Förderpreis für Bachelorarbeit «Hilfe, ich kann nicht schlafen»
Ende Juni verlieh der ErgotherapeutInnen-Verband Schweiz (EVS) den ZHAW-Studentinnen Aline Stalder und Alisha Whiting den Preis für die beste Bachelorarbeit 2020. In ihrer Arbeit zeigen die beiden auf, welche Interventionen Ergotherapeutinnen und -therapeuten bei der Behandlung von Erwachsenen mit Ein- und Durchschlafstörungen einsetzen können.
Volkskrankheit mit hohen Kosten
Ein Viertel aller Schweizerinnen und Schweizer leidet gemäss Bundesamt für Statistik unter Schlafstörungen. Die Auswirkungen sind für die Betroffenen körperlich und psychisch sehr belastend. Zudem verursachen Schlafstörungen hohe Kosten. Dies einerseits infolge medizinischer und psychologischer Behandlungen. Andererseits fallen jährlich rund fünf bis acht Millionen Franken indirekte Kosten an, weil Arbeitnehmende aufgrund von Schlafmangel in ihrer Leistungsfähigkeit eingeschränkt sind oder ausfallen.
Bisher behandeln insbesondere Fachpersonen aus der Medizin, Psychologie und Psychotherapie Menschen mit Schlafstörungen. Da die Nachfrage steigt, sollten – so Aline Stalder und Alisha Whiting – jedoch auch andere Gesundheitsfachpersonen Interventionen anbieten. Mit ihrem umfassenden Therapieansatz, der alle Lebensbereiche und das Umfeld der Klientinnen und Klienten einschliesst, seien Ergotherapeutinnen und -therapeuten dafür besonders gut geeignet, schreiben die beiden Studentinnen in ihrer Bachelorarbeit. Doch trotz des Bedarfs bieten bisher nur wenige Ergotherapeutinnen und -therapeuten Behandlungen zum Thema Schlaf und Erholung an.
Konkrete Methoden für die Praxis
Deshalb entschieden sich Stalder und Whiting, in ihrer Bachelorarbeit wirksame, nicht-medikamentöse Interventionen zur Behandlung von Ein- und Durchschlafstörungen bei Erwachsenen zu identifizieren. Dazu evaluierten sie sechs Hauptstudien. Zudem ordneten sie die Interventionen in das ergotherapeutische «Canadian Model of Performance and Engagement (CMOP-E)» ein und formulierten Empfehlungen für die Praxis. Dazu sagt Sandra Schneider vom Vorstand des ErgotherapeutInnen-Verband Schweiz (EVS): «Als Ergotherapeutin kann ich nach der Lektüre dieser Arbeit konkrete Methoden wie das Problemlösetraining, die kognitive Verhaltenstherapie für Insomnien, Imaginationstechniken, die Schlafrestriktion oder die Stimulus-Kontroll-Technik direkt in meine Behandlungen einbauen». Der Praxisbezug war für sie und ihre Kollegin Andrea Petrig vom EVS-Vorstand ein wichtiges Argument für die Prämierung der Arbeit. Darüber hinaus überzeugten sie der Aktualitätsbezug und das Potenzial des Themas für die Ergotherapie.
Lob für alle Bachelorabeiten – via Zoom
Eigentlich hätte am Freitag, 26. Juni 2020, am Departement Gesundheit der Tag der Bachelorarbeiten mit rund 400 Absolventinnen und Absolventen stattfinden sollen. Jedoch musste der Anlass aufgrund der Covid-19-Sicherheitsmassnahmen an der ZHAW abgesagt werden. Umso mehr freuten sich alle Beteiligten, dass der EVS bereit war, seinen mit tausend Franken dotierten Förderpreis dennoch an diesem Tag zu verleihen. Dies zwar nicht physisch vor Ort, dafür digital über Zoom. So waren Mitarbeitende und Studierende des Instituts für Ergotherapie eingeladen, die Feier mitzuverfolgen. Neben Sandra Schneider und der Modulverantwortlichen Daniela Senn sprach dabei auch die betreuende Dozentin, Kim Roos. Sie betonte unter anderem die Leidenschaft der Studentinnen, die durchgängig spürbar gewesen war und der Bachelorarbeit zum besonderen Erfolg verholfen hatte. Auch dass sie sich im Prozess auf Schlaufen und «Ausweitungen» eingelassen hatten, um danach fokussiert zum Ziel zu kommen, hob sie positiv hervor.
Zum Abschluss richtete sich Daniela Senn an alle anwesenden Studierenden. Sie wies darauf hin, dass das Niveau vieler Bachelorarbeiten dieses Jahr sehr hoch war. Entsprechend sei die ZHAW-interne, anonymisierte Vorauswahl, welche der Prämierung durch den EVS vorausgegangen war, nicht einfach gewesen. In diesem Sinne gratulierte sie allen Absolventinnen und Absolventen ganz herzlich zu ihrem Abschluss und wünschte ihnen alles Gute für ihre Zukunft.