Gesund im Homeoffice
Homeoffice-Tipps des Betrieblichen Gesundheitsmanagements des Departements Gesundheit: von Ergonomie am Arbeitsplatz über Bewegungsübungen bis zu Tipps und Tricks gegen Stress, soziale Isolation und für eine optimale Arbeitsorganisation.
Die Fachstelle Betriebliches Gesundheitsmanagement des Departements Gesundheit verfügt über ein breites Fachwissen und viel Erfahrung im Bereich «Arbeit und Gesundheit». Dazu gehören unter anderem Betriebliches Gesundheitsmanagement, Gesundheitspsychologie, Ergonomie, Public Health. Hier finden Sie Anregungen und Tipps, wie mit Herausforderungen im Home Office umgegangen werden kann.
Home Office in der dunklen Jahreszeit
In der dunklen Jahreszeit ist ganz allgemein die Verlockung gross, sich zu Hause einzuigeln. Wenn man - wie jetzt in der Pandemie - auch noch im Dauer–Home Office arbeitet, kann es hilfreich sein, sich Gedanken über Hintergründe und gesundheitsfördernde Lösungsansätze zu machen.
Zum Abschalten und Auftanken eigenen sich in diesen Monaten prinzipiell alle Aktivitäten sehr gut, welche ausserhalb der vier Wände stattfinden. Das Sonnenlicht ist ein wichtiger Taktgeber für unsere Gesundheit: «natürliche Lichtduschen» sind stimmungsaufhellend und erhöhen die Hormonzufuhr für Serotonin («Glückshormon»). Sie wirken der jahreszeitbedingten erhöhten Produktion von Melatonin («Schlafhormon»), die uns antriebsloser machen kann, entgegen.
- Körperliche Aktivität im Freien ist eines der wichtigsten Mittel im Umgang mit dem Winterblues. Ein Spaziergang oder eine Jogging-Runde bei Tageslicht (auch bei bedecktem Himmel!) aktivieren neben Serotonin auch die Hormone Dopamin (Erzeugung eines Belohnungseffektes) und Adrenalin (Steigerung der Leistungsbereitschaft).
- Achtsamkeitstechniken wie z.B. Bewusstes Atmen, Meditatives Gehen, Tai Chi oder Qi Gong lassen sich im Garten oder im Wald bestens umsetzen. Gehen im Nebel kann uns so manche Dinge sogar klarer werden lassen.
- Soziale Beziehungen sind allgemein ein wesentlicher Aspekt in der Gesundheitspflege: gerade in dieser dunklen Zeit und trotz einschränkender Umstände ist es wichtig, den zwischenmenschlichen Kontakt bewusst zu pflegen, z.B. bei einem Walk&Talk im Freien.
- Ausstattung und Verhalten im Home Office:
- LICHT: Genügend Licht am Arbeitsplatz ist wichtig. Dieses sollte jedoch so erzeugt werden, dass Blendungen und Reflexionen im Bildschirm verhindert werden.
- LÜFTEN…und dazu noch ein paar Atemübungen machen: Sauerstoff unterstützt die Konzentration und hilft bei Kopfschmerzen.
- LEUCHTENDE FARBEN an den Arbeitsplatz bringen: sie bringen Helligkeit und sind positiv fürs Gemüt (Bilder, Fotos, Pflanzen - der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt).
- STRUKTUR in die Arbeitstage bringen: auch Pausen und Spaziergänge in den Kalender eintragen - das Abhaken der Einträge kann ein kleines Erfolgserlebnis auslösen.
- ARBEITSORGANISATION: Arbeitseinsatz bewusst planen, Pausen während des Tages zum Lichttanken einplanen, weniger Unterbrechungen durch Themen zulassen, die nicht wirklich dringlich sind.
