Hinter den Kulissen: Christian Ingold
Christian Ingold hat als Sekundarlehrer und Suchtexperte gearbeitet und sich dabei einen grossen praktischen Erfahrungsschatz angeeignet. Diesen gibt er nun als Dozent an die Studierenden des BSc Gesundheitsförderung und Prävention weiter. Eine Arbeit, die ihm Freude bereitet – vor allem, wenn er erlebt, wie die Studierenden das vermittelte Wissen praktisch anwenden.
Zur Person
Seit April 2022 gibt Christian Ingold als Dozent sein Wissen und seine Praxiserfahrung an die Studierenden des BSc Gesundheitsförderung und Prävention weiter. Davor hat er die Präventionsstelle am Zentrum für Spielsucht und andere Verhaltenssüchte RADIX geleitet. «Dabei habe ich mich intensiv mit den Themen Spielsucht und Online-Verhaltenssüchten wie Gaming, Social Media, Kaufsucht und Pornografie beschäftigt», sagt Ingold, der an Projekten und nationalen Programmen wie «Safer Gambling», «Herzsprung» oder «Purzelbaum» beteiligt war. Ein spannender Bereich, doch er schätze es nun auch, dass er an der ZHAW thematisch breiter arbeiten könne. Als Suchtexperte hat Ingold in seiner bisherigen Laufbahn zahlreiche Sensibilisierungskampagnen und Präventionsmassnahmen konzipiert, koordiniert und umgesetzt. Zuvor unterrichtete er als Klassenlehrer an einer Sekundarschule. «Das war eine intensive Zeit und hat mir viele Erfahrungen ermöglicht, von denen ich jetzt beim Unterrichten wieder profitiere», so Ingold. Es sei schön, das eigene Wissen und die Praxiserfahrung weiterzugeben. «Ich staune immer wieder, wie die Studierenden dieses Wissen geschickt adaptieren und anwenden. Das macht mir wirklich Freude und motiviert mich.» Als Ausgleich zur kopflastigen Arbeit geht Christian Ingold regelmässig im Wald Joggen. «Oft kommen mir dabei auch gute Ideen in den Sinn für die Module oder die vielen spannenden Kommunikationsprojekte der Studierenden.»
Was lernen die Studierenden bei dir für den Berufsalltag?
Das hängt stark von den Studierenden selbst ab. In den Kommunikationsmodulen bearbeiten sie parallel zu den Inputs von uns Dozierenden und externen Fachpersonen aus Fachstellen oder Werbeagenturen immer ein eigenes Projekt. Dieses setzen sie weitgehend selbst um, wobei wir sie im Prozess intensiv coachen. Die Studierenden können im Projekt Theorien, Techniken und Konzepte ausprobieren und sammeln entsprechend viele neue und wertvolle Erfahrungen.
Dank meiner Berufspraxis kann ich den Studierenden bei den meisten Hürden weiterhelfen. Dabei kommt mir die Erfahrung aus den Kampagnen, Kommunikationsmassnahmen und Produktentwicklungen zugute, an denen ich mitgearbeitet habe. Oft bringen die Studierenden aber auch eigene Erfahrungen und Wissen aus ihrer vorangehenden Berufspraxis in die Projekte ein. Dabei können auch wir Dozierende dazulernen. Dieser Austausch gefällt mir.
Für wen findest du die Gesundheitsförderung und Prävention wichtig?
Naja, eigentlich für alle. Wem ist schon ein gesundes und glückliches Leben nicht wichtig? Die Sache ist nur: Wenige sind bereit, dafür auch etwas zu investieren und auf kurzfristige Bequemlichkeit oder Genuss zu verzichten, um längerfristig zu profitieren. Natürlich liegt es oft aber nicht nur an der fehlenden Bereitschaft, sondern oft auch an mangelndem Wissen und konkreten Ansätzen, die individuell wirklich umsetzbar sind. Diese zu kommunizieren sehe ich als unsere Aufgabe – sie ist nicht ganz einfach, aber wir probieren es immer wieder von Neuem.
Wo siehst du allgemein Entwicklungspotential im Feld Gesundheitsförderung und Prävention?
Im Augenmass. Wir verfügen über ausreichend Wissen, gute Ideen und Erfahrungswerte, wir kennen auch die Zielgruppen immer besser – aber wir überfordern diese oftmals. Die kommunizierten Ratschläge sind zwar gut gemeint, aber manchmal einen Tick zu anspruchsvoll, um sie längerfristig umsetzen zu können. Wir wollen manchmal zu viel aufs Mal – oder wollen Verhaltensweisen radikal verändern, die den Menschen auch Halt und Orientierung geben. Ich finde: Wir sollten das Kind nicht mit dem Bad ausschütten. Wir dürfen zufrieden sein, wenn ein erster kleiner Schritt getan ist. Glückt dieser, kann darauf aufgebaut werden. Wenn dieser hingegen nicht klappt, weil er zu anspruchsvoll ist, haben wir schon fast verloren. Ich habe das Gefühl, mit Blick auf pragmatische und realisierbare Ansätze könnte sich die Gesundheitsförderung und Prävention noch verbessern.