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Die Folgen einer Hirnverletzung nachempfinden

Wie bindet man sich die Schuhe mit einer halbseitigen Lähmung? Und wie fühlt es sich an, wenn nicht das aus dem Mund kommt, was man eigentlich sagen möchte? Antworten auf solche Fragen suchten Teilnehmende des Parcours «Selbsterfahrung Hirnverletzung» anlässlich des Welttags der Ergotherapie und des Welt-Schlaganfalltags am Departement Gesundheit.

Der Arm fühlt sich schwer und steif an und sackt immer wieder nach unten. Damit nach einem Schuhbändel zu greifen, erweist sich als unmöglich. Nur mit der Hilfe der «gesunden» Hand gelingt es der jungen Frau schliesslich, ihren Schuh doch noch zu binden. Ihrer Sitznachbarin geht es nicht besser. Sie versucht, sich einhändig ein Hemd überzustreifen. «Mühsam», «anstrengend», «ermüdend» oder gar «frustrierend» kommentieren sie ihre Anstrengungen. Doch was für die beiden Teilnehmerinnen nur Spiel ist, war für Andi nach seiner Hirnverletzung Realität. Er litt unter einer halbseitigen Lähmung, die Alltägliches wie sich anzukleiden oder einen Kaffee aus einem Automaten herauszulassen zur Geduldsprobe werden liess.

Von Studierenden und Betroffenen entwickelt

Aber nicht nur Andi kennt solche Herausforderungen: Rund 130'000 Menschen leben in der Schweiz mit einer Hirnverletzung, verursacht durch Hirnschlag, Hirntumor oder Schädel-Hirn-Trauma. Um Nicht-Betroffenen die Auswirkungen einer solchen Verletzung etwas näher zu bringen, entwickelten Studentinnen des Bachelorstudiengangs Ergotherapie 2016 gemeinsam mit Betroffenen einen Selbsterfahrungsparcours. Unterdessen wurde der Parcours unter der Ägide von FRAGILE Suisse weiterentwickelt. Gleich geblieben ist jedoch der Fokus auf Folgen der Hirnverletzung, die man den Betroffenen nicht ansieht. So etwa Lähmungen, Sprachstörungen, Reizüberflutung oder Gesichtsfeldverlust. Denn diese führen bei Mitmenschen oft zu Unverständnis oder Missverständnissen.

Parcours zum Welttag

Diesen unsichtbaren Folgen der Hirnverletzung waren auch die vier Posten gewidmet, welche das Institut für Ergotherapie gemeinsam mit FRAGILE Suisse anlässlich des Welt-Schlaganfalltags und des Welttags der Ergotherapie am Departement Gesundheit durchführten. Rund 80 Personen nahmen am 29. Oktober daran teil und liessen sich jeweils von einem Betroffenen sowie ein bis zwei Ergotherapiestudentinnen durch die Posten führen. Neben der Selbsterfahrung – etwa mithilfe der schweren «Armstrümpfe» – ging es auch darum, Strategien kennenzulernen, die die Betroffenen anwenden können. Solche Strategien zu entwickeln und mit den Betroffenen auf ihre Alltagstauglichkeit zu prüfen, ist eine Aufgabe von Ergotherapeutinnen und -therapeuten. Und so rät die Studentin beim Posten «Halbseitenlähmung» etwa zum Schluss, das Hemd zugeknöpft auf die Beine zu legen und wie einen Pullover überzustreifen, anstatt mit den Knöpfen zu hantieren.