Ergonomie im Homeoffice
Zu Hause haben wir selten einen perfekt eingerichteten Büroarbeitsplatz. Deshalb hier die wichtigsten Punkte zur Sicherstellung von entspanntem Arbeiten:
- Korrekte Tischhöhe: Der Tisch sollte bei locker hängendem Arm auf Ellbogenhöhe sein. Die korrekte Tischhöhe ist wichtig für eine entspannte Muskulatur im Rücken-, Schulter- und Nackenbereich. Falls Sie einen Stuhl und einen Tisch haben, welche nicht höhenverstellbar sind und die Höhe nicht stimmt, dann kann man für eine Korrektur auch kreativ werden und z.B. Bücher unterlegen oder die Sitzfläche mit einem Sitzkissen erhöhen.
- Externer Bildschirm: Falls Sie einen externen Bildschirm haben, dann sollte die Oberkante des Bildschirms eine Handbreite unter der Augenhöhe positioniert sein. Dies garantiert, dass Sie mit entspannten Augen- und Nackenmuskeln arbeiten könnt.
- Laptopbildschirm: Falls Sie keinen externen Bildschirm haben, aber eine externe Tastatur und Maus, dann stellen Sie den Laptop erhöht auf, sodass die Oberkante des Laptop-Bildschirmes wiederum eine Handbreite unter der Augenhöhe positioniert ist.
- Pausen und Übungen: Prinzipiell gilt: je mehr die Haltung im Homeoffice von der idealen Haltung in einem korrekt eingerichteten Büroarbeitsplatz abweicht, desto häufiger sind Kurzpausen mit Ausgleichsübungen wichtig.
Weiterführende Informationen:
Fragen zu Homeoffice, Stress am Arbeitsplatz und Ergonomie?
Haben Sie Fragen zum Betrieblichem Gesundheitsmanagement im Betrieb und zu Hause im Homeoffice? Zögern Sie nicht, uns zu kontaktieren. Gerne geben wir Auskunft.
Bewegungsübungen
Neben der von der WHO definierten Bewegungsempfehlungen (mindestens 150 Minuten moderate Bewegung oder 75 Minuten intensive Bewegung oder eine Kombination davon(WHO, 2020)) ist auch das regelmässige Unterbrechen des Sitzens im Alltag sehr wichtig. Dies kann unter anderem durch Bewegungsübungen erreicht werden.
Nachfolgend einige Übungen, die Sie zu Hause machen können. Die Idee dieser Übungen ist es, leichte Bewegung in den Arbeitsalltag zu bringen und die nicht idealen Arbeitsbedingungen zu Hause auszugleichen.
1. Rücken: Katzenbuckel-Übung
Der Rücken ist der Bereich, in welchem Personen, die am Computer arbeiten, am ehesten Beschwerden entwickeln. Die «Katzenbuckel-Übung» bewegt die Wirbelsäule und lockert die Muskulatur. Die Übung kann auf dem Stuhl sitzend oder am Boden durchgeführt werden. Wenn die Übung sitzend durchgeführt wird, dann wird sie am besten in zwei Teile unterteilt (s. Bilder). Empfohlen werden jeweils 5-10 Wiederholungen.
Katzenbuckel sitzend:
- Kippen des Beckens
Im Stuhl nach vorne rutschen
Das Becken nach vorne kippen, der untere Rücken streckt sich
Das Becken nach hinten kippen, der untere Rücken wird rund - Kippen der Schultern und des Kopfes
Im Stuhl nach vorne rutschen
Das Brustbein nach vorne bewegen, der obere Rücken streckt sich
Das Brustbein nach hinten bewegen, der obere Rücken wird rund
Katzenbuckel am Boden:
Am Boden wird die Übung im Vierfüsslerstand durchgeführt. Dabei sind die Arme mit leicht gebeugten Ellbogen senkrecht unter den Schultern. Die Fingerspitzen zeigen nach vorne, die Knie stehen unter den Hüften. Drücken Sie nun den Brustkorb nach unten und nehmen Sie den Kopf leicht in den Nacken (Hohlkreuz). Halten Sie die Position kurz. Rollen Sie anschliessend den Rücken nach oben und neigen Sie das Kinn in Richtung Brust (Buckel).
2. Nacken und Schultern
Die folgenden Übungen fokussieren auf den Schulter- und Nackenbereich. Dieser ist nach dem Rücken der Bereich, in welchem am zweithäufigsten Beschwerden auftauchen.
