Anregender Tag der Bachelorarbeiten
Angehende Health Professionals mit besten Berufsaussichten haben rund 500 Interessierten aus den Praktikumsinstitutionen sowie Eltern und Bekannten ihre Abschlussarbeiten in einem Kurzformat präsentiert. Anschliessend wurde die beste Bachelorarbeit aus jedem Studiengang prämiert.
Kurz vor Semesterende fand am 28. Juni 2024 der Tag der Bachelorarbeiten am ZHAW-Departement Gesundheit statt. Rund 500 Bachelorstudierende stellten ihre Arbeiten aus den Bereichen Physio- und Ergotherapie, Pflege, Hebamme sowie Gesundheitsförderung und Prävention vor. Über 500 Personen aus der ganzen Schweiz besuchten den Anlass und verfolgten während des ganzen Tages die verschiedenen Präsentationen der 253 Bachelorarbeiten.
Auf den Punkt gebracht: der Science-Slam
Neben Poster-Vorträgen und Round Table-Gesprächen wurden einige Bachelorarbeiten auch in einem fünfminütigen Science-Slam-Beitrag präsentiert. Als besten Slam kürte das Publikum den Beitrag von Celia Consoli und Jessica Herzog, beide Studierende im Bachelorstudiengang für Ergotherapie, mit dem Titel «Just do it! Ergotherapeutische Vorgehensweisen, um die sexuelle Gesundheit bei chronisch erkrankten Menschen zu adressieren». Im Stil einer Werbesendung schauten die beiden humorvoll durch ihre Ergo-Brillen auf sexuelle Gesundheit und verbanden damit gekonnt die Darstellung ihrer Bachelorarbeit mit einem amüsanten Science-Slam. Sogar Moderator Kilian Ziegler, Schweizer Meister im Poetry Slam 2018, war sichtlich beeindruckt.
Beste Bachelorarbeiten
Auch dieses Jahr wurde die beste Bachelorarbeit aus jedem Studiengang prämiert. Angesichts der vielen abwechslungsreichen Arbeiten war dies keine einfache Aufgabe – weder für die Modulverantwortlichen der jeweiligen Studiengänge, die eine anonymisierte Vorauswahl der Arbeiten trafen, noch für die Berufs- und Fachverbände, die die beste Arbeit pro Studiengang auszeichneten. Hier die sechs prämierten Arbeiten im Überblick:
BSc Ergotherapie
Carina Bucher und Nesi Jeyarad Jeyaseelan zeigten in ihrer Bachelorarbeit «Smart Home Skills. Die Anwendung von Enablement Skills durch Ergotherapeut:innen zur Förderung des Ageing in Place bei Menschen mit milder bis moderater kognitiver Störung» auf, dass Ergotherapeut:innen insbesondere durch drei sogenannte Enablement Skills, Klient:innen für die Nutzung von Smart-Home-Technologien befähigen können:
- Anpassen (Adapt): Abklären von individuellen Bedürfnissen der Klient:innen betreffend möglicher Technologien
- Entwerfen/Konstruieren (Design/Build): gezieltes individuelles Zusammenstellen von Technologiepaketen und deren ständiger Überprüfung auf Passgenauigkeit
- Informieren (Educate): Aufklärung und personalisierte Trainings zu den jeweiligen technischen Geräten sowie Hilfestellungen
BSc Gesundheitsförderung und Prävention
Jasmin Lauper hat in ihrer Bachelorarbeit «Im Schatten der Vorurteile: Homophobie und Folgen für die Identitätsentwicklung und die psychische Gesundheit bei homosexuellen Männern» mittels dreier teilnarrativer Interviews aufgezeigt, dass Erfahrungen mit Homophobie die Identitätsentwicklung von homosexuellen Männern beeinflussen und teilweise mit der psychischen Gesundheit korrelieren. Um negativen Erfahrungen entgegenzuwirken, spielen insbesondere Schutzfaktoren wie kollegiale und familiäre Unterstützung eine wichtige Rolle, aber auch eine allgemein offene und inklusive Gesellschaft. Daher plädiert sie für eine multidimensionale Herangehensweise der Gesundheitsförderung und Prävention, die individuelle, verhaltensbezogene und strukturelle Faktoren berücksichtigt.
