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Studie «Journalisten im Web 2019»: Social Media als Taktgeber und Newsticker

Social Media ist nicht mehr wegzudenken aus dem journalistischen Alltag und nimmt darin eine zentrale Rolle ein. Die Medienschaffenden bleiben dennoch ambivalent bezüglich Qualität und Verlässlichkeit der Quellen sowie des Nutzens beim Publizieren und des Publikumsdialogs. Seit 2015 gaben Schweizer Journalisten in rund 60 Gesprächen Auskunft über ihre Nutzung des Social Webs. Die Resultate erscheinen jetzt als Publikation zusammen mit Empfehlungen für Medienschaffende und Kommunikationsprofis.

Wer glaubt, etwas zu sagen zu haben, setzt auf soziale Medien. Auch in der Schweiz.
Wer glaubt, etwas zu sagen zu haben, setzt auf soziale Medien. Auch in der Schweiz.

Im zweiten Halbjahr 2019 führten Bernet Relations und das Institut für Angewandte Medienwissenschaft IAM der ZHAW die dritte Runde an qualitativen Interviews durch mit 20 ausgewählten Schweizer Journalistinnen und Journalisten. Im Fokus standen die Tätigkeiten Recherchieren, Publizieren und Diskutieren. Zudem wurde nach der Organisation der Social-Media-Aktivitäten gefragt. Wie schon in früheren Befragungen fällt die ambivalente Haltung der Medienschaffenden auf. Guido Keel, wissenschaftlicher Studienleiter / IAM ZHAW, sagt: «Die Journalistinnen und Journalisten schätzen den Nutzen von Social Media und sind fasziniert von dessen Möglichkeiten. Gleichzeitig wären sie gerne weniger darauf angewiesen.»

Recherchieren: Themenmonitor und Quellenqualität
Social Media kommt bei fast allen Medienschaffenden hauptsächlich bei der Recherchearbeit zum Einsatz. Soziale Medien liefern zudem wichtige Hinweise auf die Relevanz von Ereignissen. Im Sport- oder People-Journalismus ergänzen insbesondere der Facebook- und Instagram-Auftritt die Hintergrund-Recherche zu den Interviewpartnern. Das Abgleichen mit Journalistenkollegen hilft bei der Absicherung und Einordnung. Neue Regeln zur Quellenüberprüfung bei Informationen aus Social Media gibt es nicht. Sich ausschliesslich auf Social-Media-Quellen zu verlassen, finden die meisten der Befragten jedoch problematisch.

Publizieren: Viralität und Twitter-Bubble
Medienschaffende setzen Social-Media-Kanäle gezielt ein, um auf Artikel und Beiträge aufmerksam zu machen. Zudem erweitert das Social Web das Publikum geografisch wie auch demografisch. Warum eine Geschichte online besonders gut ankommt, bleibt schwierig zu wissen. Ein Befragter sagt: «Ich habe das Gefühl, dass man bei der Frage, was auf Social Media funktioniert, extrem viel reininterpretieren kann.» Journalisten gehören zudem zu den eifrigsten Twitter-Followern von anderen Berufskollegen. Dieser Umstand trägt so zu einem gewissen Bubble-Phänomen bei.

Diskutieren: Zwischen Telefon und Troll
Ob und wie ein Journalist Social Media für den Dialog mit seiner Leserschaft nutzt, unterscheidet sich von Medium zu Medium. Bei einigen Befragten lassen Diskussionen mit der Leserschaft eine Folgegeschichte entstehen; andere wiederum erachten den Online-Dialog eher als Einbahnstrasse. Einigkeit herrscht, dass die wirklich relevanten Dialoge nicht auf Social Media stattfinden. «Ein Austausch beginnt auf Facebook oder Twitter. Sobald die Recherche vertiefter wird, wechseln die Journalisten zum persönlichen Gespräch», sagt Irène Messerli, Co-Herausgeberin bei Bernet Relations. Das unschöne Phänomen der Trolle und Hass-Kommentare kennen alle Befragten. Hier ist das Ignorieren die am häufigsten gewählte Strategie. Gleichwohl zeigt sich: nimmt man sich die Zeit und sucht den digitalen Austausch, normalisiert sich der Dialog.

Für Journalisten und Kommunikationsverantwortliche

Social Media für den unkomplizierten, schnellen und zeitversetzten Dialog zu nutzen, schätzen Kommunikationsprofis und Journalisten gleichermassen. Ein persönliches Treffen ersetzt er aber nicht. Mit dem steigenden Zeitdruck und der Fülle an Online-Quellen schwindet die Beliebtheit der Medienkonferenzen oder Events.

Sehr offen zeigen sich die Medienschaffenden gegenüber neuen Online-Quellen und Informationsformen. So gewinnen Fachexperten und Corporate Influencer als neue Quelle bei den Journalisten an Bedeutung. Dominik Allemann, Co-Herausgeber bei Bernet Relations sagt: «Oft verlassen die Journalisten ihre Redaktionen kaum mehr aufgrund des Zeitdrucks – via Social Media erhalten sie aber spannendes und relevantes Kontextwissen.» Dies eröffnet den Kommunikationsprofis und den Experten aus den Unternehmen die Chance, sich mit innovativen Informations- und Austauschformaten abzuheben.»

Die Studie inklusive Journalisten-Portraits und Anwendungstipps für Journalisten und PR-Leute ist erhältlich in verschiedenen Formaten beim Verlag buch & netz: https://buchundnetz.com/werke/journalistenimweb2019/

Kontakt:

dominik.allemann@bernet.ch
irene.messerli@bernet.ch
+41 44 266 90 80

oder

guido.keel@zhaw.ch
+41 58 934 77 65

Bernet Relations betreut Kunden aus IT, Dienstleistung, Bildung, Finanz, Verwaltung und NPO mit Strategie und Umsetzung in der Kommunikation. Mit dem Fachblog bernet.blog (seit 2005) sowie Checklisten und Publikationen leistet das Team von Bernet Relations unter der Leitung von Irène Messerli und Dominik Allemann einen Beitrag zur Weiterentwicklung der Kommunikation. Diese insgesamt vierte Social-Media-Studie ist bereits das elfte Bernet-Forschungsprojekt.
www.bernet.ch/wissen

Das IAM Institut für Angewandte Medienwissenschaft der ZHAW setzt sich seit 2000 für die Professionalisierung der Berufsfelder Journalismus und Organisationskommunikation ein. Das Institut nimmt den gesamten Leistungsauftrag der Hochschulen wahr: Ausbildung, Weiterbildung, Forschung und Beratung.
www.zhaw.ch/linguistik/iam