2020 WHO Year of the Nurse and the Midwife
Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat 2020 zum Internationalen Jahr der Pflegefachpersonen und Hebammen erklärt. Sie ruft damit Regierungen auf, Hebammen und Pflegefachpersonen zu fördern und ihr Potenzial besser zu nutzen. Auch in der Schweiz.
Pflegefachpersonen und Hebammen nehmen Schlüsselrollen in der Gesundheitsversorgung ein
Pflegefachpersonen und Hebammen leisten einen fundamentalen Teil der Gesundheitsversorgung. Sie machen weltweit die Hälfte der Gesundheitsfachpersonen aus. In vielen Ländern sind sie oft die einzig erreichbaren Fachpersonen und übernehmen damit in der medizinischen Grundversorgung eine tragende Funktion.
Die WHO nimmt den 200. Geburtstag von Florence Nightingale, der Pionierin der modernen Krankenpflege, als Anlass für ein internationales Jahr für Pflegefachpersonen und Hebammen. Dies zur Anerkennung, Förderung und besseren Nutzung ihrer Potentiale für die Gesundheitsversorgung.
Pflegefachpersonen und Hebammen erhöhen Qualität und senken Kosten
Pflegefachpersonen und Hebammen tragen wesentlich dazu bei, unnötige und kostspielige Interventionen zu reduzieren sowie die Versorgungsqualität und Patientensicherheit zu erhöhen.
Um dies zu gewährleisten ist es notwendig, dass ausreichend Pflegefachpersonen und Hebammen ausgebildet werden und ihr Potential in der direkten auch genutzt wird. Sowohl in der direkten Patientenversorgung wie auch in Führungspositionen.
Fachkräftemangel weltweit und Handlungsbedarf in der Schweiz
Die WHO geht davon aus, dass bis 2030 weltweit ein Mangel an 9 Millionen Pflegefachpersonen und Hebammen herrschen wird. Auch in der Schweiz wird ein steigender Fachkräftemangel prognostiziert und die Politik ist gefordert, eine professionelle Versorgung in Zukunft zu gewährleisten.
Dabei wird die Alterung der Gesellschaft den Bedarf an Pflegeleistungen drastisch erhöhen. Aber auch am Lebensanfang besteht Handlungsbedarf für eine 1:1 Betreuung während der Geburt und für eine interventionsarme, hebammengeleitete Geburt, wie es sich viele Frauen und Paare wünschen.
Neue interprofessionelle Modelle - Hebammen und Pflegefachpersonen in Führungspositionen
Es braucht interprofessionelle Versorgungsmodelle, in denen alle Beteiligten in eigener fachlicher Verantwortung tätig sein können. Diese Kompetenzerweiterung erhöht die Attraktivität des Tätigkeitsfeldes, steigert die Verweildauer im Beruf und hilft Kosten zu sparen.
Gleichzeitig braucht es mehr Hebammen und Pflegefachpersonen in Führungspositionen, damit sie in Politik und Verwaltung an den Entscheidungsprozessen für die Gesundheitsversorgung der Zukunft Einfluss nehmen können.
«Die Politik muss mutiger sein»
Das WHO-Jahr der Pflegenden und Hebammen sei eine ausgezeichnete Gelegenheit, um das öffentliche Bewusstsein für die Berufe zu fördern, sagen Beatrice Friedli und Katharina Fierz. Die Leiterinnen der Institute für Hebammen und Pflege der ZHAW Gesundheit hoffen, dass die WHO-Initiative in der Schweiz zu einer höheren Bereitschaft führt, mit neuen Versorgungsmodellen das Potenzial der beiden Berufe besser auszuschöpfen.
Interview mit Beatrice Friedli und Katharina Fierz
Facts und Figures
- Gemäss WHO braucht es global 18 Millionen mehr Gesundheitsfachpersonen, um bis 2030 eine umfassende Gesundheitsversorgung zu erreichen und aufrechtzuerhalten.
- Etwa die Hälfte dieses Defizits - 9 Millionen Gesundheitsfachpersonen - sind Pflegefachpersonen und Hebammen.