BSc Hebamme
Sahar Ana Richter und Angèle Salvina Lavignac untersuchten in ihrer Bachelorarbeit «Die Unsichtbaren sehen: Menschenhandel im geburtshilflichen Kontext: Erkennen und Handeln bei betroffenen Personen» mögliche Erkennungsmerkmale von Menschenhandel sowie Handlungsmöglichkeiten für die Geburtshilfe. Hierfür analysierten sie bestehende Forschung mithilfe eines integrativen Literaturreviews. Als wichtige Indikatoren formulierten sie den Gesundheitszustand der Frauen, ein ungewöhnliches Verhalten von Begleitpersonen sowie administrative Schwierigkeiten. Die Autorinnen arbeiteten heraus, dass für eine wirksame Erkennung von Menschenhandel eine bedachte Kommunikation, effektive interdisziplinäre Zusammenarbeit sowie Screening-Tools und personenzentrierte Handlungsrichtlinien essenziell sind. Sie plädieren für weitere Forschung zur Erkennung von Menschenhandel und einer breiteren Sensibilisierung von Hebammen, um diese mit dem Umgang von prekären Situationen zu stärken.
BSc Pflege
Karolina Pavlovic und Sandra Steinmann widmeten sich in ihrer Bachelorarbeit dem Thema «Wer pflegt uns morgen? Erwartungen und Befürchtungen älterer Menschen im Zusammenhang mit dem Einsatz von sozial-assistiven Robotern im häuslichen Setting sowie im Langzeitsetting». Mittels einer Literaturrecherche haben sie festgestellt, dass ältere Menschen eine höhere Akzeptanz für den Einsatz von sozial-assistiven Robotern in stationären Einrichtungen haben als im häuslichen Umfeld. Wichtige Erwartungen an die Roboter waren Benutzer:innenfreundlichkeit, Sicherheit, Autonomie und Aktivierung/Unterhaltung. Befürchtungen bezogen sich auf technologische Hindernisse, mangelnde Sicherheit, soziale Isolation sowie eine Stigmatisierung der Nutzer:innen. Der Einsatz von sozial-assistiven Robotern im häuslichen Setting hat jedoch das Potenzial, die Lebensqualität der Nutzenden zu verbessern und Arbeitsprozesse erleichtern. Damit dies gelingt, ist es für die Autorinnen entscheidend, dass ethische Standards, Sicherheit und eine einfache Anwendbarkeit beim Einsatz von Robotern berücksichtigt wird.
BSc für Diplomierte Pflegende
Enza Emilia Belperio und Luan Fejza haben sich in ihrer Bachelorarbeit mit dem Thema «Ein Leben mit Kurzdarmsyndrom. Wie erleben Patient:innen und deren Familienangehörige das Kurzdarmsyndrom und die damit verbundene heimparenterale Ernährung?» auseinandergesetzt. Das Ziel ihrer Arbeit war, eine differenzierte Beschreibung des Erlebens zu generieren, um einen Ausblick auf den Handlungsbedarf bezüglich der Unterstützung von Patient:innen in der Praxis darzustellen. Mittels Literaturrecherchen stellten die Autor:innen fest, dass Menschen mit Kurzdarmsyndrom die parenterale Ernährung unterschiedlich erleben und sowohl mit positiven als auch negativen Auswirkungen in Verbindung bringen. Diese Ergebnisse sind für die Praxis von Bedeutung, damit Pflegefachpersonen Patient:innen ganzheitlich betreuen können.
BSc Physiotherapie
Julia Jaeger und Cyrill Kernwein haben in ihrer Bachelorarbeit «Neckflix & Chill: The Stress Files. A statistical Analysis of Stress and Chronic Neck Pain» den prognostischen Wert von Stress während akuter Nackenschmerzen untersucht. Hierfür erhoben die Autor:innen bei 32 Teilnehmenden mit bereits über vier Wochen anhaltenden akuten Nackenschmerzen einen Stresswert. Sie bestimmten den Kortisolwert im Haar und befragten die Teilnehmenden mittels einer Stress-Skala. Die Befragung fand einmal während der akuten Stress- und Schmerzphase und einmal drei Monate danach statt. Die Studie fand keine Hinweise darauf, dass Stress ein prognostischer Faktor für chronische Nackenschmerzen ist. Es gab auch keine Verbindung zwischen den Kortisolwerten im Haar und den Angaben des empfundenen Stresses der Teilnehmenden. Daher kommen die Autor:innen zum Schluss, dass keine Vorhersage über Schmerzen und Beeinträchtigungen nach drei Monaten gemacht werden kann. Weitere Forschung werde benötigt, um Limitationen wie Stichprobengrösse und -merkmale zu adressieren.
Wir gratulieren allen Absolvent:innen herzlich zu ihren grossartigen Leistung und wünschen ihnen viel Freude und Erfüllung in ihrem beruflichen Werdegang.