Häufige Fragen von Physiotherapeut:innen und Ergotherapeut:innen (FAQ) zu COPCA®
- Was sind die Ziele des COPCA® Programms?
1. Die Familie zu befähigen, damit sie ihr Kind im Rahmen von Alltagsaktivitäten autonom fördern und passende Entscheidungen in der Entwicklungsförderung fällen können.
2. Die Bewegungsentwicklung, aber auch die generelle Entwicklung des Kindes zu unterstützen, damit das Kind in seinem täglichen Leben optimal aktiv teilhaben kann. - Wie unterscheidet sich COPCA® von der traditionellen Säuglingsbehandlung?
COPCA® richtet sich an die ganze Familie und findet wenn immer möglich im alltäglichen Umfeld der Familien statt. Die Eltern sind als aktive und gleichwertige Partner in den Therapieprozess integriert. Sie führen mit dem Kind entwicklungsfördernde Aktivitäten im Rahmen von Alltagshandlungen durch und werden dabei von Therapeut:innen in der Rolle als COPCA® Coach begleitet und unterstützt. Die Kinder werden zu selbstproduziertem, explorierendem, variationsreichen, motorischen Verhalten und «Versuch und Irrtum»-Erfahrungen herausgefordert und dadurch in ihrem motorischen Lernen gefördert. Hands-On-Techniken werden nur bei Kindern mit sehr schweren Beeinträchtigungen minimal eingesetzt. Bei allen anderen Kindern wird auf diese Techniken verzichtet. - Wird COPCA® von den Kostenträgern bezahlt?
Ja, wenn Ärzt:innen Physiotherapie oder Ergotherapie verordnen, werden die COPCA® Behandlungen von den Kostenträgern (Krankenkassen oder der IV) bezahlt. Die Kostenträger sind leider nicht immer bereit den Zusatzaufwand für die Therapie zu Hause (Weg- / Zeitentschädigung) zu bezahlen. Wenn immer möglich sollten die Ärzt:innen Domizilbehandlung verordnen und diese sollte bei den Kostenträgern beantragt werden. - Warum Domizilbehandlung?
Wir wissen heute, dass motorisches Lernen aus der aktiven Exploration des Kindes mit seiner realen Umwelt resultiert und dass eine angereicherte Alltagsumgebung, einen optimalen Kontext für die Frühintervention darstellt. Weiter wissen wir, dass ein beachtlicher Teil der Säuglinge, die Frühintervention benötigen, eine sehr stressige Zeit hinter sich haben und dass sich Stress in dieser frühen Lebensphase negativ auf die Entwicklung auswirken kann. Die Behandlung zu Hause reduziert den Stress des Säuglings und der Eltern und leistet auch dadurch einen wichtigen Beitrag zur Entwicklungsunterstützung des Kindes und dem Wohlergehen der Familie. - Warum findet COPCA® im Rahmen von Alltagaktivitäten statt?
Die Wirksamkeit von entwicklungsfördernden Therapien hängt immer auch von der Häufigkeit der Durchführung ab. Wenn die Familienmitglieder die entwicklungsfördernden Prinzipien im Rahmen von Alltagaktivitäten umsetzen, erreichen sie dadurch auch eine hohe Dosis. - Kann man COPCA® auch in einer Praxis oder in einem Spital anbieten?
Die beiden Komponenten von COPCA®, familienzentrierte Praxis und Prinzipien des motorischen Lernens können grundsätzlich auch in einer Praxis oder einem Spital umgesetzt werden. Um die Familienmitglieder optimal zu befähigen, ihr Kind im Rahmen von Alltagsaktivitäten autonom zu fördern ist es aber notwendig, dass der COPCA® Coach mit dem häuslichen Umfeld der Familie vertraut ist. - Warum ist COPCA® nachhaltig?
Eltern die durch COPCA® gelernt haben ihr Kind im Rahmen von Alltagsaktivitäten autonom in seiner Entwicklung zu unterstützen, wenden diese entwicklungsfördernden Prinzipien auch nach Beendigung der Frühintervention weiter an. Damit wirkt sich COPCA® nachhaltig positiv auf die Entwicklung dieser Kinder aus. - Was ist die Rolle der Therapeut:innen im COPCA® Programm?
Im COPCA® Programm nennen wir die Therapeut:innen COPCA® Coaches. Damit ist auch Ihre Rolle definiert, sie sind da um die Familienmitglieder zu coachen. Coaching beinhaltet das Austauschen von Informationen zwischen den Familienmitgliedern und dem Coach. Weiter gehört zum Coaching: beobachten der Interaktion zwischen Familienmitgliedern und Kind, teilen dieser Beobachtungen, Fragen stellen, zuhören, Vorschläge einbringen, Situation reflektieren und Feedback geben. Als Expert:innen für Entwicklung führen die COPCA® Coaches auch regelmässige Entwicklungsbeurteilungen des Kindes durch. - Warum führen im COPCA® Programm nicht die Therapeut:innen die Therapie mit dem Kind durch?
Wenn Sie die Therapie mit dem Kind durchführen sind die Familienmitglieder in der Regel in der Rolle der Beobachter:innen. In dieser Rolle ist es viel schwieriger die entwicklungsfördernden Prinzipien zu erlernen und diese zu Hause umzusetzen, als wenn die Eltern in einer aktiven Rolle in Interaktion mit ihrem Kind sind. - Warum richtet sich COPCA® an die ganze Familie und nicht primär an das Kind?
Wir wissen heute, dass sich ein Kind am besten in einer unterstützenden Familie entwickelt, in der die Bedürfnisse aller Familienmitglieder berücksichtigt werden. Damit Sie als COPCA® Coach mithelfen können, die Entwicklung des Kindes optimal zu unterstützen ist es daher wichtig, dass Sie die Bedürfnisse, Wünsche und Ziele der Familienmitglieder kennen. - Was schätzen Eltern an COPCA® ?
Eine Studie unterersuchte die Erfahrungen von Schweizer Müttern, deren Kinder das COPCA® Programm erhielten. Es zeigte sich, dass die Mütter COPCA® sehr schätzten. Als besonders hilfreich erlebten sie, dass die Therapie im häuslichen Umfeld stattfand. Wertvoll für sie waren die Unterstützung, die sie vom Coach erhalten haben und dass sie als aktive Partner:innen, deren Bedürfnisse und Ziele berücksichtigt wurden, in den Therapieprozess einbezogen wurden. - Wie kann ich COPCA® Coach werden?
Das Institut für Physiotherapie der ZHAW bietet den Weiterbildungskurs COPCA® an. Dieser besteht aus 2 x 3 Kontakttagen verteilt über 8 Monate und zwei individuellen Coachings in den praktischen Umsetzungsphasen zwischen den Kontakttagen. Informationen zum Weiterbildungskurs finden Sie hier.