Eingabe löschen

Kopfbereich

Hauptnavigation

Gesundheit

«Ich würde es wieder tun»

Für Health Professionals lohnt es sich gleich mehrfach, einen Master of Science in Angriff zu nehmen. Das finden jedenfalls Absolvent:innen, aber auch Dozierende am ZHAW Departement Gesundheit, wo Masterstudiengänge in Ergotherapie, Pflege, Physiotherapie und für Hebammen angeboten werden.

Masterstudierende in Ergotherapie bei einer Gruppenarbeit
Masterstudierende setzen sich vertieft mit Fragen aus ihrem Beruf auseinander. © Judith Stadler & André Uster

«Wieso beginnst du jetzt noch ein Masterstudium?» Katja von Schulthess’ Entscheidung stiess bei Kolleginnen nicht nur auf Verständnis. Die 30-Jährige hat den Master of Science (MSc) Hebamme an der ZHAW absolviert. «Ich hatte das Bedürfnis nach einer Horizonterweiterung und neuen Herausforderungen», begründet sie ihre Entscheidung. Ein spezifisches berufliches Ziel verband sie nicht damit, auch wenn ihr natürlich bewusst war, dass der MSc den Weg zu Positionen wie Hebammenexpertin, Dozentin, Forscherin oder zu einem Doktorat ebnen kann. «Ich hatte ganz einfach Lust, mich intensiver mit neuem Wissen und Methoden auseinanderzusetzen.» Das habe sich tatsächlich gelohnt: «Durch das zusätzliche Wissen und die Übung im kritischen, differenzierten Denken kann ich heute anders mit Kolleg:innen und Ärzt:innen diskutieren. Und es hat auch meinen Blick für die Zusammenhänge in der schweizerischen Gesundheitsversorgung geschärft.»

Fragen aus der Praxis aufgreifen

Katja von Schulthess arbeitet als Hebamme und stellvertretende Leiterin des Gebärsaals im Spital Bülach. Sie konnte im Studium Fragen aufgreifen, die sich aus der Praxis heraus ergeben haben. Ein Beispiel ist das Thema ihrer Masterarbeit, für die sie eine Auszeichnung erhielt: Sie schrieb über die Selbstbestimmung in geburtshilflichen Akutsituationen bei Erstgebärenden.

Sehr geschätzt hat die Hebamme ausserdem den Kontakt zu den Mitstudierenden und den Dozent:innen. Sie konnte ein breites Netzwerk aufbauen, denn ein Teil des MSc-Studiengangs findet interprofessionell mit der Pflege und Physiotherapie statt.

«Durch das zusätzliche Wissen und die Übung im kritischen, differenzierten Denken kann ich heute anders mit Kolleg:innen und Ärzt:innen diskutieren. Und es hat auch meinen Blick für die Zusammenhänge in der schweizerischen Gesundheitsversorgung geschärft.»

Katja von Schulthess, Hebamme MSc

Karriereschritt und Berufsidentität

«Ein Masterabschluss kann das berufliche Weiterkommen beflügeln», sagt Claudia Galli, Studiengangleiterin des MSc Ergotherapie an der ZHAW. «Über 70 Prozent der Absolvent:innen gelingt nach dem Masterstudiengang ein Karriereschritt.» Ebenso bedeutsam findet sie, dass ein MSc-Studium die Berufsidentität fördere: «Die Studierenden befassen sich nochmals intensiv und aus einem wissenschaftlichen Blickwinkel mit den Grundlagen ihres Berufs. Sie können argumentativ besser vertreten, was sie tun, etwa gegenüber den Angehörigen oder dem ärztlichen Personal.»

Für Advanced-Practice-Rollen, die sich besonders in der Pflege etabliert haben, ist ein MSc-Abschluss zudem eine Voraussetzung. Auch in den anderen Berufen ergeben sich neue Rollen: Physiotherapeut:innen mit MSc-Abschluss etwa können die primären Ansprechpersonen für Klient:innen mit muskuloskelettalen Beschwerden sein. «Ein anderes mir bekanntes Beispiel ist eine Ergotherapeutin, die am Aufbau und der Weiterentwicklung eines Konzepts zur intensiven Frühförderung für Kinder mit einer Autismus-Spektrum-Störung beteiligt war. Sie ist verantwortlich für ein transdisziplinäres Team, welches nicht nur Therapien durchführt, sondern auch die Eltern unterstützt und die Integration der Kinder in die Spielgruppe oder den Kindergarten fördert», sagt Claudia Galli weiter.

Der beste Moment

Wann aber ist ein guter Zeitpunkt für das MSc-Studium? Direkt nach dem Bachelorabschluss oder nach ein paar Jahren Berufserfahrung? «Das lässt sich nicht pauschal beantworten. Direkt nach dem Bachelorabschluss sind die Teilnehmenden noch im «Studierendenmodus» und vertraut mit ihren eigenen Lernstrategien – die Rolle als Lernende fällt ihnen häufig leicht. Dafür können Studierende mit mehr Berufserfahrung das Gelernte vermehrt mit eigenen Erfahrungen verbinden. Bei uns bringen die meisten zwischen zwei und fünf Jahren Berufserfahrung mit», sagt Claudia Galli.

«Das Masterstudium war für mich ein Türöffner in die Forschung, ohne den ich heute nicht an dem Punkt stehen würde, an dem ich bin.»

Iris Kramer Absolventin MSc Pflege, Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Forschung & Entwicklung, ZHAW Institut für Pflege

Intensive Zeit

Katja von Schulthess hat ihr MSc-Studium im Teilzeitmodell absolviert. Neben dem Studium arbeitete sie zu 70 Prozent. «Für mich war dieses Pensum machbar, selbst wenn es zwischendurch intensiv war. Ich hatte auch das Glück, dass bei der Dienstplanung Rücksicht auf die ZHAW-Tage genommen wurde. Und ich erhielt vom Arbeitgeber einen kleinen Anteil der Studiumstage als Arbeitstage», sagt Katja von Schulthess. «Man muss bereit sein, viel Freizeit fürs Studium zu investieren. Ich würde es aber auf alle Fälle wieder tun!»

Gesundheitssystem weiterentwickeln

«Masterstudierende erhalten die Gelegenheit, sich nochmals vertieft mit dem Fachwissen in ihrem Beruf auseinanderzusetzen und ihre Berufspraxis zu reflektieren», unterstreicht auch Andreas Gerber-Grote, der Direktor des Departements Gesundheit an der ZHAW. Absolvent:innen könnten an der Weiterentwicklung des Gesundheitswesens mitwirken, zum Beispiel auf einer Station, in einer Rehaklinik oder einem ambulanten Zentrum.  

«Es geht nicht darum, die Masterabsolvent:innen alle vom Bett des Patienten oder von den Klientinnen wegzubringen. Unsere Master sind alle so aufgebaut, dass die Studierenden weiterhin in der Praxis arbeiten können.» Viele Masterabsolvent:innen haben aber neben der direkten Arbeit mit Patient:innen und Klient:innen noch weitere Aufgaben, die sie dank des Masterstudiums übernehmen können. Sie arbeiten zum Beispiel an der Entwicklung von Leitlinien mit, haben eine Expert:innen-Funktion oder sind dafür zuständig, das Team über neue wissenschaftliche Erkenntnisse auf dem Laufenden zu halten. So können sie ihren beruflichen Alltag um eine Facette erweitern.

«Im MSc-Studium mit Schwerpunkt Muskuloskelettal kann ich meine praktischen Fertigkeiten ausbauen und erhalte einen vertieften Einblick in die Forschung. Beruflich haben sich mir neue Möglichkeiten eröffnet und konnte ich die Leitung einer Fachgruppe übernehmen. Dank dem Master habe ich ein erweitertes Rollenverständnis von Physiotherapeut:innen gewonnen und fühle mich so für meine berufliche Zukunft bestens gerüstet.»

Ramon Gubser, Student MSc in Physiotherapie Schwerpunkt Muskuloskelettal

Nachwuchs ausbilden

Das Gesundheitssystem steht vor grossen Herausforderungen. Einerseits werden die Menschen immer älter und leiden somit häufiger an mehreren Krankheiten gleichzeitig. Anderseits spitzt sich der Fachkräftemangel von Jahr zu Jahr zu. «Health Professionals mit Masterabschluss sind gerade in einer solchen Notlage wichtig, da sie zu neuen Lösungen beitragen können», sagt Andreas Gerber-Grote.

Nicht nur für das Gesundheitssystem insgesamt, sondern auch an den Fachhochulen braucht es Masterabsolvent:innen. Sie bilden in der Lehre den Nachwuchs aus und betreiben eigene Forschung. «Sehr gute Hochschulen haben auch immer eine sehr gute Forschung. In den Berufen Ergotherapie, Physiotherapie, Pflege und Hebammen bestehen noch viele Fragen, auf die wir keine Antworten haben. Es ist wichtig, dass auch jene diese Fragen erforschen, die in diesen Berufen verankert sind.»

«Der international ausgerichtete European Master of Occupational Therapy ist eine optimale Grundlage, um Wege für verschiedene Karrieren zu öffnen. Ich habe viel über wissenschaftliches Vorgehen gelernt und konnte mich mit denjenigen vernetzen, die auch das gewisse Extra an Zusatzwissen suchten wie ich.» 

Irene Christen, CEO von cereneo / Neuro Recovery Group, Absolventin European Master of Occupational Therapy an der ZHAW