Unterwegs zur «Entrepreneurial University»
Der 13. Hochschultag der ZHAW stand ganz im Zeichen von Innovations- und Start-up-Förderung. Rektor Jean-Marc Piveteau kündigte eine neue strategische Initiative an, die die Vision einer Hochschule als «Entrepreneurial University» anstrebt.
Der Begriff ist ein Zungenbrecher, doch an der ZHAW wird er in Zukunft wohl zum Standardvokabular gehören: «Entrepreneurial University». Die Vision einer Hochschule, die sich Unternehmergeist und Innovationsförderung als zentrale Ziele setzt, machte ZHAW-Rektor Jean-Marc Piveteau zum Hauptthema seiner Rede zum 13. Hochschultag.
Zukunftsorientiert und unternehmerisch
«Der Unternehmergeist, den ich mir für die ZHAW wünsche, geht weit über die Befähigung zur Firmengründung hinaus, er ist eine Frage der Haltung», sagte Piveteau. Die Hochschule müsse noch stärker eine zukunftsorientierte, unternehmerische Einstellung anstreben, die die Eigeninitiative fördere, auf Wertschöpfung ziele und offen für die Zusammenarbeit über interdisziplinäre Grenzen hinweg sei. In der EU und in der angelsächsischen Welt gebe es bereits Hochschulen, die sich «Entrepreneurial Universities» nennen und die als Inspiration dienen könnten. Doch es liege nun an der ZHAW, diese Vision im Kontext einer in der Schweizer Bildungslandschaft verankerten Fachhochschule umzusetzen.
Piveteau kündigte an, für die «Entrepreneurial University» eine strategische Initiative ins Leben zu rufen, wie sie die ZHAW beispielsweise im Bereich der Digitalisierung kennt. Bereits ab 2022 werde diese strategische Initiative operationell starten, erklärte Piveteau weiter. Grundlage für die neue langfristige Zielsetzung der ZHAW ist ein Beschluss der Hochschulleitung aus dem Dezember 2020.
Zusammenarbeit statt Sololäufe
Der 13. Hochschultag, der traditionelle Jahresanlass der ZHAW, fand in der Halle 53 auf dem Winterthurer Sulzerareal statt, auf dem sich mit der Hochschulbibliothek, dem Neubau des Departements Gesundheit, den Gebäuden des Departements Architektur, Gestaltung und Bauingenieurwesen sowie verschiedenen weiteren Labors und Unterrichtsräumen ein Standortschwerpunkt der ZHAW befindet. Über 200 geladene Gäste nahmen an der Feier teil, die wegen der Corona-Situation auch live übertragen wurde.
Bildungsdirektorin Silvia Steiner betonte in ihrem Grusswort, wie wichtig ein guter Austausch zwischen den Bildungsinstitutionen und der Gesellschaft sowie eine enge Vernetzung der Hochschulen untereinander sei. «Die grossen Fragen lassen sich nicht mit Sololäufen beantworten», sagte Steiner. Sie begrüsse daher die interdisziplinäre Zusammenarbeit sowie die übergreifenden Kooperationen der Zürcher Hochschulen sehr, wie sie etwa im Rahmen der Digitalisierungsinitiative DIZH vorgelebt werde.
Ein Dorf für Start-ups
Umso mehr bedauerte die Bildungsdirektorin, dass die Vernetzung mit Europa im Hochschulbereich nun erschwert sei, weil die Schweiz im Forschungsprogramm «Horizon Europe» nach dem Scheitern der Rahmenverhandlung mit der EU nur noch als nicht-asoziierter Drittstaat beteiligt ist.
Keynote-Referentin Trudi Haemmerli, Verwaltungsrätin der Innosuisse, der Agentur für Innovationsförderung des Bundes, forderte die Anwesenden auf, sich noch weiter in der Start-up-Förderung zu engagieren. «Es braucht ein ganzes ‹Dorf›, ein umfassendes Ökosystem, um Start-ups erfolgreich zu fördern», sagte Haemmerli. Dazu gehörten neben finanziellen Mitteln auch Voraussetzungen wie Diversität, Risikobereitschaft und Akzeptanz des Scheiterns.
Innovation und Unternehmertum: Präsentation von Trudi Haemmerli(PDF 1,4 MB)
Mut und Engagement wecken
Adrian Müller, Professor für Innovationsmanagement und Entrepreneurship sowie Institutsleiter an der ZHAW School of Management and Law, führte im Interview mit Moderator Jakob Bächtold, Head Product von ZHAW Corporate Communications aus, wie die Hochschule Start-ups bereits jetzt mit einer Vielzahl an Fördermöglichkeiten – von niederschwelligen Netzwerkanlässen, über spezialisierte Trainings bis hin zu gezieltem Coaching und Inkubation – unterstützt. «Obwohl die Schweiz ein ausgesprochenes KMU-Land ist, bin ich immer wieder erstaunt, wie wenig sich Studierende von sich aus mit der Idee einer Firmengründung auseinandersetzen. Darum sehe ich es als unsere Aufgabe, sie in der Ausbildung auf diese Möglichkeit aufmerksam zu machen und ihr Engagement und ihren Mut zu wecken», sagte Müller.
Die vier geförderten Start-ups im Kurzportrait
Als Abschluss des Hochschultags präsentierte die ZHAW vier Start-ups von ZHAW-Absolventinnen und Absolventen, die alle vom Förderprogramm «Runway Incubator» profitiert haben. Ein Projekt will ein Mietangebot für Kinderwagen auf den Markt bringen, eines entwickelt digitalisierte Lehrgänge für Hebammen, eines produziert im Labor Cannabisöl und eines hat ein Onlinetool zur Vermittlung von Zivildienststellen programmiert.