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Gesundheit

360 Grad Winterthur Symposium: Mehr Interprofessionalität für eine bessere Gesundheitsversorgung

Vier Keynotes, zahlreiche Kurzreferate und unzählige Gespräche: Das 360° Winterthur Symposium des Instituts für Public Health der ZHAW brachte Gesundheitsfachleute aus dem In- und Ausland zusammen, um über interprofessionelle Ansätze in der Gesundheitsversorgung zu diskutieren. Ein Highlight war das Referat von Jim Campbell, Direktor Health Workforce, WHO.

Kriege, der Klimawandel, Migration und eine immer älter werdende Bevölkerung – Die globalen Herausforderungen unserer Zeit belasten auch die Gesundheitsversorgung zunehmend. Damit die Patientensicherheit weiterhin gewährleistet und die Qualität der Versorgung nachhaltig verbessert werden kann, wird die interprofessionelle Zusammenarbeit im Gesundheits- und Sozialwesen immer wichtiger. Wie aber kann diese Interprofessionalität gefördert und gestärkt werden? Welche strukturellen, bildungs- und praxisorientierten Ansätze sind nötig, um die verschiedenen Gesundheitsberufe besser miteinander zu vernetzen? Über diese und weitere Fragen diskutierten am Donnerstag und Freitag, 28./29. November 2024, rund 150 nationale und internationale Expert:innen aus den Bereichen Forschung, Praxis, Ausbildung und Politik am «360 Grad Winterthur Symposium» des Instituts Public Health der ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften. Der Name des Symposiums spiegelte dabei auch das Ziel der Veranstaltung. «Wir wollen einen ganzheitlichen Blick auf die Best-Practice-Modelle einer integrierten, kooperativen und personenzentrierten Gesundheitsversorgung werfen», sagte Marion Huber, Leiterin der Fachstelle Interprofessionelle Lehre und Praxis am Institut für Public Health, die den Anlass zusammen mit ihrem Team organisiert hatte.

Die Sicht der WHO und anderer Expert:innen

Einer der Höhepunkte des Symposiums war das Referat von Jim Campbell, Direktor Health Workforce der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Da er an einem Kongress in Manila weilte, konnte er nicht live vor Ort sein, liess sich aber per Video zuschalten. Campbell erläuterte in seiner Präsentation zum Thema «From data and evidence to education and practice: WHO perspectives», wie die WHO evidenzbasierte Ansätze nutzt, um Bildungsprogramme für Gesundheitsberufe weltweit zu optimieren. Er betonte, wie wichtig, eine kompetenzorientierte und interprofessionelle Bildung für Gesundheitsfachkräfte sowie für die Förderung der kollaborativen Praxis sei. Auch Mirjam Brassler, Arbeits- und Organisationspsychologin an der Universität Hamburg, hob die Relevanz der interdisziplinären Zusammenarbeit hervor. Sie sagte, dass es für die Teammitglieder nebst vielen Vorteilen aber auch «Challenges» gebe. So müsse beispielsweise die interdisziplinäre Kommunikation und die Konfliktlösung trainiert werden. Chantal Britt, Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Berner Fachhochschule BFH, stellte in ihrer Keynote den Bezug zur Praxis dar. Anhand von persönlichen Erfahrungen zeigte die Long-Covid-Betroffene auf, dass die Patient:innen ein bedeutender Teil des interdisziplinären Teams sein müssen. Im Anschluss erläuterten Cincia Zeltner und Joelle Troxler vom Bundesamt für Gesundheit BAG die Rolle des Bundes bei der Interprofessionalität und stellten das neue Förderprogramm «Effizienz in der medizinischen Grundversorgung» vor.

Breiter Themenmix bei den Praxisprojekten

Zwischen den Keynotes fanden an beiden Tagen zahlreiche Kurzreferate und Workshops teil. Dabei wurden innovative Ideen und Projekte aus der Praxis vorgestellt. Ein solches Projekt ist das interprofessionelle Peer Learning für Studierende der Ergo- und der Physiotherapie Neurologie während des Studiums am Universitätsspital Zürich. «Es ist wichtig, dass beide Professionen die Herangehensweisen und Kompetenzen der anderen kennen und voneinander lernen», sagte Eva Krenn, eine der beiden Projektverantwortlichen. Weitere Beispiele derartiger Best-Practice-Modelle waren das Soziale Rezept in der Hausarztpraxis, der Aufbau eines Reallabors für Interprofessionalität an der Fachhochschule Münster, das Lehr- und Lernkonzept «Ethik für alle» der ZHAW, die interprofessionelle Immersion von der Medizinischen Fakultät Zürich und dem Departement Gesundheit der ZHAW oder die Interprofessionelle Ausbildungsstation an den Salzburger Landeskliniken, bei der Medizin- und Pharmaziestudierende sowie Auszubildende der Pflege mit-, von- und übereinander lernen.
Den Symposium-Teilnehmenden gefiel, was sie hörten und sahen. «Der ganze Anlass war eine grosse Bereicherung», sagte eine Teilnehmerin und eine andere meinte, dass ihr der Austausch mit den verschiedenen Gesundheitsfachpersonen aus Forschung und Praxis gut gefallen habe. Eine dritte Teilnehmerin ergänzte: «Es tut einfach immer gut, über den eigenen Tellerrand hinauszublicken.» Auch die Tagungsverantwortliche Marion Huber ist mit der Veranstaltung, die erstmals in diesem Rahmen durchgeführt wurde, zufrieden: «Es ist uns gelungen, eine Brücke zwischen Ausbildung, Praxis, Forschung und Politik zu schlagen, um Prävention, Gesundheits- und Sozialversorgung zu stärken.»