Studierendendialog: Interprofessionelle Lehre (IP) in der Theorie und Praxis
Das Redaktionsteam trifft zwei Studierende des 6. Semesters, eine aus der Pflege, die andere aus der Physiotherapie in der Bibliothek, um uns mit ihnen über ihre Erfahrungen zur interprofessionellen Lehre in Theorie und Praxis auszutauschen.
In welchen Institutionen haben Sie Ihr Praktika gemacht?
Pflege: Ich habe insgesamt drei Praktika gemacht, eines in der Neurologie Abteilung, eines in der Inneren Medizin und eines in einer Psychiatrie.
Physio: Mein erstes Praktikum war auf der Orthopädie. Das zweite Praktikum in der Rehaklinik.
Wie haben Sie IP in der Theorie und Praxis wahrgenommen?
Pflege: Ich habe erwartet, dass wir in den IP-Modulen Fallbesprechungen machen würden. Aber erst im BA.XX.521 haben wir wirklich erfahren, was jede Profession in ihrem beruflichen Alltag macht und Fälle gemeinsam analysiert. Der Einstieg war daher eher negativ und der Zeitaufwand für die IP-Module durch das viele Koordinieren von Gruppenarbeiten mit unterschiedlichen Stundenplänen gross.
Physio: Dem stimme ich zu. Meine Erwartungen an den IP-Unterricht waren auch anders. Ich hatte mir vorgestellt, dass wir anhand von Fallbeispielen interprofessionell Lösungen suchen, praktisch arbeiten und besprechen, was jede Profession machen würde. Aber dann waren es eher Arbeiten und Interviews.
Pflege: Hingegen die Kommunikationsmodule und die Blockwochen im 5. Semester waren sinnvoll. Wir lernten wie Feedback gegeben werden soll und konnten unser Wissen in diesem Bereich ausbauen. Dies in der Praxis anzuwenden war jedoch schwer.
Physio: Genau, als Praktikant:in hat man nur bedingt Mitspracherecht und Änderungen anzustossen ist schwierig. Trotzdem wurde bei meinen Praktikumsorten IP bereits sehr gut gelebt. Dort kommen vor Visiten alle Professionen zur Sprache, es gibt wöchentliche interprofessionelle Rapporte und die Kommunikation zwischen der Pflege und den Physiotherapeut:innen ist gewährleistet.
Pflege: Stimmt, das habe ich in meinem ersten Praktikum auch so erlebt. Bei einem anderen Praktikum gab es zwar IP-Rapporte, jedoch hielt jede Profession die eigenen Ziele trotzdem für am wichtigsten, was manchmal zu Schwierigkeiten geführt hat. In einem Praktikum sah man den Sinn der Interprofessionellen Zusammenarbeit nicht. Daher fehlte dieser Aspekt schon bei der Einführung.
Wo gäbe es in der Lehre Verbesserungspotenzial?
Pflege: Ganz allgemein würde ich sagen, dass die Gruppenarbeit in den ersten Semestern eher zu Konflikten und Unstimmigkeiten unter den einzelnen Professionen geführt haben. Alle haben andere Prioritäten, Stundenpläne und Workloads. Daher würde ich die wissenschaftlichen Module klar von den interprofessionellen Modulen trennen.
Physio: Das fände ich eine gute Idee. Dafür in den späteren Semestern in die Zusammenarbeit investieren und Fallbeispiele gemeinsam besprechen, vielleicht auch aufs Praktikum bezogen oder mit Erfahrungen davon. Dafür Blockwochen einzuplanen, sehe ich als gewinnbringend.
Pflege: Genau, der Fokus in den ersten Semestern könnte somit darauf gerichtet werden, das Interesse der Studierenden für IP zu wecken, die anderen Professionen kennenzulernen und zu verstehen, warum Professionen in gewissen Situationen so reagieren wie sie es tun. Nur so können wir effektiv als Team arbeiten und die bestmögliche Versorgung für unsere Patienten sicherstellen.
Danke Ihnen beiden für das Interview!