Ist der Spielplatz ein Ort der Begegnung für alle?
In einer Studie untersucht die Forschungsstelle Ergotherapie, wie Kinder Spielplätze erleben. Dabei bezieht sie auch Kinder mit körperlichen oder geistigen Einschränkungen sowie deren Begleitpersonen ein. Aus den Erkenntnissen werden die Forscherinnen Massnahmen ableiten, die die Nutzungsqualität von Spielplätzen verbessern und die Inklusion fördern.
Klettern, schaukeln, verstecken, rennen – auf dem Spielplatz leben Kinder ihren Bewegungsdrang aus und begegnen sich. Dabei üben sie nicht nur zahlreiche körperliche Fähigkeiten wie etwa Kraft, Geschicklichkeit oder Koordination. Sondern sie trainieren auch wichtige soziale Kompetenzen, indem sie auf andere Kinder zugehen, miteinander streiten oder sich anfreunden. Von diesen Erlebnissen sind Kinder mit einer körperlichen oder geistigen Beeinträchtigung oft ausgeschlossen. Denn Hindernisse wie ein unebener Boden oder schwer erreichbare Höhen verunmöglichen ihnen, die Geräte zu nutzen oder gar den Spielplatz zu erreichen.
Diesem Problem hat sich die Stiftung «Denk an mich» angenommen. Gemeinsam mit Partnern setzt sie sich für Spielplätze «für alle» ein. Dazu gibt sie einen Leitfaden heraus und unterstützt die Umsetzung von Spielplätzen finanziell. In den vergangenen sechs Jahren sind so in der ganzen Schweiz rund 40 hindernisfreie Spielplätze entstanden.
Was halten die Kinder davon
Doch wie kommen diese Spielplätze an? Wie werden sie von der Zielgruppe wahrgenommen? Und wie erlebt diese andere Spielplätze? Diese Fragen will die Forschungsstelle Ergotherapie – unterstützt durch die Stiftung Denk an mich – beantworten. Im Projekt «Spielplatz: Ort der Begegnung für alle?» untersucht das Forschungsteam in der ganzen Schweiz Spielplätze, um danach bei der Erarbeitung von Massnahmen mitzuwirken. Bei den Erhebungen stehen Kinder mit und ohne Einschränkungen und deren Begleitpersonen im Mittelpunkt. Dies ist aussergewöhnlich, denn bisher wurden die Endnutzerinnen und -nutzer bei der Entwicklung von Leitfäden und Konzepten für Spielplätzen meist nicht berücksichtigt.
Dies mag damit zu tun haben, dass es anspruchsvoller ist Kinder zu befragen als Erwachsene. Diese Erfahrung machten auch die Forscherinnen im bisherigen Projekt. Mit reinen Gesprächsinterviews förderten sie bei den Kindern nur wenig Informationen zu Tage. Daher adaptierten sie ihre Methode – inspiriert durch ein ähnliches Projekt in Hongkong. So können die Kinder bei den Befragungen neu auch zeichnen oder Schnüre, Hölzer und andere Naturmaterialien einsetzen. «Denn», so die Projektleiterin Dr. Christina Schulze, «auf diese Art können die Kinder ihre Ideen und Wünsche viel besser entwickeln und darstellen.»
Bis zum Projektabschluss wird sie mit ihren Kolleginnen rund 25 Kinder befragen. Dabei berücksichtigen sie Jungen und Mädchen unterschiedlicher Altersklassen ohne Beeinträchtigungen ebenso wie Kinder mit verschiedenen körperlichen und geistigen Einschränkungen. Die Rückmeldungen sollen dann als Basis dienen, um auf Fachstellen und Firmen zuzugehen, die Spielplätze planen und umsetzen.