Im Rahmen ihrer Masterarbeit im Master-Studium Arts Management am Zentrum für Kulturmanagement hat Christine Bachmann, Chefredakteurin von Miss Moneypenny, ein Kompetenzmodell für Fundraiserinnen und Fundraiser entwickelt. Prof. Dr. Leticia Labaronne, Leitung des Zentrums für Kulturmanagement, hat die Masterarbeit betreut und gemeinsam mit Christine Bachmann in der Februar-Ausgabe des Magazins von KM Kulturmanagement Network GmbH den Beitrag «Fundraising im Kulturbereich. Vom Nutzen kultureller Kompetenzen und dem Bedarf von Fundraising-Know-how» veröffentlicht.

Svenia Schneider-Wulf: Wie hat sich das Fundraising im Kulturbereich in den letzten Jahren entwickelt?  
Leticia Labaronne: Um beispielsweise besondere Projekte umzusetzen oder auch etwas grössere finanzielle Spielräume zu haben, setzen immer mehr kulturelle Institutionen auf ein eigenes Fundraising. In der Folge hat sich das Fundraising im Kulturbereich in den vergangenen Jahren deutlich professionalisiert.  

Und welche Auswirkungen hat das auf die Anforderungen an Fundraiser:innen heute? 
Die beschriebenen Entwicklungen gehen einher mit höheren Anforderungen an die Kompetenzen der Mitarbeitenden. Neben betriebswirtschaftlichen Kenntnissen werden zunehmend auch kulturelle Fähigkeiten gefordert. Aber welche genau das sind, war bislang relativ vage. Zudem existierte nur ein «allgemeines» Kompetenzmodell für Fundraiser:innen, aber kein kulturspezifisches. Diese Lücke schliesst nun die Masterarbeit von Christine Bachmann. Durch die Analyse konnten neue Kompetenzen extrahiert werden, die bislang nicht betrachtet wurden. 

Welche spezifischen Kompetenzen und Fähigkeiten sind besonders wichtig für Fundraiser:innen im Kulturbereich? 
Das Kompetenzmodell zeigt, dass zu den klassischen Schlüsselkompetenzen für Fundraiser:innen im Kulturbereich neben Kommunikations- und Dialogfähigkeit auch Lern- und Innovationsfähigkeit oder auch Spendenorientierung zählen.
Als neue Kompetenz hat sich klar Gender-, Diversity- und Inklusionsfähigkeit sowie ökologische Nachhaltigkeitskompetenz herauskristallisiert. Auch hat sich noch einmal deutlich gezeigt, dass Fundraising eine transversale Aufgabe ist. Fundraiser:innen müssen über ein ganzheitliches Denken verfügen und kulturelle Konstrukte, kulturpolitische Zusammenhängen sowie gesellschaftliche Diskurse verstehen und einordnen können. Effektive Kommunikation, die Anpassung von Botschaften an verschiedene Zielgruppen und die Fähigkeit, strategisch zu beurteilen, welche Stiftungen interessiert sein könnten, sind ebenfalls entscheidend.

Welche Bedeutung misst du Aus- und Weiterbildungen im Bereich Fundraising bei? 
Das neue Kompetenzmodell zeigt deutlich, dass der Arbeitsalltag von Kulturfundraiser:innen ein breites Kompetenzportfolio und stetige Weiterbildung verlangt.  Aus- und Weiterbildungen im Bereich Fundraising sind daher entscheidend, um sowohl kulturelle als auch wirtschaftliche Kompetenzen zu erlangen, sich für neue Anforderungen zu qualifizieren und beruflich erfolgreich zu sein.  
Daneben beobachten wir auch einen grundsätzlichen Umbruch im Kulturmanagement: Wurde vor einer Dekade Fundraising noch häufig nebenbei von der Geschäftsführung erledigt, gibt es hierfür in grösseren Institutionen bereits eine eigene Stelle. Der Bereich erfährt also nicht nur eine immer grössere Professionalisierung, sondern wächst auch, u.a. dem steigenden Bedarf an Drittmitteln im Kulturbereich geschuldet.  
Und hier kommen wir als Hochschule ins Spiel: Am Zentrum für Kulturmanagement können wir mit unseren erstklassigen und vielfältigen Angeboten in der Aus- und Weiterbildungen im Fundraising die Professionalisierung und Qualifizierung voranbringen.