Vorstudie zur Auswirkung von Pflanzenkohle auf Regenwürmer
Beschreibung
In den letzten Jahren hat in der Schweiz das Interesse an Pflanzenkohle schnell zugenommen. Besonders auf sauren und sandigen Böden ist der positive Effekt auf die Wasser- und Nährstoffspeicherung durch Pflanzenkohle erwiesen. Pflanzenkohle ist aber auch eine der wenigen natürlichen Möglichkeiten, um CO2, das durch Photosynthese im Holz gebunden ist, über die Pyrolyse dauerhaft und stabil zu binden. Diese Praxis ist als «Negative Emission Technology» (NET) anerkannt (de Coninck et al., 20181). Pflanzenkohle, die in den Boden gebracht wird, kann grundsätzlich als Carbon Credit eine zusätzliche Einkommensquelle sein. Daneben werden der Pflanzenkohle im Kontext Landwirtschaft weitere interessante Einsatzmöglichkeiten zugeschrieben (z.B. der Einsatz Futterkohle, Emissionsreduktion in Ställen).
Das Ausbringen von Pflanzenkohle, die aus naturbelassenem Holz produziert wurde, ist in der Schweizer Landwirtschaft zugelassen (BAFU, BLW & CercleSol, 2023). Die dafür erforderliche Qualität der Pflanzenkohle wird dabei durch das ebenfalls in der Schweiz durch das Ithaka Institut entwickelte «European Biochar Certificate» EBC (Version 10.3, Ithaka Institut 2023) gewährleistet. Das EBC bezieht sich dabei ausschliesslich auf chemisch-physikalische Parameter als Qualitätskriterien. Die Schweizer Böden sind im Vergleich mit anderen Weltregionen relativ jung («nur» ca. 10 bis 12'000 Jahre). Besonders die Landwirtschaftsböden im Schweizer Mittelland sind im Allgemeinen weder sehr sandig noch besonders sauer.
Während in Bezug auf den Klimaschutz die Förderung des Ausbringens von Pflanzenkohle in der Landwirtschaft sinnvoll erscheint, wäre die Applikation von Pflanzenkohle im Hinblick auf die Bodenfruchtbarkeit nur auf bestimmten Böden ein Mehrwert. Solange noch wichtige Fragen zur Wirkung von Pflanzenkohle im Boden offen sind, sind die Bundesämter daher in Bezug auf die Anwendung in Böden zurückhaltend. Im Faktenblatt «Pflanzenkohle in der Schweizer Landwirtschaft» (BAFU, BLW & CercleSol, 2023) sind die erhobenen Bedenken ausformuliert. Gemäss BAFU gibt es «noch grosse Wissenslücken zur Bodenbiologie» im Kontext mit Pflanzenkohle. Insbesondere Regenwürmer, die besonders wichtig für die Bodenqualität sind, dürfen durch das Einbringen von Pflanzenkohle keinen Schaden erleiden, da sie als «Ökosystemingenieure» in den Schweizer Böden eine sehr wichtige und nicht zu ersetzende Funktion einnehmen. Die Wirkung von Pflanzenkohle auf Regenwürmer wurde in verschiedenen Studien untersucht. Die Ergebnisse sind teilweise widersprüchlich. Das für die Pyrolyse verwendete Material scheint einen Einfluss zu haben, aber auch, ob die Pyrolysekohle vorgängig biologisch oder chemisch aktiviert wurde, beispielsweise durch das Vermischen mit Kompost. Ausserdem beeinflusst der verwendete Boden die Ergebnisse, insbesondere der pH und die Textur.
Eckdaten
Projektleitung
Stellv. Projektleitung
Projektteam
Roman Berger, Gabriel Gerner, Dr. Luzius Jean Petit Matile, Nikita Krähenbühl, Pascal Luder, Thea Schönenberger, Dr. Basilius Thalmann
Projektstatus
abgeschlossen, 11/2023 - 04/2024
Institut/Zentrum
Institut für Umwelt und Natürliche Ressourcen (IUNR)
Drittmittelgeber
Bundesamt für Umwelt BAFU