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Gesundheit

Das Departement Gesundheit schliesst Wissenslücken zur Corona-Pandemie

Wie wirken sich die Einschränkungen des gesellschaftlichen Lebens auf die psychische und physische Gesundheit aus? Welche körperlichen Folgen hatte das Homeoffice während des Lockdowns? Und wie steht es um die Immunität der Bevölkerung gegen das Virus SARS-CoV-2? Forschende am ZHAW-Departement Gesundheit untersuchen derzeit verschiedene Aspekte der Corona-Pandemie.

Abstand halten, Maske tragen: Die Corona-Pandemie hat unseren Alltag massiv verändert.

Wer hat eine Immunität gegen das Coronavirus entwickelt?

So untersucht die Forschungsstelle für Gesundheitswissenschaften ab September mit dem Projekt «Corona Immunitas – Winterthur» bei rund 600 Schülerinnen und Schülern (Gymnasien, Berufsschulen) sowie ZHAW-Studierenden aus dem Raum Winterthur die sogenannte Seroprävalenz bei SARS-CoV-2 sowie mögliche gesundheitliche Folgen der Pandemie. Die Seroprävalenz gibt Aufschluss darüber, ob und wie viele der untersuchten Personen Antikörper gegen das Virus entwickelt haben. Die Studie wird in zwei Etappen – im September/Oktober 2020 sowie im Februar/März 2021 – durchgeführt. Sie besteht aus einem Fragebogen, den die Teilnehmenden ausfüllen, Blutentnahmen für Antikörper-Test sowie weiteren Kurzerhebungen.

Das Projekt ist Teil der landesweiten Studie «Corona Immunitas», die von der Stiftung «Swiss School of Public Health plus» initiiert wurde und unter anderem vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) finanziert wird. Die Studie soll politischen Entscheidungsträgern wichtige epidemiologische Daten zur Pandemie und zur Immunität der Schweizer Bevölkerung gegen das Coronavirus liefern. Bislang fehlen repräsentative Daten zur Seroprävalenz und der gesundheitlichen Folgen der Corona-Pandemie sowohl auf Ebene der Allgemeinbevölkerung, als auch bei spezifischen Personengruppen und in bestimmten Settings. Deshalb werden im Rahmen von «Corona Immunitas» verschiedenste Alters-, Berufs- oder auch Risikogruppen auf eine Ansteckung durch das Virus und die Entwicklung einer Immunität hin untersucht. Damit möchte die Studie unter anderem auch Daten dazu erheben, welche Effekte Schutzmassnahmen für besonders exponierte Berufe oder für Risikogruppen haben.

Viele Studierende fühlten sich einsam

Ein weiteres Projekt der Forschungsstelle Gesundheitswissenschaften stellt die Auswirkungen der Pandemie auf die psychische und physische Gesundheit von ZHAW-Studierenden in den Mittelpunkt. Ziel der kurz nach dem Lockdown im Frühling gestarteten «Studie zur Gesundheit von Studierenden in Zeiten der Corona-Pandemie» ist, die Studentinnen und Studenten gesundheitlich mittel- bis langfristig zu unterstützen. Das Projekt umfasst mehrere Befragungen: Drei davon wurden im Frühlingssemester durchgeführt, eine vierte Befragung folgt zu Beginn des Herbstsemesters.

Die bisherigen Ergebnisse der Studie zeigen: Die während des Lockdowns von Mitte März bis Mitte Mai zur Eindämmung der Pandemie ergriffenen Massnahmen – etwa die Einstellung des Präsenzunterrichts an den Hochschulen – haben sich massiv auf den Alltag der Studierenden ausgewirkt. In der Erstbefragung im April, an der rund ein Fünftel aller ZHAW-Studierenden teilgenommen hat, gab eine grosse Mehrheit der Studienteilnehmenden an, dass sich ihre Tagesstruktur und ihr Stundenplan erheblich verändert hat; zudem hat bei knapp der Hälfte die Stundenbelastung pro Woche zugenommen. Die Freiheit, die das erweiterte Selbststudium im Home Schooling mit sich gebracht hat, schätzten zwar viele, gleichzeitig fehlte der grossen Mehrheit von über 80 Prozent der Studierenden der soziale Kontakt mit den Mitstudierenden. Gut ein Drittel der Studierenden fühlte sich während des Lockdowns einsam, rund 40 Prozent stimmten der Aussage zu, «sich eingesperrt zu fühlen». Der Lockdown scheint für die Studierenden aber auch positive Seiten gehabt zu haben: So gab die Hälfte der teilnehmenden Studierenden an, die Zeit mit der Familie und/oder Partner/-in genossen zu haben, ein Drittel nahm eine gestärkte Nachbarschaft wahr.

Mehr Nackenbeschwerden wegen Homeoffice?

