Wie wirkt Ergotherapie bei Kindern mit ADHS?
In der Schweiz werden Kinder mit ADHS vorwiegend mit Medikamenten behandelt. Forschende des Departements Gesundheit und der Universitätsklinik Lausanne wollen nun die Wirksamkeit von Ergotherapie bei betroffenen Kindern und Jugendlichen prüfen und suchen dafür Ergotherapeutinnen und -therapeuten als Forschungspartner.
Rund 60‘000 bis 70‘000 Schulkinder in der Schweiz leben mit der Diagnose ADHS. Kinder mit ADHS haben Mühe, sich zu konzentrieren. Dazu leiden sie oft an Schwierigkeiten, die sie im Alltag einschränken – etwa beim Kleideranziehen oder Essen. Nicht zuletzt erschweren die Verhaltensauffälligkeiten von Kindern mit ADHS auch ihre Beziehungen zu anderen Menschen. Studien zeigen, dass sich diese Probleme mit dem Älterwerden nicht auswachsen, sondern bis ins Erwachsenenalter bestehen bleiben. Dies hat negative Auswirkungen auf die Ausbildung, Arbeitsfähigkeit und Lebensqualität der Betroffenen und belastet die Gesellschaft.
UNO besorgt über Schweizer Praxis
In der Schweiz wird ADHS vor allem mit Methylphenidat (z.B. Ritalin) behandelt. So hat sich etwa die Zahl der Verordnungen im Kanton Zürich von 2006 bis 2012 verdoppelt. Darüber zeigt sich unter anderem die UNO besorgt. Sie empfiehlt, die Forschung über nicht-medikamentöse Behandlungen wie Ergotherapie in der Schweiz zu verstärken. Grund für die Besorgnis ist, dass die Medikamente Symptome wie Unruhe oder Unaufmerksamkeit zwar vorübergehend unterdrücken, die Krankheit jedoch nicht heilen. Derweil lernen die Kinder nicht, mit ihren Schwierigkeiten umzugehen. Darauf fokussiert die Ergotherapie. Sie unterstützt die Kinder mit self-management Techniken, sozialem Training, Umweltanpassungen sowie Beratung von Eltern und Lehrpersonen. Über die Wirksamkeit der Interventionen – sei es in Einzel- oder Gruppentherapie – ist bisher jedoch wenig bekannt.
Forschende des ZHAW-Instituts für Ergotherapie und der Universitätsklinik Lausanne wollen dies nun ändern. Mit Hilfe von Ergotherapeutinnen und -therapeuten aus der Praxis sollen die Wirksamkeit sowie gesundheitsökonomische Auswirkungen von ergotherapeutischen Interventionen bei Kindern mit ADHS untersucht werden. Einstieg in das vom ErgotherapeutInnen-Verband Schweiz (EVS) unterstützte Projekt bildet ein Mini-Symposium am 14. Januar 2017 beim EVS in Bern.
Interessierte Ergotherapeutinnen und -therapeuten können sich bei Brigitte Gantschnig anmelden: