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Sensorisch inklusive Büroumgebungen für Personen mit ADHS: Herausforderungen und Anpassungen im Arbeitsalltag

Verschiedenfarbige Zahräder auf blaueum Untergrund. Ein Riss im Untergrund und darauf steht in Grossbuchstaben "NEURODIVERSITY".

Beschreibung

Kontext

Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörungen (ADHS) betreffen etwa 2.5-6% der Erwachsenen in der Schweiz (1-3). Viele Betroffene erleben sensorische Herausforderungen im Büro, da ihre Reizverarbeitung empfindlicher oder abgeschwächter sein kann. Obwohl das Behindertengleichstellungsgesetz (UNO-BRK, Art. 26) in der Schweiz ein Recht auf Anpassungen gewährt, fehlt es oft an konkreten Lösungen.

Nicht angepasste Arbeitsplätze können zu gesundheitlichen Problemen, Schwierigkeiten bei der Arbeitsplatzsicherung oder sogar zum Ausschluss vom Arbeitsmarkt führen (4,5). Sensorische Sensibilität kann sich auf verschiedene Bereiche erstrecken – z. B. visuell oder auditiv (6,7). Trotzdem gibt es nur wenige gezielte Forschungsarbeiten zu ADHS in diesem Kontext. Meist werden sensorische Herausforderungen nur als Nebenaspekt oder mit Fokus auf Autismus-Spektrum-Störungen untersucht (8).

Unsere frühere quantitative Studie zeigte, dass Büroarbeiter:innen mit ADHS oft mit Lärmempfindlichkeit, unzureichender räumlicher Abschirmung und Temperaturproblemen zu kämpfen haben. Sie ergab auch, dass Über- und Unterempfindlichkeit mit höherer beruflicher Unzufriedenheit einhergeht. Allerdings sind die individuellen Unterschiede im sensorischen Stressempfinden gross, weshalb eine qualitative Studie helfen soll, detailliertere Anpassungsempfehlungen zu entwickeln.

Projektziel

Diese Studie verfolgt drei Ziele:

  1. Sensorische Herausforderungen im Arbeitsalltag besser verstehen – nicht nur physische Reize (Lärm, Licht, Temperatur), sondern auch soziale und organisatorische Einflüsse (z. B. Stress durch Teamdynamiken).
  2. Überprüfung früherer Studienergebnisse – sind sensorische Herausforderungen ähnlich oder je nach Arbeitsplatz und Arbeitsweise unterschiedlich?
  3. Praxisnahe Empfehlungen entwickeln, die individuelle Bedürfnisse und Arbeitskontexte berücksichtigen (z. B. flexible Arbeitszeiten zur Vermeidung von Reizüberflutung).

Durchführung

Die Studie besteht aus zwei Teilen:

  1. Ein 60-minütiges Interview, in dem die Befragenden über ihre sensorischen Erfahrungen im Arbeitsumfeld sprechen. Zusätzlich wird ein Fragebogen ausgefüllt, der demografische Daten sowie ihr sensorisches Profil erfasst. Das Interview beinhaltet auch einen visuellen Anteil (Foto-Elicitation). Wenn die befragten Personen möchten, können sie Fotos ihrer Arbeitsumgebung zum Interview mitbringen, um sensorische Herausforderungen und hilfreiche Anpassungen zu veranschaulichen. Das Interviewformat ist flexibel und kann online, persönlich oder während eines Spaziergangs erfolgen – ganz nach Präferenz der befragten Person.
  2. Ein optionaler Online-Workshop mit den Interviewteilnehmer:innen, in dem die ersten Ergebnisse vorgestellt und gemeinsam diskutiert werden.

Quellen:

  1. Buadze A. ADHS – Diagnostik und Therapie. Psychiatrische Universitätsklinik Zürich; 2022.
  2. Estévez N, et al. Prevalence of adult ADHD in Swiss men. PLoS One. 2014 Feb;9(2):e89298.
  3. Peter C, Tuch A, Schuler D. Psychische Gesundheit – Erhebung Herbst 2022. Wie geht es der Bevölkerung in der Schweiz? Sucht sie sich bei psychischen Problemen Hilfe? (Obsan Bericht 03/2023). Schweiz Gesundheitsobservatorium; 2023.
  4. Doyle N, McDowall A. Diamond in the rough? An “empty review” of research into “neurodiversity” and a road map for developing the inclusion agenda. Equal Divers Incl Int J. 2021 May 25;41(3):352–82.
  5. Schreuer N, Dorot R. Experiences of employed women with attention deficit hyperactive disorder: A phenomenological study. Work. 2017;56(3):429–41.
  6. Doyle N. Neurodiversity at work: A biopsychosocial model and the impact on working adults. Br Med Bull. 2020;135:108–25.
  7. Ghanizadeh A. Screening signs of auditory processing problem: does it distinguish attention deficit hyperactivity disorder subtypes in a clinical sample of children? Int J Pediatr Otorhinolaryngol. 2009 Jan;73(1):81–7.
  8. Weber C, Krieger B, Häne E, Yarker J, McDowall A. Physical workplace adjustments to support neurodivergent workers: A systematic review. Appl Psychol. 2024 Jul;73(3):910–62.

Eckdaten

Projektleitung

Projektpartner

Roche Pharma (Schweiz) AG; Ecoplan

Projektstatus

laufend, gestartet 11/2024

Institut/Zentrum

Institut für Facility Management (IFM); Institut für Ergotherapie (IER); Institut für Pflege (IPF); Institut für Public Health (IPH); Institut für Angewandte Psychologie (IAP)

Drittmittelgeber

NTN Innovation Booster - Technology & Special Needs

Projektvolumen

10'000 CHF