Das Schulterkreisen lockert und mobilisiert die Muskulatur des Schultergürtels, beim Nackenkippen wird die Muskulatur im Nacken gedehnt und gelockert.
Schulterkreisen:
- Die Schultern in langsamen Bewegungen vorwärts und rückwärts kreisen
- Die Hände auf die Beine legen oder an die Schultern nehmen
- 5-10 Wiederholungen pro Richtung
Nackenkippen:
- Den Kopf langsam zur Seite neigen, bis eine leichte Dehnung spürbar ist
- Die Position 10 Sekunden halten
- Die Bewegung auf der anderen Seite wiederholen
- 3 Wiederholungen pro Seite
3. Rücken: Neigen und Drehen
Mit diesen Übungen fokussieren wir uns nochmals auf den Rücken. Nach der Beugung und Streckung des Rückens bei der Katzenbuckel-Übung sind dies zwei Übungen für die weiteren Bewegungsachsen der Wirbelsäule. Auch diese Übungen können im Laufe des Tages immer wieder genutzt werden, um die Arbeit und die damit verbundene statische Haltung zu unterbrechen.
Wirbelsäule seitlich neigen:
- Auf dem Stuhl nach vorne rutschen
- Die Arme nach oben strecken oder vor dem Körper verschränken
- Den Oberkörper langsam seitlich neigen, bis eine Dehnung spürbar ist
- Die Position 10 Sekunden halten
- 3 Wiederholungen pro Seite
Wirbelsäule drehen:
- Die Hände auf Brusthöhe verschränken und den rechten Ellenbogen langsam nach hinten bewegen. Der Blick folgt dem Ellenbogen
- Tief durchatmen und über die Mitte auf die andere Seite wechseln
- 5-10 Wiederholungen
4. Kraftübungen zur Vermeidung von Gelenk- und Muskelbeschwerden
- Material: Mit Wasser gefüllte Petflaschen als Hanteln (0.5l / 1.0l / 1.5l je nach Bedarf)
- Dauer: je 1 Minute (Timer des Smartphones, Uhr oder Youtube-Timer benutzen)
Übung 1:
Sitzen Sie aufrecht auf der vorderen Kante des Bürostuhls und stellen Sie die Füsse hüftbreit flach auf den Boden. Die Wasserflaschenhanteln halten Sie über Kopf. Bewegen Sie jetzt die Hanteln langsam auf Schulterhöhe und zügig wieder über Kopf. Versuchen Sie, den Kopf aufrecht und den Blick während der Bewegung nach vorn zu halten.
- Steigern Sie die Intensität, indem Sie den Oberkörper nach vorne neigen.
- Steigern Sie die Intensität, indem Sie die Übung während 2 Minuten machen.
- Steigern Sie die Intensität, indem Sie das Gewicht der Wasserhanteln erhöhen.
Übung 2:
Sitzen Sie aufrecht auf der vorderen Kante des Bürostuhls und stellen Sie die Füsse hüftbreit flach auf den Boden. Die Hanteln halten Sie hängend neben dem Körper. Ohne die Ellbogen zu beugen ziehen Sie die Schultern zügig zu den Ohren hoch und langsam wieder runter.
- Steigern Sie die Intensität, indem Sie die Übung im Stand auf einem zusammengerollten Badetuch machen.
- Steigern Sie die Intensität, indem Sie die Übung während zwei Minuten machen.
- Steigern Sie die Intensität, indem Sie das Gewicht der Wasserhanteln erhöhen.
Übung 3:
Sitzen Sie aufrecht auf der vorderen Kante des Bürostuhls und stellen Sie die Füsse hüftbreit flach auf den Boden. Stellen Sie sicher, dass der Stuhl nicht wegrutschen kann. Stehen Sie zügig auf und bewege Sie sich langsam wieder zurück zur Sitzfläche, ohne sich ganz zu setzen.
- Steigern Sie die Intensität, indem Sie den Stuhl ganz tief stellen bzw. wählen Sie einen tiefen Hocker.
