Kauderwelsch statt Esperanto
Englisch als gemeinsamer Nenner gilt als praktische Lösung für die internationale Verständigung. Eine Studie zeigt jedoch, dass es die Kommunikation auch erschweren kann.
Übersetzende und Dolmetschende werden zunehmend mit englischem Textinput konfrontiert, der von nichtmuttersprachigen Personen stammt. Eine Mehrheit empfindet ihre Arbeit dadurch als anstrengender, weil die Aussagen oft unklar sind. Die Dolmetschforschung zweifelt deshalb daran, ob Englisch die richtige Lösung für die internationale Verständigung ist, denn im professionellen Kontext sind unmissverständliche Formulierungen zentral.
In dem vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF) geförderten Projekt «CLINT» (Cognitive Load in Interpreting and Translation) untersuchten Forschende des Instituts für Übersetzen und Dolmetschen des Departements Angewandte Linguistik der ZHAW sowie des Psychologischen Instituts der Universität Zürich (UZH), ob sich der Einfluss von nichtmuttersprachlichem Englisch bei der Sprachverarbeitung bemerkbar macht.

Kognitive Belastung höher
Das Team der ZHAW verglich die Leistung der Sprachmittelnden bei zwei Versionen desselben nichtmuttersprachlichen Texts: Originalversionen und solche, die von muttersprachigen Personen verbessert wurden. Das Team der UZH untersuchte physiologische Merkmale wie Herzschlag und Hirnströme während des kognitiven Verarbeitungsprozesses. Die Ergebnisse zeigen, dass nichtmuttersprachlicher Textinput die kognitive Belastung der Sprachmittelnden erhöhen kann, insbesondere bei technischen oder komplexen Texten. Dabei erschweren unübliche Wortkombinationen oder Satzstrukturen sowie mangelnde Logik den Dolmetschenden die Arbeit. Diese Erkenntnisse fliessen in die Dolmetschausbildung ein und sollen weitere Forschung anregen.