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Eingesperrt, ausgeschlossen

Die im Buch "Eingesperrt, ausgeschlossen" enthaltenen Porträts von Heimbewohnern und Angehörigen machen gemäss Rezensentin Dagmar Schifferli deutlich, wie stark die Menschen von den Entscheidungen des Bundesrates und der jeweiligen Heimleitung abhängig waren.

Wie bedrückend, ja mitunter geradezu krankmachend die Lebenssituation in den Altersheimen während des Lockdowns war, konnte verschiedentlich den Medien entnommen werden. Allerdings blieben die Schilderungen zumeist etwas vage oder oberflächlich, ohne dass auf Einzelheiten eingegangen wurde.

Durch die Lektüre des Buches von Daniela Kuhn, das auf vielen Interviews mit BewohnerInnen und Angehörigen beruht, wird den LeserInnen jedoch noch einmal mit aller Deutlichkeit bewusst, wie stark die Menschen von den Entscheidungen des Bundesrates und der jeweiligen Heimleitung abhängig waren. Die Selbstbestimmung, die ja sonst in den Heimen so hochgehalten wird, war mit einem Schlag wie weggefegt. Jede und jeder musste sich fügen, ganz unabhängig vom jeweiligen körperlichen oder mentalen Gesundheitszustand oder des Verantwortungsgefühls der Angehörigen.

Die Gespräche, die verdienstvollerweise in diesem Buch veröffentlicht wurden, sind zutiefst berührend und sollten für eventuell erneut notwendig werdende Einschränkungen vor allem auch von Entscheidungsgremien miteinbezogen werden. Erhellend sind zudem die grundrechtlichen Überlegungen bezüglich der Langzeitpflege von Franziska Sprecher, Staats- und Gesundheitsrechtlerin an der Universität Bern. In ihrem Beitrag erläutert sie gut nachvollziehbar, weshalb die rigorosen Massnahmen aus rechtlicher Sicht fragwürdig waren.

Daniela Kuhn
Eingesperrt, ausgeschlossen.
Besuchs- und Ausgehverbot in Heimen: 17 Bewohner und Angehörige erzählen.
Limmat Verlag Zürich 2021, 147 S.

Das Buch in ZHAW swisscovery

Zur Rezensentin

Dagmar Schifferli war während vieler Jahre Dozentin für Gerontologie und Sozialpädagogik. Seit 1996 veröffentlicht sie Romane (u.a. Wegen Wersai, Anna Pestalozzi-Schulthess, Wiborada) sowie Fachartikel in Sachbüchern. Ausserdem unterhält sie eine Kolumne im Grosseltern-Magazin.