Berufszufriedenheit Hebammen
Verbesserung der Berufszufriedenheit von Hebammen durch innovative Versorgungsmodelle in Schweizer Geburtenabteilungen
Hebammen sind qualifiziert, Frauen und ihre Kinder während Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett eigenständig zu begleiten. Aus der Praxis gibt es allerdings deutliche Hinweise für eine Diskrepanz zwischen den Kompetenzen der Hebammen und eingeschränkten Möglichkeiten, diese im Spitalalltag in der Schweiz umzusetzen. Dies beeinträchtigt die Zufriedenheit der angestellten Hebammen und kann zum Berufsausstieg aus der klinischen Arbeit führen. Hebammengeleitete Betreuungsmodelle ermöglichen, erweiterte Kompetenzen zu entwickeln und gehen mit vergleichbar guten geburtshilflichen Outcomes, weniger Interventionen, niedrigeren Kosten, einer erhöhten Zufriedenheit der Frauen und einer erhöhten Arbeits- und Berufszufriedenheit der Hebammen einher.
Dieses Projekt ist Teil einer Kooperation der Hochschulen Gesundheit in der Schweiz zur Entwicklung eines Kompetenzzentrums für den Fachkräftemangel in den Gesundheitsberufen.
Competence Network Health Workforce (CNHW)
Das Projekt ist Teil einer Kooperation der Hochschulen Gesundheit in der Schweiz zur Entwicklung eines Kompetenzzentrums für den Fachkräftemangel in den Gesundheitsberufen (CNHW). Verschiedene Standortprojekte erarbeiten dazu Grundlagenwissen und Massnahmen. Im sechsteiligen Standortprojekt des ZHAW-Departements Gesundheit «Fachkräftemangel erforschen: Berufskarrieren und Berufsverweildauer Gesundheitsberufe» werden die Datengrundlage verbessert und Massnahmen für den längeren Verbleib in den Gesundheitsberufen entwickelt.
Hintergrund
Die hebammengeleitete Geburtshilfe stellt die physiologischen Prozesse der perinatalen Phase, die Betreuungskontinuität und die Bedürfnisse der Nutzerinnen in den Mittelpunkt und fördert die Autonomie der Hebammen. Unterschiedliche hebammengeleitete Betreuungsmodelle und hebammengeleitete Elemente der Geburtshilfe sind bekannt, wie z.B. der Hebammengebärsaal, Hebammensprechstunde, Geburtsplanungs- und Nachgespräche durch Hebammen oder auch Modelle zur Steigerung der Autonomie der Hebammen wie zum Beispiel Dammnaht durch Hebammen.
Zielsetzung
Das Projekt zielt darauf ab:
- einen Überblick über die hebammengeleiteten Elemente der Geburtshilfe im Kanton Zürich zu erlangen;
- ein innovatives Betreuungsmodell mit hebammengeleiteten Elementen der Versorgung zu entwickeln, in einem ausgewählten Spital zu implementieren und damit die Berufs- und Arbeitszufriedenheit der dort angestellten Hebammen zu erhöhen.
Design
Die Bestandsaufnahme der hebammengeleiteten Betreuungsmodelle im Kanton Zürich erfolgt in einer quantitativen Querschnittstudie. Die Evaluierung der Entwicklung und Implementierung des innovativen Betreuungsmodells erfolgt mit quantitativen und qualitativen Methoden.
Methode
Die Studie ist in zwei Phasen unterteilt:
Bestandsaufnahme der hebammengeleiteten Elemente der Geburtshilfe im Kanton Zürich
Dieser quantitative Fragebogen wird auf der Basis einer Literaturübersicht zu bekannten hebammengeleiteten Betreuungsmodellen entwickelt. In allen Geburtenabteilungen des Kantons werden hebammengeleiteten Elemente der Geburtshilfe erhoben, welche momentan angeboten werden oder zukünftig geplant sind. Zudem wird ermittelt, ob es Elemente gibt, die in der Vergangenheit angeboten wurden und deren Angebote wieder wegfielen. Zudem soll die Wichtigkeit der einzelnen Angebote mittels Likert-Skalen evaluiert werden.
