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Dank neuem Tool Frauen beim Geburtsstart optimal beraten

Wenn Gebärende zum richtigen Zeitpunkt ins Spital eintreten, kann dies das Geburtserlebnis positiv beeinflussen. Damit Hebammen Frauen optimal beraten können, hat die ZHAW ein Tool entwickelt und in sechs Spitälern getestet.

Viele Frauen, insbesondere Erstgebärende, sind bei den ersten Anzeichen des Geburtsbeginns verunsichert, wann der richtige Zeitpunkt ist, ins Spital einzutreten. Sie rufen deshalb die Hebamme an und lassen sich beraten. Für Hebammen ist es am Telefon jedoch nicht immer einfach, den Betreuungsbedarf der Gebärenden in der sogenannten Latenzphase einzuschätzen.

Der richtige Zeitpunkt für den Spitaleintritt hängt laut der «GebStart-Studie» nicht nur von körperlichen Symptomen ab, sondern auch von emotionalen und sozialen Faktoren.

In diese vom Schweizerischen Nationalfonds finanzierte Studie des ZHAW-Instituts für Hebammenwissenschaft und reproduktive Gesundheit wurden über 600 Erstgebärende eingeschlossen.

Tiefere Kosten dank besserer Beratung

Weshalb ist der optimale Zeitpunkt für einen Spitaleintritt so relevant? Sowohl der zu frühe als auch der zu späte Eintritt können zu einem negativen Geburtserlebnis führen. Bei einem zu frühen Eintritt besteht zum Beispiel ein höheres Risiko für Interventionen, die die Geburt vorantreiben. Dazu zählen vaginale Untersuchungen, der Einsatz von Saugglocken oder Kaiserschnitte.

«Der optimale Zeitpunkt für einen Spitaleintritt wirkt sich sowohl auf das Geburtserlebnis als auch auf die Gesundheitskosten positiv aus, weil die Interventionsraten gesenkt und der stationäre Aufenthalt verkürzt werden», sagt Susanne Grylka, Leiterin der «GebStart-Studie».

Breites Spektrum abgedeckt

ZHAW-Forscherinnen entwickelten im Rahmen der Studie einen standardisierten Fragebogen als Entscheidungshilfe für die Praxis. Der Fragebogen dient dazu, Frauen auf Grundlage ihrer persönlichen Bedürfnisse eine individuelle Empfehlung zu geben, zu welchem Zeitpunkt der Gang ins Spital sinnvoll ist.

Bisher haben Gesundheitsfachpersonen bei den Kontakten mit Frauen in der Latenzphase oft auf die körperlichen Symptome fokussiert. In der «GebStart-Studie» wurden erstmals systematisch weitere Aspekte berücksichtigt. «Für eine Gesamtbeurteilung ist es wichtig, zum Beispiel auch die emotionale Situation zu erfragen oder die Unterstützung durch das Umfeld der Frauen zu kennen», sagt Susanne Grylka.

Der evidenzbasierte Fragebogen deckt deshalb eine breite Palette von Aspekten ab – von körperlichen Symptomen wie Wehen, Fitness oder Erschöpfung über emotionale Faktoren wie Zuversicht, Kontrollgefühl oder Unruhe bis hin zur Unterstützung zu Hause sowie individuellen Wünschen rund um die Geburt.

Fragebogen für die Praxis

Für die Entwicklung wurden Interviews mit Erstgebärenden nach der Geburt sowie eine ausführliche Literaturrecherche durchgeführt. Sechs Geburtskliniken in Zürich, Winterthur, Luzern, Basel und Baden testeten zudem den Fragebogen. Aufgrund von Rückmeldungen wurde der Fragebogen von über 30 auf 15 Fragen gekürzt, so dass nun eine praxistaugliche Entscheidungshilfe zur Verfügung steht.

«Insbesondere Hebammen mit noch wenig Erfahrung fühlen sich dank dem Fragebogen bei der Betreuung in der Latenzphase sicherer», betont Grylka. Als nächstes soll der Fragebogen schweizweit eingesetzt und in mehrere Sprachen übersetzt werden.

Kontakt

  • Prof. Dr. Susanne Grylka, Leiterin «GebStart-Studie» und Forschungsleiterin am Institut für Hebammenwissenschaft und reproduktive Gesundheit, ZHAW-Departement Gesundheit, Tel. 058 934 43 77, E-Mail susanne.grylka@zhaw.ch
     
  • Marc Bodmer, Medienverantwortlicher, ZHAW-Departement Gesundheit,
    Tel. 058 934 65 28, E-Mail marc.bodmer@zhaw.ch