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INUAS-Konferenz 2019: Wohnen unter Druck – Herausforderungen in Grossstädten

Herausforderungen von Grossstädten im Spannungsfeld zwischen wachsender Bevölkerung, knapper werdendem Wohnraum und einer nachhaltigen Entwicklung standen im Mittelpunkt der INUAS-Konferenz 2019, «Wohnen unter Druck. Dynamiken zwischen Zentren und Peripherien». Vicente Carabias-Hütter und Peter Jenni von der ZHAW haben die Entwicklung des Konferenzprogramms eng begleitet und sich als Chairs von Podien engagiert.

Mehr als 330 Teilnehmende, darunter rund 90 Studierende, zählte die erste Konferenz von INUAS (International Network of Universities of Applied Sciences), die vom 4. bis 6. November an der FH Campus Wien stattfand. Die thematischen Aspekte, welche die Konferenz abdeckte, waren breit gefächert: angespannte urbane Wohnungsmärkte, daraus entstehende soziale Spannungen, Verdrängungsprozesse, aber auch innovative Ansätze für soziales und leistbares Wohnen, eine nachhaltige urbane Entwicklung, Smart Cities und Partizipation mithilfe neuer digitaler Möglichkeiten.

«Gerade durch diese breite Auslegung ihres übergeordneten Themas hat die Konferenz verschiedene Disziplinen angesprochen und unterschiedlichste Perspektiven miteinbeziehen können», unterstreicht Vicente Carabias-Hütter von der School of Engineering. Als Mitglied der Wissenschaftlichen Jury der INUAS-Konferenzreihe «Urbane Transformationen», unter deren Dach die Wiener Konferenz stattfand, hat er das Programm mitgestaltet. «Die interdisziplinäre Bearbeitung des Themas Wohnen unter Druck war uns von Anfang an wichtig, ebenso die Transdisziplinarität. Unser Ziel ist es, über die INUAS-Konferenzen auch in den Austausch mit der Praxis zu treten und neben Forschungsprojekten zusätzlich anwendungsbezogene Beiträge zu zeigen.»

Die globalen Dimensionen erkennen

Dementsprechend sind die Konferenzbeiträge aus den rund 155 Einsendungen im Rahmen des Call for Papers ausgewählt worden. «Einen zusätzlichen Bezug zur Praxis haben die Exkursionen in und um Wien hergestellt, wo Projekte vor Ort besichtigt werden konnten.» Am Ende sei ein guter Mix gelungen – nicht nur beim Konferenzprogramm sondern auch bei den Teilnehmenden, resümiert Carabias-Hütter. «Forschende waren ebenso vertreten wie städtische Akteurinnen und Akteure und die Wirtschaft, zum Beispiel Planungsbüros.»

«Die Konferenz hat unsere Erwartungen an die fachliche Tiefe und transdisziplinäre Bearbeitung erfüllt», bilanziert Peter Jenni vom Departement Architektur, Gestaltung und Bauingenieurwesen. Er gehört ebenfalls zur Wissenschaftlichen Jury der Konferenzreihe. Als eine zusätzlich wichtige Komponente erachtet Jenni die internationale Zusammensetzung der Referentinnen und Referenten. «Durch die drei INUAS-Hochschulen FH Campus Wien, Hochschule München und ZHAW war die Konferenz per se länderübergreifend angesetzt. Die Beiträge aus 20 Ländern haben schlussendlich aber auch Perspektiven beigetragen, die über die Grenzen westlicher Grossstädte hinausreichen.»

So habe zum Beispiel Amita Bhide, Professorin am Tata Institute of Social Sciences (TISS) in Mumbai, in ihrer Keynote Utopien und Realitäten des leistbaren Wohnens für die arme städtische Bevölkerung in Indien erörtert. Andere Beiträge behandelten Projekte in Ägypten, Marokko oder der Türkei. Daraus seien bereichernde Diskussion entstanden, beschreibt Jenni. Dieser internationale Austausch lohne sich. «Wenn wir Herausforderungen lediglich innerhalb unserer relativ kleinen Schweiz diskutieren, verlieren wir den Gesamtblick für globalere Themen und übersehen gute Lösungsansätze aus anderen Ländern.» 

Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis

Der internationale und transdisziplinäre Austausch leiste am Ende einen wichtigen Beitrag zum wissenschaftlichen Diskurs über die Entwicklung urbaner Lebensräume, fügt Jenni an. In den 27 Podien, die je ein Oberthema hatten, seien zum Teil ähnliche Projekte, zum Teil ganz unterschiedliche Ideen diskutiert worden. «Unterschiede in Ansätzen, Methoden und Vorgehensweisen dienen auch wieder als Inspiration für die eigene Arbeit, zeigen Querverbindungen auf, aus denen neue Forschungsarbeiten entstehen können, oder weisen auf Potenzial für eine weiterführende inter- und transdisziplinäre Zusammenarbeit hin.» Und dadurch, dass auch Personen aus der Praxis an der Konferenz teilnähmen, könnten Innovationen und neuste Erkenntnisse aus dem Austausch direkt wieder in die Umsetzung einzelner Projekte einfliessen.

Carabias-Hütter nennt in diesem Zusammenhang das Quartierprojekt FOGO in Zürich-Altstetten, das günstigen Wohnraum für junge Erwachsene in Ausbildung und für Flüchtlinge bietet. «Das Institut für Nachhaltige Entwicklung der ZHAW hat erste Ergebnisse aus seiner Fallstudie präsentiert, die das Quartier bezüglich Integrations- und Partizipationsmechanismen untersucht. An der Konferenz nahmen auch die Verantwortlichen des Quartierprojekts teil, um von ähnlichen Erfahrungen aus anderen Städten zu hören und Neues für die eigene Arbeit mitzunehmen. Wenn diese Wechselwirkung stattfinden kann, haben wir unser Ziel erreicht.» Denn die gesellschaftliche Verantwortung von Fachhochschulen liege nicht allein darin, in Forschung & Entwicklung Lösungen für wichtige und drängende Herausforderungen der wachsenden urbanen Gesellschaft zu erarbeiten, sondern auch darin, das Wissen darum in die Praxis zu übersetzen.

Thema Ressourcen im Fokus der Konferenz 2020

Wird die Konferenzreihe darüber hinaus zur Profilschärfung und zur internationalen Reputation von INUAS beitragen? Davon sind Jenni und Carabias-Hütter überzeugt. Über die Ausschreibung und den Call for Papers der ersten Konferenz sei ein internationales Publikum auf den Hochschulverbund aufmerksam geworden. Mit Blick in die Zukunft meint Jenni: «Mit der Weiterführung der Konferenzreihe wird sich INUAS noch stärker als Expertennetzwerk für den Themenkomplex rund um urbane Transformationen und urbane Lebensqualität etablieren können.»

Zu den drängendsten Herausforderungen, die es in urbanen Lebensräumen in den kommenden Jahren zu bewältigen gilt, zählen Carabias-Hütter und Jenni einerseits die Verdrängungsprozesse, die in Grossstädten weltweit zu beobachten seien. Andererseits gehe es um ökologische Themen, die das ressourcenschonende Bauen und Wohnen, die klimafreundliche Mobilität und nachhaltige Formen der Energieproduktion und -konsumation beträfen. Und gerade dabei handle es sich um ein Thema von globaler Bedeutung.

Des Themas Ressourcen in all seinen Facetten wird sich die INUAS-Konferenz vom 9. bis 11. September 2020 in München annehmen. Die Konferenzreihe sei so angedacht, dass sie alternierend an einem der drei Standorte der INUAS-Hochschulen stattfinde und jeweils einen Fokus setze, erklären Jenni und Carabias-Hütter. 2021 übernimmt Zürich mit dem Thema Öffentliche Räume.