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Gesundheit

Wie ist Ihr Gesundheitszustand im Allgemeinen?

Prof. Dr. Thomas Volken beleuchtete die unterschiedlichen Quellen von Verzerrungen in Gesundheitsbefragungen anhand konkreter Beispiele aus der Schweizerischen Gesundheitsbefragung (SGB) an der Antrittsvorlesung vom 24. November 2016 des Departement Gesundheit der ZHAW.

Im Forschungsprozess können unterschiedliche Quellen die Resultate verzerren. Die wohl unangenehmste Form solcher Verzerrungen sind nicht stichprobeninduzierte Fehler (nonsampling bias, Fehler eines Merkmalwertes einer Grundgesamtheit). Unangenehm darum, weil es fast keine Möglichkeit gibt, diese im Nachhinein zu korrigieren. Hierunter fallen Fehlerquellen im Interview, beispielsweise die Frageformulierung, die Befragtenmerkmale oder die Interviewsituation selbst. Dazu gehören aber auch Verweigerung und nicht Erreichbarkeit (non-response) sowie das systematische Auseinanderklaffen zwischen Ziel- und Befragtenpopulation.

In der SGB sind gesunde Personen deutlich übervertreten, da gesundheitlich angeschlagene Personen zum einen schwieriger erreichbar sind, zum anderen aber auch deutlich häufiger Interviews verweigern. Damit entsteht ein sogenanntes «overcoverage» von Gesunden, was zur Folge hat, dass der Gesundheitszustand der Befragten in der SGB besser ist als jener der Zielpopulation.

Im Vergleich mit dem Datenpool der Krankenkassen und der Medizinischen Statistik der Krankenhäuser des Bundesamtes für Statistik unterschätz die SGB die Inanspruchnahme von medizinischen Leistungen deutlich. Dies gilt für die Anzahl der Arztkonsultationen insgesamt, die Anzahl ambulanter Behandlungen in Krankenhäusern sowie die Anzahl stationärer Aufenthaltstage in Krankenhäusern.

Einer Kombination aus «overcoverage» von Gesunden und sozialer Erwünschtheit dürfte es geschuldet sein, dass die SGB den Anteil von Personen, welche schon einmal Blut gespendet haben, überschätzt. Verglichen mit den Registerdaten der Regionalen Blutspendedienste SRK liegen die Zahlen der SGB hier zwischen 1.6 und 2 Mal höher.

Befragte in der SGB überschätzen regelmässig ihre Körpergrösse und unterschätzen ihr Körpergewicht. Dies führt im Resultat dazu, dass die individuellen BMI-Werte, ein Mass für die Einschätzung von Übergewicht, zu tief ausfallen. Prävalenzschätzungen von Übergewicht und starkem Übergewicht fallen daher deutlich tiefer aus als sie eigentlich sind.

Grundsätzlich sind Gesundheitsbefragungen ein wichtiges Instrument zur regelmässigen Erfassung des Gesundheitszustands, des Gesundheitsverhaltens und der Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen in der Allgemeinbevölkerung. Zudem erlauben Gesundheitsbefragungen die Erhebung einer Vielzahl von weiteren soziodemografischen, sozioökonomischen, soziokulturellen und soziostrukturellen Charakteristika, die mit «Gesundheit» assoziiert sein könnten, jedoch in anderen Settings, beispielsweise bei Allgemeinpraktizierenden oder in Spitälern, nicht oder kaum erhoben werden.

Bei der Interpretation von Resultaten und bei der Durchführung von Auswertungen mit Daten aus Gesundheitsbefragungen ist es jedoch empfehlenswert, deren definitorische und methodische Grenzen zu berücksichtigen und die Resultate intern und extern zu validieren.  

Informationen Schweizerische Gesundheitsbefragung (SGB)
Die Schweizerische Gesundheitsbefragung (SGB) wird seit 1992 alle fünf Jahre bei einer repräsentativen Bevölkerungsstichprobe durchgeführt. Die Datenerhebung erfolgt als telefonisches Interview, dem sich ein schriftlicher Fragebogen anschliesst. Befragt werden Privathaushalte und es werden insbesondere der Gesundheitszustand und gesundheitsrelevante Verhaltensweisen erhoben.

Weitere Informationen: