Integrierte Versorgung: Ein Weg für alle!
Wie lässt sich die Versorgung geriatrischer Patient:innen patientenzentriert und interdisziplinär gestalten? Diese Frage stand im Mittelpunkt des vierten Symposiums Geriatrie. Rund 80 Teilnehmende aus den Bereichen Physiotherapie, Ergotherapie und Pflege diskutierten gemeinsam mit Expert:innen, wie Modelle der integrierten Versorgung aktuell umgesetzt werden und welche Visionen für die Zukunft bestehen.
Neue ambulante Modelle: ein Blick in die Zukunft
Sophie Karoline Brandt, Forscherin im Projekt Health2040 an der Universität Luzern, eröffnete das Symposium mit einem Einblick in mögliche ambulante Versorgungsmodelle. In einer umfassenden Befragung unter der Bevölkerung und Health Professionals zeigte sich ein klarer Trend:
- Health Professionals wünschen sich mehr Verantwortung in Form des Erstkontakt und in der Entwicklung und Umsetzung von Behandlungsplänen.
- Interprofessionelle Zusammenarbeit und geteilte Verantwortung sind von zentraler Bedeutung.
- Gesundheitszentren und Netzwerke sollen die hausärztlich-zentrierte Versorgung ergänzen.
Diese Ansätze könnten die Attraktivität und Wirksamkeit ambulanter Versorgungsmodelle langfristig stärken.
Von koordinierter zu integrierter Versorgung: Die nächsten Schritte
Carolin Bavaud (Physioswiss) und Claudia Roesle (EVS) beleuchteten die Entwicklung der Begriffe „koordinierte“ und „integrierte Versorgung“. Während koordinierte Versorgung auf Vernetzung abzielt, stellt integrierte Versorgung die Patient:innen in den Mittelpunkt. Dies ist besonders vor dem Hintergrund des demografischen Wandels ein notwendiger Entwicklungsschritt. Die Referentinnen betonten jedoch auch die aktuellen Herausforderungen: fehlende Versorgungsaufträge, komplexe Zusammenarbeit, Fachkräftemangel sowie unzureichende Finanzierungslösungen. Dennoch bietet die integrierte Versorgung grosse Chancen: klare Aufgabenteilung, hohe Arbeitszufriedenheit und eine langfristige Selbstständigkeit der Patient:innen.
Erfolgreiche Netzwerke als Vorbilder
Nicola Greco stellte das Cancer Move Continuum Schweiz (CMCS) vor, ein wegweisendes Projekt für Krebspatient:innen, das mit einer klaren Vision gestartet ist: die Versorgungslücke zwischen stationärer und ambulanter Behandlung zu schliessen. Ziel des Projekts ist es, Betroffenen nach der stationären Versorgung eine nahtlose Anschlusslösung für Bewegungstherapie und Training zu bieten, um ihre Genesung langfristig zu fördern. Dank der finanziellen Projektförderung durch Gesundheitsförderung Schweiz wird ein interprofessionelles Netzwerk von qualifizierten Leistungserbringern aufgebaut. Dabei bindet das Netzwerk Partnerinstitutionen wie Spitäler, Zuweisende und Physiotherapiepraxen in der Peripherie mit ein. Im Mittelpunkt steht stets die betroffene Person, die von einem strukturierten und vernetzten Angebot profitiert.
Innovative Technologien im Einsatz
Die Professorinnen Eveline Graf und Martina Spiess zeigten, wie durch nutzerzentriertes Design neue Technologien in der geriatrischen Versorgung entstehen. Von der Idee bis zur Anwendung durch Patient:innen und Therapeut:innen ist der iterative Entwicklungsprozess entscheidend, um klinisch relevante Lösungen zu schaffen.
Gelebte Praxis und Zukunftsvisionen
In Parallelveranstaltungen wurden praktische Beispiele für integrierte Versorgung vorgestellt, darunter das Kompetenzzentrum Zürich Unterland und das Fragility Fracture Network Switzerland. Im Technowalk präsentierten Industriepartner technologische Innovationen, die geriatrische Versorgung bereichern können. Zum Abschluss wagten die Teilnehmenden der Podiumsdiskussion einen Blick in die Zukunft. Einig waren sich alle: Die integrierte Versorgung muss Patient:innen ins Zentrum stellen und die interdisziplinäre Zusammenarbeit fördern.
Das Symposium zeigte eindrucksvoll, wie wichtig es ist, neue Wege zu gehen, um den Herausforderungen der Gesundheitsversorgung im Alter zu begegnen – und dabei alle Akteur:innen einzubinden.