Entwicklung, Implementation und Evaluierung eines innovativen Betreuungsmodells in einem Spital
Die Massnahmen zur Umsetzung eines innovativen Modells werden in enger Zusammenarbeit mit der Geburtenabteilung eines Spitals als Praxispartner ausgearbeitet. Kriterien für die Eignung des Betreuungsmodels sind: Leitung des Betreuungsmodells durch Hebammen, kontinuierliche und frau-zentrierte Betreuung, Unterstützung der physiologischen Abläufe während Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett und Förderung der interprofessionellen Zusammenarbeit. Das entwickelte Modell wird in einem ersten Schritt pilotiert, falls notwendig ange-passt und anschliessend definitiv eingeführt werden. Die Berufszufriedenheit der Hebammen wird zu drei verschiedenen Zeitpunkten mit quantitativen und qualitativen Erhebungs- und Auswertungsmethoden evaluiert werden: vor der Einführung des Modells, nach der Pilotphase sowie vier bis sechs Monate nach der Einführung des definitiven Modells. Für die quantitative Erhebung soll ein berufsspezifisches, validiertes Instruments angewendet werden. Als Ergänzung wird zu jedem Zeitpunkt in einem Fokusgruppeninterview ein vertiefter Einblick in die Zufriedenheit, Erfahrungen und Sichtweisen der Hebammen gewonnen werden.
Nachhaltigkeit
Es ist zu erwarten, dass die Einführung des innovativen Betreuungsmodells die Berufszufriedenheit der angestellten Hebammen steigern und Fluktuationsraten von Mitarbeiterinnen in den Gebärabteilungen von Schweizer Spitäler positiv beeinflussen kann. Zudem ist anzunehmen, dass das Angebot des hebammengeleiteten Versorgungsmodells die Zufriedenheit der Familien sowie die Qualität der geburtshilflichen Versorgung steigert und damit zur Profilierung der Geburtskliniken beiträgt.
Publikationen
-
2023.
Kann ein früher Ausstieg aus dem Hebammenberuf verhindert werden?.
In:
Kantonale Hebammenfortbildung, Sektion Ostschweiz des Schweizerischen Hebammenverbandes, St. Gallen, Schweiz, 26. Oktober 2023.
-
Aeberli, Regula; Grylka, Susanne,
2023.
Systematische Zufriedenheitserhebung nach der Geburt.
Die Gynäkologie.
56(8), S. 551-556.
Verfügbar unter: https://doi.org/10.1007/s00129-023-05119-4
-
2023.
Kann ein früher Ausstieg aus dem Hebammenberuf verhindert werden?.
In:
Schweizerischer Hebammenkongress: Hebammen in Krisensituationen, Fribourg, Schweiz, 24.-25.05.2023.
-
Grylka, Susanne; Aeberli, Regula; Guenthard-Uhl, Barbara; Meier-Kaeppeli, Barbara; Leutenegger, Vanessa; Volken, Thomas; Pehlke-Milde, Jessica,
2022.
Job satisfaction of midwives working in a labor ward : a repeat measure mixed-methods study.
European Journal of Midwifery.
6(February), S. 8.
Verfügbar unter: https://doi.org/10.18332/ejm/145494
-
Grylka, Susanne; Aeberli, Regula; Günthard, Barbara; Meier Käppeli, Barbara; Leutenegger, Vanessa; Pehlke-Milde, Jessica,
2021.
Berufszufriedenheit rund um die Einführung eines hebammengeleiteten Projekts.
In:
Schweizerischer Hebammenkongress, Locarno, 16.-17. September 2021.
-
Peter, Karin Anne; Meier-Kaeppeli, Barbara; Pehlke-Milde, Jessica; Grylka, Susanne,
2021.
BMC Health Services Research.
21(671).
Verfügbar unter: https://doi.org/10.1186/s12913-021-06706-8
-
Grylka, Susanne; Aeberli, Regula; Günthard, Barbara; Meier Käppeli, Barbara; Leutenegger, Vanessa; Volken, Thomas; Pehlke-Milde, Jessica,
2021.
Development of midwives’ job satisfaction after the implementation of a midwife-led project [Paper].
In:
2nd International CNHW Conference – «Effective measures to keep our treasures – How to care for health professionals», online, 29-30 April 2021.
-
Peter, Karin Anne; Grylka, Susanne; Golz, Christoph; Hahn, Sabine,
2020.
Nachhaltiges Personalmanagement in Zeiten knapper Ressourcen.
Obstetrica.
(12), S. 8-13.
Verfügbar unter: https://doi.org/10.21256/zhaw-21006
-
Grylka, Susanne; Aeberli, Regula; Maute, Monique; Günthard, Barbara; Meier Käppeli, Barbara; Leutenegger, Vanessa; Pehlke-Milde, Jessica,
2020.
Geburt durch telefonische Nachgespräche verarbeiten.
Obstetrica.
2020(3), S. 56-59.
Verfügbar unter: https://doi.org/10.21256/zhaw-19772
-
Grylka, Susanne; Borner, Barbara; Pehlke-Milde, Jessica,
2020.
Zeitschrift für Geburtshilfe und Neonatologie.