- Steigern Sie die Intensität, indem Sie die Übung zwei Minuten machen.
- Steigern Sie die Intensität, indem Sie sich einen beladenen Rucksack anziehen.
Übung 4:
Sitzen Sie aufrecht auf der vorderen Kante des Bürostuhls und stellen Sie die Füsse hüftbreit flach auf den Boden. Stossen Sie mit beiden Händen gegen die Tischkante. Sichern Sie Ihren Stuhl, so dass er nicht wegrollen kann. Sie spüren eine Spannung im Bauch und heben langsam abwechselnd das rechte und das linke Bein.
- Steigern Sie die Intensität, indem Sie die Distanz vom Stuhl zum Tisch vergrössern.
- Steigern Sie die Intensität, indem Sie die Übung zwei Minuten machen.
- Übung ohne Bürostuhl: Steigern Sie die Intensität, indem Sie auf dem Boden im Vierfüsslerstand Arm und Bein in der Diagonalen leicht anheben.
Weitere Übungen
Bewusstes Umgehen mit Stress
Es gibt viele Möglichkeiten, mit innerem Druck und Spannung umzugehen. Je nachdem, ob der Stress vornehmlich äusserlich und strukturell bedingt ist oder ob dieser auch von unserem Inneren ausgeht, können folgende Massnahmen Teil eines sinnvollen und zielführenden Umgangs mit Belastungen sein.
Körperliche Aktivitäten
Körperliche Aktivitäten haben einen positiven Einfluss auf Körper, Geist und Seele und wirken – auch durch die Freisetzung von Glückshormonen – stressreduzierend. Sehr geeignet sind dafür z.B.
- Ausdaueraktivitäten wie Joggen, Spazieren oder Walken.
- Yoga zu Hause, z.B. das Yoga-Angebot von «ASVZ zu Hause» oder das umfangreiche Angebot auf dem Blog der der deutschen Yoga-Lehrerin Mady Morrison.
- Pilates, z.B. das Pilates-Angebot von «ASVZ zu Hause» oder das umfangreiche Angebot von Happy and Fit Pilates.
Entspannungstechniken
Entspannungstechniken (wie z.B. Atemübungen, Autogenes Training, Meditation, Progressive Muskelrelaxation, Qi Gong, Yoga usw.) können stressbedingte Anspannungen lösen und verbessern die Verhaltenskontrolle von stressrelevanten Gefühlen wie z.B. Angst, Ärger oder Wut.
- Dafür empfehlen wir ein Angebot des Instituts für komplementäre und integrative Medizin des Unispitals Zürich mit einer Auswahl an Entspannungstechniken inkl. Audio-Anleitung.
Kognitive und verhaltensorientierte Ansätze
- Reflektion über Möglichkeiten der Einflussnahme: Was beeinträchtigt mich, kann ich aber weder beeinflussen noch bestimmen? Was kann ich beeinflussen, aber nicht bestimmen? Was kann ich selbst bestimmen?
- Annehmen von schwierigen Situationen, die nicht zu ändern sind.
- Reflektion und Modifikation von Einstellungen, z.B. bei Stressquellen nicht nur die Bedrohung, sondern auch Entwicklungs-Chancen sehen. Solche Neubewertungen helfen beim Abbau von negativen Gedanken in schwierigen Situationen.
- Sich mit Themen auseinandersetzen, die aktuelle Probleme lösen helfen, z.B. persönliches Zeitmanagement, moderne Arbeitstechniken, Selbstreflektion zur Passung von emotionalen und sozialen Kompetenzen in der gegenwärtigen Situation.
Herausforderung soziale Isolation
Das Leben mit Einschränkungen und Verboten für soziale Kontakte ist ungewohnt und fällt - besonders im Krisenmodus - den meisten von uns schwer. Viele machen sich Sorgen um die Menschen in ihrem direkten Umfeld, können aber oft nicht so aktiv werden, wie sie es sich wünschen würden. Alleinsein und Einsamkeit, Leben und Arbeiten in beengten räumlichen Verhältnissen sowie die Einschränkung unserer Bewegungsfreiheit kennzeichnen diese Zeit. Das Finden für das richtige Mass zwischen sozialer Nähe und physischer Distanz ist demnach nicht leicht.