Nicht nur der Studierendenalltag an der ZHAW wurde durch den Lockdown vom einen Tag auf den anderen auf den Kopf gestellt. Für die Mitarbeitenden der Hochschule galt während dieser Zeit, wie für hunderttausende andere Arbeitstätige in der Schweiz auch: zu Hause arbeiten. Aufgrund der veränderten Arbeitsplatzsituation wurde in den Medien verschiedentlich die Befürchtung geäussert, dass Homeoffice zu körperlichen Beschwerden führen könnte. Als Gründe angeführt wurden etwa eine mangelhafte Büroausstattung in vielen Haushalten sowie die Tendenz, zuhause länger sowie mit weniger Pausen und Bewegung zu arbeiten. Eine Studie des Departements Gesundheit konnte kürzlich Entwarnung geben, zumindest in Bezug auf die in der Bevölkerung weit verbreiteten Nackenbeschwerden. Die Studie, zu deren Probanden unter anderem Mitarbeitende der ZHAW-Departemente School of Management and Law sowie Angewandte Linguistik gehörten, ergab, dass Nackenbeschwerden im Homeoffice während der Lockdown-Phase nicht zugenommen haben. Allerdings bestätigte die Untersuchung auch die Hypothese, dass die ergonomischen Arbeitsplatzbedingungen im Homeoffice häufig tatsächlich schlechter sind als im Büro. Um herauszufinden, ob sich bei den Studienteilnehmenden die Intensität der Nackenschmerzen sowie Einschränkungen des Nackens im Lockdown verändert hatten, griffen die Forschenden auf Vergleichsdaten des schon länger laufenden Projekts NEXpro zurück. Das auf vier Jahre angelegte Projekt untersucht zum ersten Mal, wie sich eine evidenzbasierte, mehrteilige Intervention zur Steigerung der Nackengesundheit bei Schweizer Büroangestellten auswirkt.

Mit digitalen Tools gegen die soziale Isolation

Während Studierende und Arbeitnehmende trotz Homeschooling und Homeoffice während des Lockdowns nicht komplett auf soziale Kontakte verzichten mussten, waren viele ältere Menschen während dieser Zeit völlig isoliert. Über Wochen mussten sie auf Besuch verzichten und waren aufgefordert, so wenig wie möglich das Haus zu verlassen. Der Lockdown hat damit ein Problem verschärft, das insbesondere bei älteren und gleichzeitig pflegebedürftigen Menschen ohnehin schon stark ausgeprägt ist: die soziale Isolation.

Forschende am Institut für Pflege untersuchen deshalb in Kooperation mit der ZHAW-School of Engineering, wie mit digitalen Tools der Vereinsamung älterer Menschen entgegengewirkt werden kann. Mit dem Projekt «Digital Support Against Social Isolation [DASI]» analysiert die Forschenden, ob und welche digitalen Tools zur Kommunikation und zum Monitoring in der heimischen Pflege bereits zum Einsatz kommen, um die soziale Isolation der Betroffenen zu reduzieren. Ziel des Projekts ist, Best Practice Beispiele aber auch Lücken in der «digitalen Versorgung» zu identifizieren sowie Möglichkeiten zur Weiterentwicklung von Geräten und Software zu eruieren. Das Projekt ist eine von insgesamt 27 Ideen, die sich mit Themen der zurzeit beschleunigten, digitalen Transformation befassen und von der Initiative «ZHAW digital» finanziell unterstützt werden.

Wie Kommunikation zur Eindämmung der Pandemie beitragen kann

Die Coronapandemie hat die vergangenen Monate die Medienberichterstattung und die Kommunikation von Public-Health-Organisationen dominiert. Doch wurden die Verhaltensregeln und Massnahmen zur Eindämmung der Pandemie den verschiedenen sozialen Gruppen adressatengerecht kommuniziert? Dieser Frage geht das gemeinsame Forschungsprojekt «Public COVID 19 pandemic discourses - A focus on vector populations (COVIDisc)» der ZHAW-Departemente Gesundheit und Angewandte Linguistik sowie der Universität der italienischen Schweiz und der Universität Triest nach. Die Forschenden untersuchen, ob die Kommunikation von Akteuren der Politik, der Verwaltung und der Wirtschaft geeignet war, um insbesondere die hochmobile Bevölkerungsgruppe der 15- bis 34-Jährigen zu erreichen. Die Gruppe ist gesundheitlich weniger stark vom Coronavirus betroffen; die Gesellschaft fordert von ihr jedoch solidarisches Verhalten ein. Daher ist es für die Eindämmung der Pandemie besonders wichtig, diese Gruppe kommunikativ zu erreichen. Das vom Schweizerischen Nationalfonds finanzierte Projekt umfasst eine Analyse von Medien- und Organisationsdiskursen einerseits und qualitative Interviews mit VertreterInnen der Gruppe der 15-34-Jährigen in der deutschen und der italienischen Schweiz anderseits.