Gesundheit von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen: Nationaler Bericht zieht «erfreuliche Bilanz»
Erstmals beleuchtet das Schweizerische Gesundheitsobservatorium Obsan in einem Bericht auf nationaler Ebene die Gesundheit von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Der Bericht zieht eine positive Bilanz, was die gesundheitliche Verfassung der untersuchten Bevölkerungsgruppe angeht, bemängelt jedoch die teils magere Datenlage. Am nationalen Gesundheitsbericht 2020 waren auch Forschende des ZHAW-Departements Gesundheit beteiligt.
Nach 1992, 2008, und 2015 hat das Schweizerische Gesundheitsobservatorium Obsan diesen August seinen vierten Nationalen Gesundheitsbericht veröffentlicht. Dieser gibt auf nationaler Ebene zum ersten Mal einen umfassenden Überblick über die Gesundheit von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen bis 25 Jahre in der Schweiz. Mit dem Bericht sollen primär politisch Verantwortliche «eine Grundlage für die Planung effizienter und wirksamer Gesundheitsförderung, Prävention und Gesundheitsversorgung erhalten», wie es in der Einleitung heisst. Darüber hinaus soll die Publikation einen breiten Adressatenkreis ansprechen.
Insgesamt ein «erfreuliches Bild»
Breit gefächert ist auch das Spektrum an gesundheitlichen Aspekten und Einflussfaktoren, die im Bericht beleuchtet werden. So werden sowohl Aspekte des Wohlergehens, als auch der Krankheit thematisiert, um «eine ausgewogene Berichterstattung zu gewährleisten», wie es im Bericht heisst. Dieser enthält Kapitel zur körperlichen Gesundheit und Entwicklung, zur psychischen Gesundheit, chronischen Krankheiten und Behinderungen. In weiteren Kapiteln werden die Verhältnisse und Bedingungen beleuchtet, welche die Gesundheit massgeblich beeinflussen, darunter demografische Faktoren, Lebenswelten, Umweltfaktoren und gesellschaftliche Rahmenbedingungen. Darüber hinaus thematisiert der Bericht Themen wie die gesundheitlichen Chancen und Risiken digitaler Medien oder «Young Carers», also Kinder und Jugendliche, die sich um Familienangehörige kümmern. Nicht zuletzt gibt er einen Überblick über die Gesundheitsförderung und Prävention sowie die Gesundheitsversorgung in der Schweiz und schliesst mit einer Diskussion inklusive konkreter Handlungsempfehlungen. Insgesamt, so das Fazit des Berichts, zeigt sich bei der Gesundheit von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen «ein erfreuliches Bild».
Bei den Daten steckt die Schweiz noch in Kinderschuhen
Für den Gesundheitsbericht haben verschiedene Autorenteams das vorhandene Wissen zu den einzelnen Themen zusammengetragen. Dabei hatten sie den Auftrag, die entsprechende Literatur der vergangenen knapp 20 Jahre aufzuarbeiten, wobei Ergebnisse aus der Schweiz und relevante Studien aus dem umliegenden Ausland enthalten sein sollten. Des Weiteren galt es, national repräsentative Datenquellen der Schweiz aufzubereiten. Dabei zeigte sich, «dass sich die Schweiz in Bezug auf die Datenlage in diesem Bereich selbst in den Kinderschuhen befindet», wie es im Vorwort heisst. Es gebe zahlreiche Datenlücken, und oft müssten einzelne Daten puzzleartig zusammengesetzt werden, sodass wenigstens ansatzweise eine Gesamtaussage möglich sei. Insbesondere zur Gesundheit der Kinder unter zehn Jahren existieren laut den Autorinnen und Autoren oft keine national repräsentativen Datenquellen. Dies bedeutet, dass der Bericht viele Lücken sichtbar macht. Durch ihre Benennung solle die zukünftige Forschung angeregt werden.
ZHAW-Know-how im Expertinnengremium
Bei der Erstellung des Berichts wurde das Obsan von einem vierköpfigen Expertinnengremium unterstützt. Diesem gehörte mit Julia Dratva auch eine Forscherin des ZHAW-Departements Gesundheit an. Das Gremium war an der Auswahl der Kapitel und teilweise der Autorinnen und Autoren sowie am Review der Manuskripte beteiligt. Dratva, Leiterin der Forschungsstelle Gesundheitswissenschaften, verfasste mit weiteren Autorinnen und Autoren des Departements Gesundheit auch die Kapitel «Körperliche Gesundheit und Entwicklung» sowie «Chronische Krankheiten und Behinderungen».
«Der Bericht gibt uns wichtige Einblicke in die derzeitige Gesundheit von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Allerdings beruht er wie alle Berichte auf Daten aus der Vergangenheit», sagt Julia Dratva. Um die Gesundheit und Wohlergehen der untersuchten Bevölkerungsgruppe zu fördern, müssten sich die Forschung und die Verantwortungsträger an deren Zukunft orientieren. «Der Bericht schlägt deshalb unter anderem auf nationaler Ebene ein Gremium aus Kinder-Zukunftsforschenden vor.»