschritte der Ukraine in Richtung EU-Beitritt. Darüber hinaus werden weitere Faktoren berücksichtigt, die die EU-Politik beeinflussen, wie etwa veränderte Sicherheitsnarrative und die konkrete Bedrohung durch russische Aggression.
Unter Anwendung der bellizistischen Theorie der Staatsbildung kontextualisiert diese Forschung die kriegsbedingte Transformation der ukrainischen Aussenpolitik. Der Untersuchungszeitraum erstreckt sich von Februar 2022 bis Februar 2024 und zielt darauf ab, umsetzbare Erkenntnisse zur weiteren Verbesserung der diplomatischen Strategien und Integrationsbestrebungen der Ukraine in die EU zu liefern. Das Projekt trägt dazu bei, eine entscheidende Lücke in der ukrainischen Forschung zu schließen und das Verständnis für die Eigeninitiative der Ukraine in den internationalen Beziehungen zu vertiefen.
Eckdaten
Projektleitung
Stellv. Projektleitung
Projektstatus
laufend, gestartet 09/2024
Institut/Zentrum
International Management Institute (IMI)
Drittmittelgeber
SNF - Scientific Exchanges
Projektvolumen
110'000 CHF