Diagnose Burnout
Jetzt klagen auch Kinder über Erschöpfung und Antriebslosigkeit. Ist unser Nachwuchs den Anforderungen in Schule und Freizeit noch gewachsen? Im Artikel von Nina Streeck in der NZZ am Sonntag vom 10. Mai 2015 äussert Peter Rüesch, Leiter der Forschungsstelle Gesundheitswissenschaften der ZHAW, Bedenken an der neuen Diagnose Kinder-Burnout und der zunehmenden Medikalisierung.
Gemäss dem Hamburger Kinder- und Jugendpsychiater Michael Schulte-Markwort leiden heute 3 Prozent der Kinder an einem Burnout, eine genaue Diagnose existiert aber nicht. «Natürlich gibt es überlastete und erschöpfte Kinder», sagt der Sozialwissenschaftler Peter Rüesch. «Aber das ist kein medizinisches Problem.» Die neue Krankheitsdiagnose findet er eine zwiespältige Angelegenheit: «Einerseits werden die Familien entlastet, wenn klar wird, dass es dem Kind nicht an Leistungsbereitschaft mangelt», sagt Rüesch. «Andererseits bewerten wir ein Verhalten als krank und behandlungsbedürftig, das wir früher vielleicht als schwierig, aber doch noch normal angesehen haben.» Damit werde die Lösung des Problems ganz einfach den Ärzten zugeschoben.