SpitexPlus
Eine Studie zur Gesundheitssituation, den Lebensbedingungen, dem familiären Umfeld und dem Unterstützungsbedarf von zuhause lebenden Menschen über 80 Jahren.
Pflege von alten Menschen im ambulanten Bereich
Die Studie hat zum Ziel, Daten zum pflegerischen Unterstützungsbedarf, der Lebens- und Gesundheitssituation, sowie des familiären und sozialen Netzwerkes der Personen über 80 Jahren, die zu Hause leben, zu erheben und zu analysieren. Somit sollen Faktoren zusammengestellt werden, welche das eigenständige Leben zu Hause fördert. Zudem wird ein unterstützendes, gesundheitsförderndes Pflegeberatungsangebot durch APN-Pflegespezialistinnen entwickelt und dessen Nutzen evaluiert.
Über den Zeitraum von 15 Monaten werden der Gesundheitszustand und die Lebensqualität der älteren Menschen und der Familienangehörigen immer wieder erfragt. Ein Teil der Teilnehmenden erhält zudem über 9 Monate regelmässig Besuch von einer auf Altersfragen und Gesundheitsprobleme im Alter spezialisierten Pflegefachfrau (APN Advanced Practice Nurses).
SpitexPlus ist das grösste Forschungsprojekt des Departements Gesundheit und steht als Beispiel für anwendungsorientierte Forschung einer Fachhochschule im Bereich Pflege und Gesundheit.
Prof. Dr. Lorenz Imhof, Rahel Naef und Prof. Dr. Romy Mahrer sind für das Projekt «SpitexPlus: Der Einsatz von Advanced Practice Nurses zeigt Wirkung», mit dem Swiss Quality Award in der Kategorie ambulanter Sektor ausgezeichnet worden.
Medienmitteilung vom 18.9.2014(PDF 67,2 KB)
Artikel in der Schweizer Ärztezeitung 2014(PDF 415,9 KB)
Hintergrund
Die Anforderungen an die professionelle Pflege werden sich aufgrund der Zunahme der chronischen Erkrankungen und der demographischen Alterung der Schweizer Bevölkerung in den nächsten Jahren grundlegend verändern. Gemäss dem Schweizerischen Gesundheitsobservatorium (2008) wird sich die Zahl der 80-jährigen und älteren Personen bis ins Jahr 2030 fast verdoppeln. Diese Entwicklung erfordert, dass die Inanspruchnahme von stationären Leistungen durch Prävention, Gesundheitsförderung und Erhalt der Eigenständigkeit verzögert und das Angebot der Spitex erweitert und angepasst wird.
Um pflegerische Unterstützungsprogramme für diese Zielgruppe bedarfsgerecht planen und entwickeln zu können, werden dringend zusätzliche Informationen benötigt. Dazu gehören Angaben zur Gesundheitssituation, zum Unterstützungsbedarf und -angebot, zur Wohn- und Lebenssituation und zur Lebensqualität. Ob und wie Personen mit gesundheitlichen Herausforderung im Alltag leben können, hängt im wesentlichen von ihrem familiären und sozialen Netzwerk ab. Familien übernehmen einen grossen Anteil an Betreuung; dennoch sind wenige Daten zu Strukturen und dem Funktionieren von Familien und deren Bedarf an Beratung vorhanden. Die Gewährleistung der Kontinuität und die Koordination der Betreuung von älteren Menschen und ihren Familien über zeitliche, institutionelle und professionelle Grenzen hinweg entscheidet wesentlich über die Qualität der Versorgung.
Um diesen komplexen Anforderungen gerecht zu werden, besteht in der Schweiz ein Bedarf, den Einsatz und mögliche Nutzen von Advanced Nurse Practitioners (ANP-Expertinnen und -experten) in Anlehnung an international etablierte Modelle im gerontologischen, gemeindenahen Bereich systematisch zu untersuchen. Das Projekt «Spitex Plus» befasst sich deshalb mit der Gruppe von Personen ab achtzig Jahren, die zu Hause mit oder ohne Unterstützung leben, und evaluiert ein neues, gemeindenahes Unterstützungsprogramm.
Ziele
Die Studie hat zum Ziel, Daten zum pflegerischen Unterstützungsbedarf, der Lebens- und Gesundheitssituation, sowie des familiären und sozialen Netzwerkes der Personen 80+, die zu Hause leben, zu sammeln. Zudem wird ein unterstützendes, gesundheitsförderndes Pflegeberatungsangebot durch ANP-Expertinnen entwickelt und dessen Nutzen evaluiert.
Das Projekt SpitexPlus soll folgende Ergebnisse bringen:
- Der Stadt Winterthur werden systematisch erfasste Daten über den Pflegebedarf der Bevölkerung von 80 Jahren und mehr zur Verfügung gestellt.
- Es werden systematisch Daten zur sozialen Unterstützung und anderen Bedingungen erhoben, die ein Leben zu Hause trotz Einschränkungen erlauben. Diese anonymisierten Daten bilden eine wichtige Planungs- und Entscheidungsgrundlage im Gesundheits- und Sozialbereich.
