Interview mit Arjen van Duijn, Verantwortlicher Schwerpunkt Sport
Der Master of Science (MSc) in Physiotherapie mit dem Schwerpunkt Sport wird im zweijährigen Rhytmus und der Möglichkeit einer Registration beim IFSPT angeboten.
Verantwortlich für den Schwerpunkt Sport ist Arjen van Duijn, der seit 2006 als Dozent an der ZHAW arbeitet. Er unterrichtet sowohl auf BSc- und MSc-Stufe als auch in der Weiterbildung.
Warum engagierst du dich im Fachbereich Sport?
Seit über 15 Jahren bin ich auf Sportphysiotherapie spezialisiert und nach wie vor begeistert mich dieser Fachbereich. Besonders spannend finde ich, dass man Sportler:innen nach einer Verletzung über die gesamte Rehabilitationsphase bis zurück zur Sportfähigkeit oder sogar zum Wettkampf betreuen kann. Mir gefällt die Herausforderung, Patient:innen mit aktiven Interventionen zu unterstützen. Dabei kommen unglaublich viele verschiedene Aspekte der Therapie zum Tragen, beispielsweise das Erkennen einzelner Pathologien oder das Wissen um die Adaptionsmechanismen des Körpers. Zudem muss man auch über Know-how aus anderen Bereichen verfügen – etwa aus der Trainingslehre oder der Sportpsychologie. Man hat nie ausgelernt und es wird nie langweilig. In der Sportphysiotherapie geht es aber nicht vor allem um Spitzensportler:innen, sondern meistens um sportlich aktive Patient:innen, denn auch sie brauchen eine fundierte Betreuung und möchten professionell behandelt werden. Die Sportphysiotherapie wird in Zukunft immer wichtiger.
Warum wird ein klinischer Schwerpunkt Sport angeboten?
Die Nachfrage nach Therapeut:innen, die sowohl sportphysiotherapeutisches Wissen als auch Know-How in Forschungsmethoden mitbringen, nimmt zu. Durch neue wissenschaftliche Erkenntnisse hat sich die Sportphysiotherapie in den letzten Jahren professionalisiert. Die evidenzbasierten Trainingsmethoden sowie sportphysiotherapeutischen Ansätze gewinnen in der Praxis an Bedeutung, denn die Wichtigkeit von Training ist auch in anderen Fachgebieten wie der Geriatrie, der Schmerztherapie oder der Rheumatologie zunehmend gut dokumentiert. Hier braucht es Fachpersonen, welche die Prinzipien der Trainingslehre und die Kenntnisse aus der klassischen Physiotherapie vernetzen können. Es werden Physiotherapeut:innen benötigt, welche die neusten Forschungserkenntnisse in die Arbeit mit Betroffenen von chronischen Krankheiten transferieren, umgekehrt aber auch Themen aus der Sportphysiotherapie in Forschungsprojekte einbringen.
Studienangebote und Weiterbildungen im Bereich Sport bieten auch andere Institutionen an. Inwiefern hebt sich der MSc in Physiotherapie mit klinischer Vertiefung Sport von diesen ab?
Die Ausbildung an der ZHAW bietet viele Vorteile. Neben der praxisorientierten und evidenzbasierten Ausbildung werden die Studierenden auch in Forschungsmethoden unterrichtet. Dabei verfolgen wir einen Ansatz, der Theorie und Praxis verbindet. Neben dem Unterricht an der ZHAW absolvieren die Studierenden zwei Praktika. Im ersten werden Forschungsmethoden in der Praxis angewendet und die Masterarbeit aufgegleist. In einem zweiten Praktikum haben die Studierenden die Möglichkeit, ein zweites Forschungsgebiet kennenzulernen oder in Zusammenarbeit mit einem klinischen Partner ihre klinischen Skills bzw. ihr theoretisches Wissen in der Praxis zu vertiefen. Diese Mischung aus klinischen und forschungsmethodischen Inhalten im MSc ist einzigartig im deutschsprachigen Raum. Zudem unterrichten in den Modulen ausgesuchte Expert:innen des Fachbereichs Sport. Die Inhalte zum Schwerpunkt werden so vermittelt, dass die Studierenden die Evidenzlage zur aktiven Rehabilitation kennen und wissen, wo die Wissenschaft diesbezüglich steht. So lernen sie auch, Fragestellungen für zukünftige Untersuchungen zu generieren und zu bearbeiten.
Für wen ist der Schwerpunkt Sport interessant?
Der Schwerpunkt deckt eine breite Palette von Inhalten in der Sporttherapie und der aktiven Rehabilitation ab. Daher ist er sowohl für Physiotherapeut:innen geeignet, die die aktive Rehabilitation im klinischen Alltag fördern wolle als auch für solche, welche sich im Leistungs- und Breitensport positionieren möchten. Sowohl Berufsanfänger als auch erfahrene Physiotherapeut:innen können das in den klinischen Modulen erlernte «Rüstzeug» direkt im Berufsalltag und Training mit Sportler:innen anwenden. Sie profitieren von einer zweifachen Qualifikation: Sie erwerben mit dem MSc einen akademischen Titel und zugleich einen Abschluss als Sportphysiotherapeut:innen. Sie erhalten die notwendigen Instrumente, um Behandlungskonzepte und -pfade zu erstellen und sie können ihre Handlungskompetenzen verbessern. Mit dem MSc-Abschluss sind sie in der Lage, erweiterte Rollenfunktionen zu übernehmen. Das Netzwerk, das während des Studiums aufgebaut werden kann, ist zudem ein ideales Sprungbrett, um später an Forschungsprojekten mitzuarbeiten.
Was erwartet mich, wenn ich diesen Schwerpunkt wähle?
Wir bieten ein modular aufgebautes Programm, welches das Grundlagenwissen aus dem Bachelorstudiengang vertieft und gleichzeitig neue Aspekte behandelt, zum Beispiel Behindertensport, Prävention, Training im Alter bzw. in der Jugend, Sporternährung, Sportpsychologie und erste Hilfe am Spielfeldrand. Das neu erworbene Wissen wird in den Praktika gefestigt: Die Forschungsmethoden werden unter Supervision angewendet. Zudem können die Studierenden je nach Interesse ein Fachkonzept entwickeln, auf die klinische Tätigkeit fokussieren oder Forschung vertiefen. Durch Zusammenarbeit mit erfahrenen Experten aus renommierten Institutionen in der Praxis können wir eine sehr solide, qualitativ hochstehende Ausbildung anbieten.
Wie kann man sich mit einem MSc-Abschluss mit Schwerpunkt Sport im Berufsfeld positionieren?
Die Berufsaussichten nach Abschluss sind sehr gut. Physiotherapeut:innen mit Kompetenzen in der aktiven Rehabilitation sind in der Praxis sehr gefragt. Einsatzmöglichkeiten ergeben sich neben in der Praxis mit sportlichen aktiven und chronisch kranken Patient:innen als auch in der Expertise / Beratung für Institutionen mit Forschungsauftrag. Weitere Einsatzgebiete sind die Betreuung von Sportmannschaften, bei Sportvereinen mit professioneller Betreuung im Bereich Therapie, in der Leitung Sportrehabilitationseinrichtungen oder als Fachverantwortliche für medizinische Trainingstherapie.
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