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Gesundheit

Anzahl und Struktur der Ergotherapie-Arbeitsplätze in der Schweiz

In diesem Projekt wurden erstmals schweizweit umfassende Daten zu den hierzulande tätigen Ergotherapeut:innen erhoben. Die Resultate zeigen etwa die Anzahl Berufsleute pro Region, Fachbereich und Setting ebenso wie die Art der Arbeitsverhältnisse, Anzahl offener Stellen sowie die Verteilung der Kostenträger.

Ausgangslage

Der Fachkräftemangel in den Gesundheitsberufen ist auch in der Ergotherapie zu spüren. Um den Bedarf an Ergotherapeut:innen in den verschiedenen Regionen und Arbeitsbereichen in der Schweiz zu eruieren, Studienplätzen zu planen und politische Entscheide zu fällen, sind zuverlässige Daten zur Anzahl und Struktur der Ergotherapie-Arbeitsplätze wichtig. Solche Daten können sowohl Versorgungslücken aufzeigen als auch die Planung von Massnahmen unterstützen, welche sicherstellen sollen, dass Institutionen genügend Ergotherapeut:innen mit passenden Kompetenzen zur Verfügung haben.

Zielsetzung

Das Ziel der Studie war es, bislang fehlende empirische Daten zu Anzahl und Struktur von Ergotherapie-Arbeitsplätzen in der Schweiz zu erheben.

Methode und Vorgehen

Zur Datenerhebung wurde eine schweizweite Online-Befragung durchgeführt. Die Umfrage richtete sich an Arbeitgebende von Ergotherapeut:innen, Leitende von Ergotherapie-Teams sowie selbstständig erwerbende Ergotherapeut:innen. Die Forscher:innen erhoben Daten zu Anzahl und Struktur der Ergotherapie-Arbeitsplätze in der Schweiz in Bezug auf soziodemographische Merkmale, Ausbildungsstand der Therapeut:innen, regionale Verteilung der Arbeitsplätze, Arbeitsbereiche sowie weitere Themen. Quantitativen Daten wurden mittels deskriptiver Statistiken und Regressionsanalyse untersucht. Zudem beschrieben die Forschenden qualitative Daten – aus offenen Fragen – narrativ.

Ergebnisse

Insgesamt wurden 968 Arbeitgebende, Leitende und selbstständig erwerbende Ergotherapeut:innen in der Schweiz befragt, die Auskunft über gut 3022 Ergotherapeut:innen in ihren Betrieben gaben. Hier finden Sie die wichtigsten Ergebnisse. Die vollständigen Daten sind erhältlich als Open Research Data.

Ergotherapeut:innen-Dichte im europäischen Mittelfeld

Die Anzahl Ergotherapeut:innen pro 10'000 Einwohner:innen in der Schweiz liegt bei mindestens 3.2, mit einem geschätzten realen Verhältnis von 4.2 – 4.6. In der Westschweiz ist die Versorgung etwas dichter, in der Zentralschweiz ist sie am wenigsten dicht. Damit steht die Schweiz im Bereich der Ergotherapie-Versorgung besser da als Italien (0.4 pro 10'000) oder Frankreich (2.2 pro 10'000), liegt aber deutlich hinter Deutschland mit 7.3 Ergotherapeut:innen pro 10'000 Einwohner:innen.

Frauen-Anteil höher als in Nachbarländern

Männer machen lediglich 9.7% der Ergotherapeut:innen in der Schweiz aus, während Frauen 90.1% ausmachen und 0.2% sich keinem dieser beiden Geschlechter zuordnen. Der Männer-Anteil in Führungspositionen ist höher (15.5%). Beim Männer-Anteil liegt die Schweiz zwar nahe am weltweiten Durchschnitt, er ist jedoch teilweise deutlich geringer als in den umliegenden Ländern. Der Männer-Anteil ist bei den Schweizer Ergotherapeut:innen ebenfalls deutlich geringer als bei den Schweizer Physiotherapeut:innen (24%) und den Schweizer Pflegefachleuten (14%). Warum die Geschlechterdiversität in der Ergotherapie in der Schweiz auch im Vergleich mit dem Ausland und anderen Gesundheitsberufen so gering ausfällt, ist unklar. Klar ist jedoch, dass hier – auch in Bezug auf den Fachkräftemangel – Potenzial für den Beruf liegen könnte.

Weniger Master- und Doktoratsabschlüsse als in anderen Gesundheitsberufen

Beinahe 60% der Schweizer Ergotherapeut:innen habe einen FH- beziehungsweise Bachelor-Abschluss, wobei dieser Anteil bei jüngeren Berufsleuten höher liegt. Jedoch nur 4.9% haben einen Master-Abschluss, etwas mehr als die Hälfte davon in Ergotherapie. Während der Anteil der Ergotherapeut:innen mit einem FH/Bachelor-Abschluss oder höher in der Schweiz ähnlich hoch ist wie bei den Physiotherapeut:innen, ist der Anteil der Physiotherapeut:innen mit einem Master-Abschluss mehr als doppelt so hoch wie bei den Ergotherapeut:innen. Auch hier besteht also noch echtes Entwicklungspotential.

Unterschiede in der Versorgung nach Fachbereichen

Die Versorgungsdichte unterscheidet sich nicht nur nach Region, sondern auch nach den ergotherapeutischen Fachbereichen. So scheint beispielsweise die ambulante Ergotherapie mit Menschen mit Demenzen im Tessin vergleichsweise stärker verankert als in anderen Regionen der Schweiz. In der Palliativen Versorgung im stationären Bereich scheint die Ergotherapie im Tessin und der Westschweiz stärker verankert als in anderen Teilen der Schweiz, während die psychiatrische ambulante Ergotherapie in der Ostschweiz wenig vertreten zu sein scheint.

Zwei Drittel der Leistungen durch obligatorische Krankenversicherung abgedeckt

Ergotherapie wird in der Schweiz mit Abstand am häufigsten über die obligatorische Krankenversicherung (Grundversicherung) finanziert. Zwei Drittel der Leistungen werden durch diese vergütet. Weitere wichtige Kostenträger sind die Invalidenversicherung mit 16% und die Unfallversicherung mit 14%. Nur ein vergleichsweise verschwindend kleiner Teil fällt auf Zusatzversicherung, Selbstzahler und Militärversicherung.

 

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Projektorganisation

Projektleitung
Prof. Dr. Brigitte Gantschnig, Leiterin Forschung und Entwicklung Institut für Ergotherapie

Projektdauer
1. November 2018 - 31. Januar 2024

Projektteam
Thomas Ballmer, Andre Bürki (†), Brigitte Eggenberger, Selina Egger, Prof. Dr. Nicolas Kühne, Stefania Moioli, Andrea Petrig, Prof. Dr. Christina Schulze, Ines Wenger

Partner

Finanzierung

Projektstatus
abgeschlossen