Studie: Zivile Drohnen – Herausforderungen und Perspektiven
Unter Leitung der ZHAW hat ein interdisziplinäres Expertenteam die Perspektiven und Herausforderungen für zivile Drohnen in der Schweiz untersucht. Aus einer minutiösen Bestandsaufnahme und Überlegungen zur künftigen Entwicklung der Drohnentechnologie ergaben sich eine Reihe von Empfehlungen. Durchgeführt würde die Studie in Auftrag der Stiftung TA-Swiss.
Drohnen erleben einen regelrechten Boom. Rund 22'000 Stück werden jährlich in der Schweiz verkauft, über 100'000 sind bereits im Einsatz – Tendenz steigend. Somit steigt auch der Bedarf an Regulationen. «All diese unbemannten Flugobjekte in den Luftraum zu integrieren, darin liegt die grosse Herausforderung», sagt Michel Guillaume, der die Studie am ZHAW-Zentrum für Aviatik geleitet hat. Drohnen werden laut der Studie bald in allen Luftzonen anzutreffen sein, von den obersten Sphären (über 20 000 Meter) für Aktivitäten im Bereich der Telekommunikation bis hin zu den untersten Zonen (unterhalb von 150 Metern), beispielsweise für landwirtschaftliche Zwecke wie das Ausbringen von Pflanzenschutzmitteln auf Feldern. Für die Studie wurden rund 60 Expertinnen und Experten aus betroffenen Fachgebieten zu ihrer Sicht auf die künftige Entwicklung der Drohnentechnologie befragt. Die Anwendungsmöglichkeiten von Drohnen sind in verschiedenen Sektoren vielfältig: Logistik, Landwirtschaft, Überwachung, Forschung, Kontrollen und Messungen, Medien und Freizeit, humanitäre Hilfe usw. Auch wenn die Entwicklung im professionellen Umfeld erst begonnen hat, dürften sich Drohnen in einigen Anwendungen gegenüber traditionellen Lösungen durchsetzen.
Risiken und Gefahren eindämmen
Gleichzeitig gibt es für Drohnen auch viel Gegenwind. Manche sehen in ihnen regelrechte Spione, weil sie Städte und Wohngebiete überfliegen und mithilfe ihrer Kameras Augen auch dort haben, wo Menschen nicht hinsehen können. Ausserhalb der Städte treten sie unter Umständen als Störenfriede für die Natur und insbesondere für Wildtiere auf.
Die Experten fordern deshalb unter anderem folgendes:
- Ein transparenter Regulierungsrahmen für Drohnen muss geschaffen werden. Dazu gehören insbesondere gesetzliche Grundlagen für die sicherheitstechnische Beurteilung zur Wahrung der Gesetzmässigkeit und der Rechtsgleichheit.
- Forschung und Stakeholder-Dialoge zur Schaffung eines Flugverkehrsmanagements für unbemannte Luftfahrzeuge (U-Space).
- Gezielte regulatorische Anpassungen, um die Durchsetzbarkeit des geltenden Rechts zu verbessern. Dies betrifft insbesondere die Einführung einer Registrierungspflicht und eine daran gekoppelte elektronische Identifikation, die Schaffung von Richtlinien für die Ausbildung von (insbesondere professionellen) Drohnenpiloten und Informationspflichten für Hersteller bzw. Händler/Importeure.
- Die Schweiz soll weiterhin aktiv an der internationalen Ausgestaltung der Drohnenregulierung mitwirken, dabei aber EU-Vorschriften nicht pauschal übernehmen, sondern durch sorgfältiges Abwägen von Vor- und Nachteilen vorhandene Spielräume konsequent ausschöpfen, um das wirtschaftliche Potenzial der Drohnentechnologie bestmöglich zu nutzen.
- Es ist ein nationales, von Bund unter Beteiligung der Industrie gefördertes Testgelände zu Forschungszwecken zu schaffen.
Die wichtigste Herausforderung ist nach Meinung der Experten allerdings technischer Art: Drohnen dürfen in erster Linie nicht abstürzen und müssen – sofern sie eine gewisse Grösse haben – selbst im Fall von technischen Schwierigkeiten in der Lage sein, sicher zu landen.