Es gibt nicht DIE Lösung oder das EINE Tool um mit sozialer Isolation gut umzugehen. Im Allgemeinen wird sie jedoch erträg-licher, wenn wir mit uns selbst nachsichtig sind und anerkennen, dass dies aktuell wirklich eine schwierige Situation ist.
Unterstützend ist es, das Wissen zu aktivieren,
- dass wir etwas bewirken, wenn wir Distanz halten, unsere sozialen Kontakte einschränken und zu Hause bleiben,
- dass die Situation wieder besser werden wird und
- dass wir anderen mit unserem Verhalten helfen (den Risiko-gruppen, den Medizin-Fachpersonen, den Menschen in der Versorgung, der Wissenschaft, indem wir ihnen Zeit verschaffen für neue Entwicklungen)
Hilfreiche Verhaltensmassnahmen und mentale Strategien
- Kontakt aufnehmen und in Kontakt bleiben mit Menschen, die uns gut tun!
- Das Alleinsein ebenso gestalten wie den Alltag.
- Im Arbeitsalltag nicht nur alleine vor sich hinarbeiten, sondern proaktiv Kontakt aufnehmen mit Kolleg/inn/en («Wie geht’s?») und Führungskräften (Austausch, Unterstützung).
- Kreativ werden für neue soziale Kontakte oder für die Re-aktivierung alter Freundschaften: dazu die sozialen Medien oder auch die gute alte Post nutzen. Auch die soziale Auf-merksamkeit im Wohnquartier ist eine Corona-spezifische neue Erfahrungsmöglichkeit.
- Bewusst und achtsam wahrnehmen, welche Gedanken und Gefühle einen beschäftigen, welche Bedürfnisse auftauchen.
- Vom Grübeln ins Handeln kommen, z. B. ins Freie gehen, bewegen, entspannen (sich um die körperliche Gesundheit kümmern nutzt auch unserer mentalen Gesundheit – und hält den Kopf frei für alles, was wichtig ist).
- Aktive Hilfe anbieten, für andere da sein – das hilft auch uns.
- Wenn die Situation zu schwierig wird und man sich selbst oder durch Gespräche mit Freunden nicht mehr helfen kann, ist es wichtig, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Anlaufstellen:
- Therapeutenvermittlung
- Virtuelle Selbsthilfe (moderierter Erfahrungsaustausch mit anderen betroffenen Personen)
- Dargebotene Hand (Anonyme und kostenlose Telefon-, Chat- oder E-Mail-Beratung)
Arbeitsorganisation und Kommunikation
Folgende mentale Strategien und Verhaltensmassnahmen bewähren sich in der Regel:
- An neue Strukturen und Arbeitsweisen muss man sich erst gewöhnen – es ist normal, dass man mehr Zeit und Energie dafür aufwenden muss.
- Regelmässige Kontakte zwischen Führungskräften und Mitarbeitenden sind wichtig und sollten von beiden Seiten immer wieder aktiviert werden.
- Den Arbeitstag und gemeinsame Aufgaben genau planen und immer wieder koordinieren. Das hilft, weil das Gefühl, eine Situation aktiv gestalten zu können und ihr nicht hilflos ausgeliefert zu sein, vermeintlichem Kontrollverlust vorbeugt.
- Hilfreich sind oftmals auch kurze To-do-Listen mit Priorisierung und eine zusätzliche Wunschliste für Dinge, die auch nützlich und gut wären.
- Die eigene Arbeitszeit bewusst über den Tag verteilen – unter Berücksichtigung familiärer Verpflichtungen.
- Gewohnheiten aufrechterhalten, sich täglich fixe Arbeiten vornehmen.
- Regelmässig Pausen machen: Kurzpausen und eine längere Mittagspause einlegen und rechtzeitig Feierabend machen, um dann noch gut genug abschalten und einschlafen zu können.