- Auch in der Schweiz besteht ein Fachkräftemangel. Das Schweizerische Gesundheitsobservatorium (Obsan) hat erfasst, dass bis 2030 zusätzlich 65'000 Gesundheitsfachpersonen benötigt werden.
- Weltweit sind 70% der Beschäftigten im Gesundheits- und Sozialwesen Frauen. Pflegefachpersonen und Hebammen machen einen grossen Teil davon aus.
Veranstaltungen
Im Rahmen des WHO Year of the Nurse and the Midwife finden an der ZHAW verschiedenen Veranstaltungen statt.
25. Februar: After Work Lecture «Strengthening Nurses and Midwives»
Frances McConville, WHO-Adviser, Department for Newborn, Child and Adolescent Health, eröffnete an der ZHAW das WHO-Year. Sie rief zum weltweiten Handeln auf: Denn für sie ist 2020 eine einmalige und seit Florence Nightingale die grösste Chance, das Potential der beiden Berufsgruppen zu stärken und mit politischem Willen sowie ökonomischer Unterstützung zur vollen Entfaltung zu verhelfen. Ihr Aufruf richtet sich nicht nur an Politiker und Institutionen, sondern auch an die Gesundheitsfachpersonen.
Rückblick auf die Veranstaltung und die Präsentation
5. Mai: Internationaler Tag der Hebammen
Hebammen machen weltweit auf ihre Berufsgruppe aufmerksam. Am Departement Gesundheit organisieren Studierende im 6. Semester des Bachelorstudiengangs Hebamme Aktivitäten zu diesem Anlass.
- Film «Wie stellen Sie sich eine Geburt ohne Hebammen vor?»
Die Studentinnen hatten ein grosses Fest für den Internationalen Hebammentag geplant. Das war mit dem Lockdown nicht mehr möglich. Sie hatten jedoch bereits zuvor Frauen und Männer auf der Strasse gefragt, wie sie sich eine Geburt ohne Hebammen vorstellten: Sie waren sich einig, ohne Hebammen ginge es nicht - und sie bedankten sich für alles, was Hebammen den Frauen, Männern und Kindern zu Gute tun.
- Comic «Wonder Midwife»
Die Studentinnen produzierten zudem einen Comic über einen Tag im Leben einer ganz normalen Hebamme - prall voller Verantwortung, Einfühlungsvermögen und Unterstützung in den unterschiedlichen Situationen von Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und Stillzeit. Die «Wonder Midwife» im Einsatz - blättern Sie ihren totalen Aktionsradius im untenstehenden Link durch - bis hin zum politischen Statement der zukünftigen Hebammen zum Schluss.
- Interview mit Dr. phil. Elisabeth Kurth, Hebamme und Geschäftsführerin «familystart» beider Basel
Dieses Interview in der Reihe «Drei Fragen an ...» im Blog der Hauptbibliothek der Universität Zürich ist zum Zeichen der Dankbarkeit und Anerkennung für die Leistung der Pflegenden am 5. Mai publiziert worden.
(Ursula Reis, Fachreferentin Hauptbibliothek Universität Zürich)
12. Mai: Internationaler Tag der Pflege und 200. Geburtstag von Florence Nightingale
Pflegende auf der ganzen Welt führen Veranstaltungen zu diesem Anlass durch. Am Departement Gesundheit organisieren Studierende im letzten Semester des Bachelorstudiengangs Pflege Aktivitäten zu diesem Anlass.
Weitere Informationen
- Schweizer Berufsverband der Pflegefachfrauen und Pflegefachmänner SBK
- Schweizerischer Hebammenverband SHV
- Kampagnenwebseite der WHO
- Kampagnenwebseite International Council of Nurses ICN
- Kampagnenwebseite International Confederation of Midwives ICM
- WHO Jahr der Pflegefachpersonen und Hebammen an der Berner Fachhochschule BFH
- Öffentliche Vortragsreihe Kantonsspital Aarau «Zeitreise der nationalen Entwicklung in der Pflege». Online Videothek