BMFH Herbstkonferenz 2023 zu «Überfachlichen Kompetenzen»
Am Mittwoch, 04. Oktober 2023, trafen sich rund 130 Personen im Toni Areal in Zürich zur Herbstkonferenz der BMFH Plattform. Die Lehrpersonen der Stufen Berufsmaturität und Hochschule sowie Bildungsinteressierte diskutierten über die zentrale Rolle der überfachlichen Kompetenzen für den Studienerfolg, zu denen auch der Umgang mit den KI-Instrumenten zählt.
In ihrer kurzen Eröffnungsrede zieht Generalsekretärin Dora Fitzli nach fünf Jahren BMFH Plattform eine erste Bilanz: Als Erfolge nennt sie das BMFH-Förderprogramm als Junior-Partner der Digitalisierungsinitiative der Hochschulen Zürich DIZH und die gut etablierten Fachgruppen. «Natürlich wissen wir auch um die Herausforderungen», gibt Fitzli zu bedenken und nennt die Schwierigkeit, die Erkenntnisse aus den Fachgruppen der breiten Masse zugänglich zu machen. Fitzli bedankt sich herzlich für das Engagement der Mitglieder der BMFH Fach- und Themengruppen.
Kritisches Denken als Schlüsselkompetenz
Regierungsrätin Silvia Steiner steigt mit ihrem Grusswort direkt ins Thema ein und erläutert, dass die natürliche Intelligenz und vor allem «critical thinking» im Umgang mit der Künstliches Intelligenz immer wichtiger werde. Diese überfachliche Kompetenz müssen junge Erwachsene heute erlernen und auf allen Stufen anwenden können, sagt die Regierungsrätin. «Die Welt verändert sich und mit ihr die Bildung. Wir werden heute hören, wie wir mit den Veränderungen umgehen können», schliesst die Regierungsrätin und bedankt sich bei allen Anwesenden für ihr tägliches Engagement.
Von selbstreguliertem Lernen und Rollenbewusstsein
Wie die Pädagogik vor Künstlicher Intelligenz aussah und welche Strömungen das Berufsfeld erlebt hat, erklärt Manfred Pfiffner, Professor für Berufspädagogik von der PH Zürich in seinem Referat. Er nutzte ChatGPT zur Inspiration für den Einstieg in sein heutiges Referat und stellte fest, dass die KI Definitionen oder Zitate frei erfindet. «Um in Zukunft Wissen also nicht nur zu sammeln, sondern eben auch einordnen, filtern und verarbeiten zu können, ist kritisches Denken unerlässlich», betont Pfiffner. Doch für eine erfolgreiche Karriere in Berufsschule und später Studium brauche es vor allem geeignete Lernstrategien, die Fähigkeiten zum selbstregulierten Lernen sowie personale, soziale und methodische Kompetenzen. Pfiffner nennt es das «Dreigestirn». Die Schlüssel- und Königsdisziplin sei dabei das selbstständige Lernen, das sowohl Lernende wie auch Lehrpersonen aktiv unterstützen und fördern können. Dabei nehmen die Lehrenden verschiedene Rollen ein. «Wenn Sie dieses ‘Dreigestirn’ aufbauen wollen, müssen Sie Ihre Rolle klären», sagt Pfiffner. So hätten die Lehrenden eine Schablone im Kopf, die sie bei der Begleitung der jungen Menschen immer wieder verwenden können. Bei der Vermittlung von überfachlichen Kompetenzen sei es beispielsweise unerlässlich, die Beziehungsebene einzunehmen und sich als Anwältin oder Begleiter zu verstehen.
Perspektivenwechsel und konkrete Projekte
Am Podiumsgespräch mit Lernenden auf Berufsschulniveau und Studierenden der ZHAW hatten die jungen Erwachsenen Gelegenheit, ihre Sicht auf digitale oder analoge Lernformen sowie ihre Selbstständigkeit im Umgang mit dem Lernen darzulegen. «Beim digitalen Lesen ist die Gefahr der Ablenkung gross. Die nächste App ist nur ein Klick entfernt», sagt Janik Kramer von der BMS-Zürich. Deshalb bevorzuge er physische Texte. Die Lernenden erwähnten zudem, dass eine transparente Kommunikation und eine Lernbegleitung auf Augenhöhe die Hauptmerkmale einer guten Lehrperson sind, sowohl auf BM- als auch auf FH-Stufe. «Im Studium ist es mir wichtig, dass ich als erwachsene und selbstständige Person wahrgenommen und auch so behandelt werde», sagt Hatidza Kujovic, Studentin Soziale Arbeit der ZHAW, dazu.
Zum Abschluss des ersten Teils der Konferenz stellten Margrit Meyer von der ZHAW und Mirjam Sidler von der BM Winterthur ihr DIZH/BMFH Förderprogramm «Digitaler Bibliotheksworkshop für BM/FH» vor. Das Ziel dabei sei die Stärkung der Informationskompetenz. Ein besonderes Augenmerk legten die Projektverantwortlichen darauf, die Lernenden in ihrer Lebenswelt abzuholen und sie Schritt für Schritt an die wissenschaftliche Recherche und Literatur heranzuführen.
Aktiver Austausch zum Schluss
In den Fachkonferenzen diskutierten die Anwesenden beispielsweise darüber, dass KI als kreatives Werkzeug eingesetzt werden kann, um Anfangsblockaden zu lösen und Beispiele erzeugen zu lassen. Aber auch als Inklusionshelfer eigne sich KI, da diese Technologie Bilder beschreiben und Sprache vereinfachen könne. Die entstandenen Ideen und erste Umsetzungsansätze wurden beim Apéro intensiv diskutiert und weiterverfolgt.