- Rückblick auf den vergangenen Tag: Was habe ich geschafft? Auf die Schulter klopfen und sich belohnen nicht vergessen. Was habe ich nicht geschafft? Haben Aufgaben länger gedauert als erwartet? War ich abgelenkt?
Kommunikation im Team
Wenn man viel alleine zu Hause arbeitet oder auch allgemein alleine lebt, besteht die Gefahr, dass kleine Sorgen gross werden. Dem kann man durch Austausch mit anderen entgegenwirken:
- Regelmässiges Austauschen darüber, wie Aufgaben und Entscheide umgesetzt werden. Wichtig ist, dazu immer auch wieder Feedback zu geben. Es bewährt sich, wenn Führungskräfte aktiv Feedback geben; gute Team-Kommunikation lebt aber noch besser, wenn auch Mitarbeitende Rückmeldungen einbringen.
- Festlegen von Kommunikationsregeln, z.B. über welche neuen Tools kommuniziert und welche bereits bestehenden können genutzt werden.
- Im Sinne einer gesunden allgemeinen Kommunikation wirkt es beruhigend und stabilisierend, wenn man mit wichtigen Bezugspersonen spricht und dabei auch auf positive Gesprächsinhalte fokussiert.
- Wichtig ist ebenso der informelle Austausch im Team, z.B. in virtuellen Kaffeepausen. Dabei können Erfahrungen geteilt werden oder man kann Sorgen untereinander austauschen. Oft zeigt sich dabei, dass man nicht als Einzige/r gewisse Probleme mit dem neuen Alltag hat.
Vereinbarkeit von Privatem und Beruflichem
Arbeit, Kinderbetreuung, Haushalt, Freizeitaktivitäten – all dies muss in diesen Wochen gleichzeitig am gleichen Ort unter einen Hut gebracht werden. Hilfreich für die Stärkung unserer sozialen und emotionalen Widerstandskraft kann Folgendes sein:
- Eigene Bedürfnisse und diejenigen der Mitbewohnenden wahrnehmen und thematisieren, «Was ist uns wichtig?»
- Struktur: Den Tag planen, auch Pausen und gemeinsame Zeit für sich selbst und für alle anderen im selben Haushalt. Arbeit und Privatzeit deutlich abgrenzen.
- Organisation: Prioritäten setzen…was ist wichtig und dringend, was kann verschoben werden?
- Kommunikation: Klare Absprachen treffen mit allen, mit denen man zusammen lebt und arbeitet; Ansprechpersonen für bestimmte Themen definieren.
- In Kontakt bleiben mit Menschen, die einem gut tun.
Pausengestaltung
Pausen sind wichtig, um den Tag zu strukturieren und um sich von intensiven Arbeitsphasen zu erholen. Wir wissen wohl alle, dass beispielsweise die Mittagspause wichtig ist und man diese nicht ausfallen lassen sollte.
Weniger bekannt ist der Effekt der kleinen bis sehr kleinen Pausen auf unsere Erholung und Konzentrationsfähigkeit. Dabei spricht man von Minipausen (1-5 Minuten) und von Mikropausen (<1 Minute). Solche Pausen kann man nutzen, um die Arbeitshaltung zu ändern, sich kurz zu strecken oder eine Bewegungsübung zu machen. Eine Mikropause ermöglicht so eine kurze Auflockerung und Erfrischung, ohne dass man den Fokus auf die Aufgabe verliert. Man weiss, dass Mikropausen sowohl auf der physiologischen Ebene (Reduzierung von Beschwerden am Bewegungsapparat, Aufbrechen einer statischen Haltung) als auch auf der kognitiven Ebene (Verbesserung der Problemlöseleistung und der Lernleistung) einen positiven Effekt haben.
Für die etwas längeren Minipausen eignen sich insbesondere aktive Pausenformen: Aufstehen, den Raum wechseln, Bewegungsübungen, Entspannungsübungen, den Arbeitsraum durchlüften oder ein paar tiefe Atemzüge auf dem Balkon oder am offenen Fenster nehmen. Auch ein kurzes Pausengespräch (im Stehen) mit den Mitbewohnenden oder Arbeitskollegen und -kolleginnen lässt sich hier wunderbar einbauen. Zusätzlich findet ihr weiter unten einige Bewegungsübungen, welche perfekt für eine Minipause geeignet sind!
Falls ihr dazu neigt, die Kurzpausen zu vergessen, dann könnt ihr euch auch einen Timer stellen und damit beispielsweise alle 30 Minuten die Arbeitsposition wechseln oder eine andere Form einer Mikropause einbauen. Versucht dies doch mal einen Tag lang, ihr werdet euch frischer und erholter fühlen. Weitere Informationen dazu findet ihr auch im IGA-Report 34
Persönliche Gesundheits- und Schutzkomponenten
Viele der Veränderungen der letzten Wochen und Monate werden uns in der Arbeitswelt auch in Zukunft erhalten bleiben. Es wird keine Rückkehr zum „alten" Status Quo geben, die „New Work“ wird sich gem. Fachkreisen und Medien zur "Ordinary Work" entwickeln: mit mehr Remote-Arbeit als vor dem Lockdown, mit vielen Videokonferenzen und digitalen Unterhaltungen und mit mehr Zusammenarbeit in physischer Distanz.
Das Corona-Mantra "Abstand" ist nicht nur ein Schlüsselbegriff in allen Schutzkonzepten. Auch in Sachen psychischer Gesundheit ist stimmiger Abstand und innere Distanz eine wichtige Komponente - gerade auch für die Arbeitswelt.
3 Beispiele für bewährte mentale Strategien und Verhaltensmassnahmen:
- Mit regelmässigen Pausen bewusst immer wieder inneren Abstand suchen. Diese Pausen können aktive oder passive Inhalte haben - mit Achtsamkeit für den aktuellen Moment spürt man, welche Art "Mini-Auszeit" gerade am besten geeignet ist.
Mit den neuen Technologien wird das regelmässige Pausieren nochmals wichtiger! Diese Technologien erleichtern uns zwar Vieles in der Arbeit, sie belasten uns aber auch, denn unser Gehirn ist für die digitale Welt nicht ideal ausgestattet. Ein Beispiel für eine mögliche Begleiterscheinung in diesem Zusammenhang ist der Begriff „Zoom Fatigue“. Dieser bezeichnet ein Gefühl der Erschöpfung nach einem langen Tag mit vielen Videoanrufen. Die daraus entstehende Ermüdung entspringt der zusätzlichen kognitiven Anstrengung, die erforderlich ist, um beim digitalen Kommunizieren nonverbale Signale zu interpretieren (dies fällt im direkten Kontakt wesentlich leichter). Umso wichtiger ist es daher, immer wieder bewusst inneren Abstand zu nehmen und einen Ausgleich zu permanenter aktiver Aufmerksamkeit zu schaffen. - Mit stimmiger Abgrenzung in allen Lebensbereichen in Balance bleiben. Arbeitszeit und Arbeitsaufgaben sollten so organisiert werden, dass sie unserer Grundausrichtung entgegenkommen. Es gibt jene Menschen, die als sog. Separator/inn/en funktionieren und Arbeit und Freizeit gerne klar trennen. Und es gibt die sog. Integrator/inn/en, die Arbeit und Freizeit nicht eng definiert verstehen und mit einem Fliessen durch beide Bereiche besser leben. Typengerechte Planung und Organisation der Arbeit ist also gefragt. In einem ersten Schritt gilt es, sich selbst klar darüber zu werden, wie man in dieser Hinsicht am besten «tickt» und in welchen Arbeitsphasen es besonders wichtig ist, dieser Ausrichtung zu folgen. Ein offener Austausch und klare Abmachungen zu arbeits-organisatorischen Fragen im eigenen Team sind in der Folge wichtig…so funktioniert die Zusammenarbeit sowohl für Separator/inn/en als auch für Integrator/inn/en.