224(02), S. 93-102.
Verfügbar unter: https://doi.org/10.1055/a-1083-7028
-
Grylka, Susanne; Aeberli, Regula; Günthard, Barbara; Meier Käppeli, Barbara; Leutenegger, Vanessa; Pehlke-Milde, Jessica,
2019.
Berufszufriedenheit rund um die Einführung eines von Hebammen initiierten und geleiteten Projekts [Poster].
In:
29. Deutscher Kongress für Perinatale Medizin. Deutsche Gesellschaft für Perinatale Medizin (DGPM) – „Hinterm Horizont geht's weiter, zusammen sind wir stark“, Berlin, 28.-30. November 2019.
Thieme.
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Verfügbar unter: https://doi.org/10.1055/s-0039-3401274
-
Aeberli, Regula; Meier Käppeli, Barbara; Günthard, Barbara; Pehlke-Milde, Jessica; Grylka, Susanne; La Marca-Ghaemmaghami, Pearl,
2019.
In:
29. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Perinatale Medizin, Berlin, Deutschland, 28. - 30. November 2019.
Thieme.
Verfügbar unter: https://doi.org/10.1055/s-0039-3401084
-
Grylka, Susanne; Aeberli, Regula,
2019.
Telefonische Geburtsnachgespräche mit Wöchnerinnen.
In:
Konferenz Leitende Hebammen (KLH), Olten, 29. August 2019.
-
Grylka, Susanne; Aeberli, Regula; Günthard, Barbara; Meier Käppeli, Barbara Katharina; Leutenegger, Vanessa; Pehlke-Milde, Jessica,
2019.
Evaluation der telefonischen Nachgespräche mit Wöchnerinnen [Poster].
In:
Schweizerischer Hebammenkongress, Luzern, 22.-23. Mai 2019.
Schweizerischer Hebammenverband.
Verfügbar unter: https://doi.org/10.21256/zhaw-2799
-
Aeberli, Regula; La Marca-Ghaemmaghami, Pearl; Pehlke-Milde, Jessica; Grylka, Susanne,
2019.
In:
5. Winterthurer Hebammensymposium, Winterthur, 19. Januar 2019.
-
Grylka, Susanne; Aeberli, Regula; Meier Käppeli, Barbara; Pehlke-Milde, Jessica,
2019.
Machen telefonische Nachgespräche die Hebammen zufriedener?.
Obstetrica.
2019(1/2), S. 8-13.
Verfügbar unter: https://doi.org/10.21256/zhaw-4983
-
Grylka, Susanne; Pehlke-Milde, Jessica,
2018.
Frauenzentrierte Betreuung in Zürcher Geburtenabteilungen [Poster].
In:
Swiss Congress for Health Professions, Zürich, 3.-4. September 2018.
ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften.
Verfügbar unter: https://doi.org/10.21256/zhaw-4009
-
Aeberli, Regula; Meier Käppeli, Barbara Katharina; La Marca-Ghaemmaghami, Pearl; Günthard, Barbara; Zimmermann, Roland; Pehlke-Milde, Jessica; Grylka, Susanne,
2018.
In:
1. Schweizerischer Perinatalkongress, Baden, 17. Mai 2018.
ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften.
Verfügbar unter: https://doi.org/10.21256/zhaw-3889
-
Grylka-Bäschlin, Susanne; Borner, Barbara; Pehlke-Milde, Jessica,
2018.
Bestandsaufnahme zur Berufssituation der Hebammen in einem Schweizer Kanton [Poster].
In:
Abstractband 4. Internationale Fachtagung der Deutschen Gesellschaft für Hebammenwissenschaft (DGHWi).
4. Internationale Fachtagung der Deutschen Gesellschaft für Hebammenwissenschaft (DGHWi), Mainz, Deutschland, 16. Februar 2018.
Düsseldorf:
German Medical Science.
S. 25-26.
Verfügbar unter: https://doi.org/10.3205/18dghwi15
-
Grylka, Susanne; Aeberli, Regula; Pehlke-Milde, Jessica,
2018.
Job satisfaction of midwives [Paper].
In:
1st International CNHW Conference - «Countering Staff Shortage Among Health Professions», Bern, 25-26 Oktober 2018.
Projektorganisation
Projektleitung
- Prof. Dr. Susanne Grylka, Senior Researcher, ZHAW Departement Gesundheit, Institut für Hebammenwissenschaft und reproduktive Gesundheit
Projektdauer
- 01.01.2017–31.03.2019
Finanzierung
- Das Projekt wird finanziert durch das Schweizerische Eidgenossenschaft Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation SBFI, projektgebundene Beiträge (an Hochschulen).