Achtsamkeitstraining für Schlaganfallbetroffene
Ein Schlaganfall hat für die Patientinnen und Patienten sowie deren Angehörige oft schwerwiegende Folgen. Die Forschungsstelle Ergotherapie will in einer Pilotstudie untersuchen, ob Achtsamkeitstraining den Betroffenen helfen könnte, mit den Veränderungen in ihrem Alltag umzugehen.
Rund 16'000 Menschen in der Schweiz erleiden jährlich einen Schlaganfall. Etwa drei Viertel davon überleben – oft mit Beeinträchtigungen wie Lähmungserscheinungen, Gedächtnis-, Sprech- oder Aufmerksamkeitsstörungen. Wenn die Schäden langanhaltend oder bleibend sind, müssen die Betroffenen lernen, mit grossen Veränderungen in ihrem Alltag umzugehen. Dabei unterstützt sie die Ergotherapie. Um Ängste, Stresssymptome und Schmerzen der Klientinnen und Klienten zu lindern, ergänzen ergotherapeutische Praxen und neurologische Kliniken die Therapie zunehmend mit Entspannungs- und Meditationstechniken wie Thai Chi, Qi Gong oder Achtsamkeitstraining.
Das Achtsamkeitstraining wurde Ende der 1970er Jahre von Dr. Jon Kabat-Zinn in den USA entwickelt. Die Methode kombiniert körperliche sowie mentale Übungen etwa aus Yoga und Meditation und wurde bisher v.a. bei Krebspatienten und Menschen mit chronischen Schmerzen wissenschaftlich erprobt. Nun will die Forschungsstelle Ergotherapie untersuchen, ob sie auch positiv auf die Aufmerksamkeit, die Lebensqualität und die motorischen Fähigkeiten von Personen nach einem Schlaganfall wirkt. Zusätzlich werden die engsten Angehörigen der Patientinnen und Patienten in die Studie einbezogen. Denn auch sie sind durch die Krankheit beeinträchtigt. So leiden knapp 70% der Angehörigen direkt nach dem Schlaganfall unter Anzeichen einer Depression und viele entwickeln klinisch bedeutsame Angstsymptome.
Start als Pilotprojekt
Vorerst startet die Studie als Pilot mit vier Schlaganfallpatientinnen und -patienten und deren Angehörigen. Während acht Wochen besuchen die Patienten einmal pro Woche regulär die Ergotherapie. In den folgenden acht Wochen nehmen sie parallel dazu an einem Achtsamkeitskurs teil. Dabei werden sie von ihren Angehörigen begleitet. Zu Beginn, nach der Hälfte und am Ende dieser sechzehn Wochen erheben die Forscherinnen quantitative Daten bezüglich des motorischen Lernens, der Aufmerksamkeit und der Lebensqualität. Zusätzlich führen sie mit den Klientinnen und Klienten und deren Angehörigen qualitative Interviews, die die subjektiven Erfahrungen, Bedürfnisse und Belastungen abbilden.
Derzeit rekrutieren Ergotherapie-Praxen im Kanton Thurgau die Teilnehmenden der Pilotstudie. Sollte diese positiv ausfallen, möchte die Forschungsstelle Ergotherapie mit einer grösser angelegten, schweizweiten Studie daran anknüpfen.
Weitere Informationen
Kontakt
Silke Neumann, wissenschaftliche Mitarbeiterin Forschungsstelle Ergotherapie, ZHAW Departement Gesundheit, Technikumstrasse 81, 8400 Winterthur
+41 (0)58 934 82 19
silke.neumann@zhaw.ch