- In Zeiten von New Work gewinnt die Führungsarbeit nochmals an Bedeutung. Beim Führen aus der Ferne geht es darum, Nähe zu schaffen…und belastenden Abstand zu überwinden. Das ist schon im Modus von Face-to-Face nicht einfach – mit vielen Einzelgesprächen kann man aber möglichen Belastungen entgegenwirken. Zielführend ist es dabei, immer wieder nachzufragen, zu erklären, zu diskutieren und Klarheit zu schaffen für alle Aufgaben und Aufträge. Führungskräfte sind zwar in der aktiven Rolle, sie sind aber auch darauf angewiesen, dass Mitarbeitende ihre Herausforderungen und Probleme offen platzieren. Ein lebendiger und lösungsorientierter Dialog ist also gefragt.
Unser persönliches Gesundheits- und Schutzkonzept ist eine komplexe Angelegenheit. Ganz grundsätzlich unterstützt es uns alle, wenn wir in diesen Zeiten so vieler Veränderungen sensibel mit uns und unserem Umfeld umgehen. Die eigene Sicht immer mal wieder zu relativieren und mit anderen Personen und Sichtweisen abzugleichen, eignet sich sehr gut als gesundheitlicher Schutzfaktor in einer Welt, die sich – nach generellem Herunterfahren im Lockdown – wieder mehr und mehr beschleunigen wird.
Achtsamkeitsübungen
Ressourcen-Dusche
Nehmen Sie sich ein paar Minuten Auszeit für eine kleine «Ressourcen-Dusche»:
- Verbinden Sie sich mit dem besten Moment bei der Arbeit im vergangenen Jahr.
- Was hat diesen Moment so aussergewöhnlich gemacht? Welche Stärken und Qualitäten von Ihnen haben sich in diesem Moment gezeigt?
- Werden Sie kreativ und halten Sie für sich in den nächsten Tagen und Wochen immer wieder Situationen aus Ihren verschiedenen Lebensbereichen fest, die Ihnen einen solchen aussergewöhnlichen Moment bescheren oder für den Sie einfach dankbar sind.
- Machen Sie eine einfache Atemübung im Stehen: den Körper entspannen und einfach zwei Minuten atmen, in sich hineinhören, bei sich sein.
Wahrnehmen mit allen Sinnen
Entspannt atmen und bewusst wahrnehmen:
- Welche Geräusche, Töne und Klänge höre ich genau jetzt? Was ist am präsentesten?
- Was sehe ich, wenn ich nach rechts blicke? Welche Farbe überwiegt? Bewegt sich etwas?
- Rieche ich genau jetzt etwas? Wenn ja, was genau? Woher kommt der Duft?
- Was schmecke ich jetzt, mit meiner Zunge, im Mund? Habe ich einen eher sauren, süssen, salzigen, bitteren Geschmack im Mund?
- Was spüre ich im Moment gerade an bzw. in meinem Körper? Wie ist mein Atem? Wie ist die Temperatur um mich herum? Was fühle ich gerade?
Achtsamkeit beim Arbeiten
In den Arbeitsphasen immer mal wieder darauf achten, mehr bei sich selbst zu sein und mit Körper, Gedanken und Gefüh-len in Kontakt zu treten…dabei tief und gleichmässig atmen.
- Achtsam sein in der Kommunikation mit Kolleg/inn/en oder mit den Vorgesetzten: präsent sein dafür, was bei einem selbst und beim Gegenüber passiert.
- Die Hände immer mal wieder auf der Tastatur spüren bzw. auf der Maus…wie fühlen sich die einzelnen Finger an?
- Sich ein Bild vom Körper machen: in welcher Position befinden sich Hals, Nacken und Schultern gerade jetzt?
- Bewusstes Wahrnehmen der Kontaktpunkte des Körpers mit der Sitz- bzw. Stehgelegenheit.
- Wahrnehmen und Spüren, wie sich die Augen bewegen - beim Lesen, Schreiben und bei der Kommunikation mit anderen.
TIPP: «Mindfulness-Based Stress Reduction» (MBSR) Der Kurs für Stressbewältigung durch die Übung von Achtsamkeit ist NEU im Fortbildungsprogramm der ZHAW
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