Nationalfonds fördert Studie zur Beratung von Erstgebärenden in der Latenzphase
In der Latenzphase bereitet sich der Körper einer schwangeren Frau allmählich auf die Geburt vor. Eine optimale Betreuung in dieser Phase hat das Potential, Spitalaufenthalte zu verkürzen, physiologische Geburten zu fördern und Kaiserschnitte zu reduzieren. Der Schweizerische Nationalfonds (SNF) fördert eine Studie des Instituts für Hebammen, mit der die Beratung und Betreuung von Erstgebärenden in der Latenzphase optimiert werden soll.
Das Projekt von Dr. Susanne Grylka, stellvertretende Leiterin der Forschungsstelle Hebammenwissenschaft, war im Juli 2020 eine von über 100 Eingaben für das Förderprogramm «Practice to Science» des SNF. Mit dem Programm unterstützt der SNF die anwendungsorientierte Forschung. Im November ging Susanne Grylka mit insgesamt zwanzig Antragssteller*innen in die zweite Evaluationsrunde und überzeugte das Gremium mit ihren Argumenten, weshalb eine optimale Betreuung zu Geburtsbeginn so wichtig ist. Als eines von elf Projekten erhielt ihre «GebStart-Studie» schliesslich die Zusage für eine Förderung von rund 580000 Franken.
Zu früh ins Spital
Die im Fokus der Studie stehende Latenzphase wird von schwangeren Frauen sehr unterschiedlich erlebt und ist mit verschiedenen körperlichen und emotionalen Symptomen verbunden. In dieser Phase bereitet sich der Körper der Frau allmählich auf die Geburt vor, unter anderem mit Vorwehen, bei welchen sich der Muttermund jedoch nur wenig öffnet. «Vor allem Erstgebärende melden sich häufig im Spital, bevor die Geburt voranschreitet. Einige Frauen haben Mühe, zuhause mit dem Wehenschmerz umzugehen», sagt Projektleiterin Susanne Grylka. Ein früher Spitaleintritt führe wiederum zu mehr Interventionen und werde mit einer erhöhten Kaiserschnittrate in Verbindung gebracht. Laut der Hebammenforscherin ist es deshalb dringend notwendig, ein Tool zu entwickeln, dass es Hebammen aber auch Ärztinnen und Ärzten ermöglicht, den körperlichen und emotionalen Zustand sowie das Wohlbefinden der schwangeren Frau in der Latenzphase zu beurteilen. «So kann das individuelle Betreuungsbedürfnis ermittelt und die Beratung für oder gegen eine Aufnahme im Spital unterstützt werden», so Susanne Grylka.
Die Studie der ZHAW-Forschungsstelle Hebammenwissenschaft startet am 1. Mai 2021 und läuft in Zusammenarbeit mit sechs Schweizer Spitälern über drei Jahre. Mit dabei sind die Universitätsspitäler Basel und Zürich, die Kantonsspitäler Baden, Luzern und Winterthur sowie das Zürcher Stadtspital Triemli.
Weitere Informationen zum Förderprogramm «Practice-to-Science» des Schweizerischen Nationalfonds SNF