- Ein Konzept zum Einsatz von Pflegespezialistinnen und Pflegespezialisten (APN Advanced Practice Nurses) wird evaluiert. Damit wird sichergestellt, dass sich die Versorgung in der Stadt Winterthur an den neuesten Erkenntnissen der gerontologischen Pflege orientiert.
- Das Projekt setzt den Schwerpunkt in der Förderung der Selbstpflegefähigkeit von Menschen über 80 Jahre. Diese werden befähigt, ihren Alltag selber gelingend zu gestalten und damit länger zu Hause leben zu können. SpitexPlus soll also die Lebensqualität alter Menschen verbessern.
- Vorhandene Bedürfnisse der Gruppe von Menschen über 80 Jahre und der Beratungsbedarf werden evaluiert. Dies unterstützt die optimale Nutzung von bestehenden Ressourcen in der Zukunft.
Methode
Randomisierte, kontrollierte Studie mit einer angestrebten Stichprobengrösse von n=500 und einem Follow-up von 15 Monaten. Einbezogen werden Personen 80+ der Stadt Winterthur, unabhängig davon, ob sie bereits professionelle Spitexdienste in Anspruch nehmen oder nicht.
Intervention
Die Intervention beinhaltet ein multidimensionales, geriatrisches Assessment und eine individuelle, themenspezifische und standardisierte Pflegeberatung für die Interventionsgruppe. Die Pflegeberatung erfolgt durch eine ANP-Expertin bei den Personen zu Hause und richtet sich an die betroffene Person 80+ sowie an das familiale System.
Nutzen
Der Pflegebedarf der Bevölkerung 80+ wird systematisch erfasst. Daten zu Faktoren, welche das Leben zu Hause für diese diverse Population fördern, werden systematisch erhoben und analysiert. Das Versorgungsangebot der Stadt Winterthur wird durch ein evidenzbasiertes Angebot ergänzt, welches wichtige Grundlagen für die demographischen Anforderungen der Zukunft liefert. Die Selbstpflegefähigkeit und Eigenständigkeit von Personen 80+ und ihren Familien wird gefördert und gestützt.
Organisation
Projektteam
- Projektleiter
Prof. Dr. Lorenz Imhof, PhD, RN
ZHAW, Departement Gesundheit
Institut für Pflege
Leiter Forschung und Entwicklung - Ko-Projektleiterin
Prof. Dr. Romy Mahrer, PhD, RN
ZHAW Departement Gesundheit
Institut für Pflege
Leiterin MSc in Pflege - Projektmanagement
Rahel Naef, MN, RN
ZHAW Departement Gesundheit
Institut für Pflege
Wiss. Mitarbeiterin Forschung und Entwicklung - Leiter begleitende Interessensgruppe
Andreas Paintner
Stadt Winterthur
Departement Soziales
Bereichsleiter Alter und Pflege - Projektmitarbeiter
Roland Wellauer, Dr. med.
Stadt Winterthur
Bereich Alter und Pflege
Leitender Arzt des Med.- Therapeutischen Diensts und Tagesklinik - Projektmitarbeiterin
Jeannette Höfliger, HöFa II, RN
Stadt Winterthur
Bereich Alter und Pflege
Fachstelle Entwicklung & Altersarbeit - Projektmitarbeiterin
Brigitte Trechsel, RN
Stadt Winterthur
Leiterin Pflege Spitex Zentrum Seen
Pflegeteam
- Jutta Dreizler, MScN, RN
- Susanne Ohlhorst, MNS, RN
- Peter Wolfensberger, RN, MScN, i. A.
- Johanna Niederberger, MScN, RN
- Anita Keller-Senn, BScN, RN
- Carmen Specker, BScN
- Stephanie Künzi, BScN
Projektpartner und Sponsoren
Publikationen/ Berichte
Medien
- Auszeichnung für Förderung der Kompetenzen und Verantwortung des Pflegepersonals
Medienmitteilung vom 18. September 2014(PDF 67,2 KB) - Beratung und Prävention wirken(PDF 49,3 KB)
Schauplatz Spitex, 2012(3), 37 - Tages-Anzeiger, 15.10.2012
Alte Menschen fühlen sich wohl zu Hause- trotz vieler Schmerzen(PDF 559,5 KB) - Tausende Stunden für die Eltern(PDF 639,9 KB)
Landbote 22.5.12 - Artikel in der Zeitschrift Pflege 2011, 24(1) 43-56
Fachartikel und Präsentationen
- APN-Veranstaltung, 18.1.2013
Referat Prof. Dr. Lorenz Imhof(PDF 1,1 MB) - Dezember 2012
Imhof, L., Naef, R., Wallhagen, M. I., Schwarz, J., & Mahrer-Imhof, R.(PDF 171,5 KB) (2012). Effects of an Advanced Practice Nurse In-Home Health Consultation Program for Community-Dwelling Persons Aged 80 and Older. Journal of American Geriatrics Society, 1-9. - Publikationen WENR-Kongress 2010(PDF 466,9 KB)
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