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Mehrere Verkehrsmittel anstatt nur das private Auto: Welches Potenzial hat Aktivmobilität in der Schweiz?

Viele Fahrten mit dem privaten Auto liessen sich durch aktive Mobilitätsformen, oft in Kombination mit Sharing-Angeboten und dem öffentlichen Verkehr, ersetzen. Das von ZHAW-Mobilitätsforscher Andrea Del Duce geleitete Projekt ActivateAll will daher die Potenziale für den Ausbau von Mikro- und Aktivmobilität in der Schweiz aufzeigen. Das Projekt ist Teil des Förderprogramms Enabling an efficient transport system vom Bundesamt für Energie (BFE).

Schnell und unkompliziert ins eigene Auto steigen – das ist an Bequemlichkeit  nur schwer zu toppen. Ökologisch nachhaltig ist das jedoch in vielen Fällen nicht. Lässt sich manche Strecke doch genauso gut mit umweltfreundlicheren Lösungen bewältigen. «Mit dem Auto komme ich gerade in ländlichen Regionen schneller und bequemer an mein Ziel als mit dem öV, wo ich oftmals erst auf den Bus warten muss, bis ich dann am Bahnhof in den Zug umsteigen kann», nennt Projektleiter Andrea Del Duce die Ausgangssituation für viele Fahrten in peripheren Regionen. «Uns geht es darum, herauszufinden, wie sich aktive und leichte elektrische Mobilitätsangebote besser in unser Verkehrssystem einbauen lassen, damit unsere Alltagsmobilität zugleich bequem und ökologisch nachhaltig wird. Der Schlüssel dazu liegt in der Kombination privater, geteilter, kollektiver, leicht motorisierter und aktiver Fortbewegungsarten. Auch in sogenannten intermodalen Fahrten – wenn wir also für eine Strecke diese Verkehrsmittel kombinieren», erklärt Del Duce, der als Teil der Forschungsgruppe Nachhaltiges Supply Chain und Mobilität um Christof Knöri am ZHAW Institut für Nachhaltige Entwicklung (INE) zu nachhaltige Mobilitätsformen forscht.

Wichtige Mobilitätspartner mit an Bord

Zum Projektkonsortium gehören neben dem INE der Touring Club Schweiz (TCS) und die Mobilitätsakademie AG sowie die Swiss Alliance for Collaborative Mobility (CHACOMO). «Zusammen wollen wir Antworten auf zwei Hauptfragen erarbeiten: Was sind die Potenziale der Aktiv- und Mikromobilität in der Schweizer Mobilität, um die private Autonutzung zu reduzieren? Und daran anschliessend die Frage: Wie können wir diese umsetzen?»

Die Forschenden wollen dafür die Barrieren für Mobilitätsnutzende identifizieren, aber auch die von Verkehrsanbietenden. «Ziel ist es, mit einer grossen Umfrage vor allem unter Autonutzenden zu erfahren, was es für sie braucht, um auf aktive, leichtere und geteilte Mobilitätsformen umzusteigen», nennt Andrea Del Duce eines der gesteckten Ziele.

Auswertung von 70’000 Autofahrten

Das Projektteam untersucht zudem Daten aus dem Mikrozensus Mobilität und Verkehr der Schweiz zu ca. 70.000 Autofahrten, wozu Angaben zu Start- und Zielpunkt, Uhrzeit sowie Zweck der Fahrt gehören. «Dort werden wir über Google APIs automatisiert errechnen, wie lange die Fahrt gedauert hätte, wenn sie anstatt mit dem Auto mit aktiven Mobilitätsformen oder intermodal unternommen worden wäre», führt Del Duce aus. Die Forschenden wollen so herausfinden, welche private Autofahrten sich durch alternative und nachhaltigere Lösungen von ähnlicher Länge ersetzen liessen. «Klar ist natürlich, wenn Alternativen doppelt so lange dauern wie mit dem privaten Auto, wird man diese nicht in Kauf nehmen. Aber wenn wir sehen, dass beispielsweise 30 Prozent der privaten Autofahrten in ähnlicher Zeit auch mit anderen Verkehrsmitteln bewältig werden können, lässt sich so Potenzial für eine relevante CO2-Reduktion aufzeigen», nennt der Mobilitätsforscher eines der möglichen Ergebnisse des Projekts. 

Beitrag zu neuen Mobilitätskonzepten

Durch das Aufzeigen möglicher Potenziale aktiver, geteilter und intermodaler Fahrten möchten die Forschenden am Ende des auf drei Jahre ausgelegten Projekts bei Gemeinden und Verkehrsanbietenden zur Erstellung neuer Mobilitätskonzepte oder zu Gründungen von Mobilitätsallianzen beitragen. «Mit den Projektergebnissen könnte Gemeinden verdeutlicht werden, dass sie mit neuen Mobilitätskonzepten Platz einsparen, den privaten Autoverkehr reduzieren und zu einer nachhaltigeren Verkehrsentwicklung beitragen können», erklärt Del Duce. Der Politik liesse sich damit aufzeigen, wie neue Mobilitätskonzepte besser in das Verkehrssystem integriert werden könnten. «Doch konkrete Handlungsempfehlung ergeben sich erst durch unsere Datenerhebungen und Ergebnisse», weiss Andrea Del Duce und betont, dass es noch schwierig sei, konkrete Empfehlungen zu nennen, «da wir noch nicht wissen, wohin unsere Reise geht.»